Villa Oppenheim zeigt die Sonderschau "Stadtlandschaften"
Dümpelnde Kähne am Pier. Dahinter: Bürgerhäuser, hingeduckt vor ersten Mietskasernen. Und dahinter der bauliche Triumph: das hoch aufgeschossene Rathaus Charlottenburg als Inbegriff der Moderne um 1905. "Alte Caprivibrücke" nannte Carl Krafft seine Studie des neuen Zeitgeists neben der vergehenden Ursprünglichkeit. Wenn man ein Bild in der neuen Sonderschau im Museum Charlottenburg-Wilmersdorf auswählen müsste, das den Sprung von der Dörflichkeit in Richtung der heutiger City ausmalt - das wäre es.
Im Zusammenspiel mit 29 anderen Gemälden und Aquarellen ergibt sich eine bisher noch nie gesehene Revue der bekannten Sehenswürdigkeiten und der romantischsten Landschaften. Denn in Charlottenburg-Wilmersdorf war das Urbane nie weit weg von Wasser, Wiesen und Wald.
"Manchmal wussten wir bei den Bildern nicht mehr als den Namen", erzählt Museumsleiterin Sabine Witt vom Durchstöbern des fülligen hauseigenen Archivs. Eine Auslese ist es also, was Besucher jetzt mit dem Titel "Stadtlandschaften" überschrieben finden. Die erste Sonderschau unter Witts Regie.
Besonders einprägsam wirken hier die großformatigen Arbeiten von Friedrich Kallmorgen aus dem Jahre 1914. Betritt man den Ausstellungsraum, findet man zur Rechten seine Studie der noch jungen Gedächtniskirche von der Hardenbergstraße aus betrachtet. Zur Linken die damalige Berliner Straße mit dem stolzen Rathaus Charlottenburg. "Kallmorgens Werke", sagt Witt, "besitzen nicht die Farbgewalt anderer Maler, sind dafür subtil und exakt."
Ein besonderes Faible hatte der aus Hamburg stammende Künstler für die Spielarten von Mobilität. Da schnauft die Stadtbahn über ihre Brücke, während darunter die Tram in Richtung Rathaus rumpelt. Auch Postkutsche und frühe Personenwagen sind mit von der Partie. Und selbst die Menschen stehen mit Rädern in Beziehung - man beachte eine Frau mit Kinderwagen.
Dass innerhalb der Schau ein Schwerpunkt auf Charlottenburg liegt, will Witt nicht bestreiten. Aber sie verweist auch auf die raren Ansichten des Schoeler-Schlösschens mit dem zwischenzeitlich aufgesetzten zweiten Obergeschoss oder auf die Eindrücke vom Rathaus Schmargendorf und des Gastronomie-Idylls bei "Schramm am See" als Hommage an Wilmersdorf.
Den Abschluss des Gemäldereigens bedeuten hingegen Szenen der Zerstörung. "Brennendes Charlottenburg" nannte Willy Nus sein Bildnis des Kriegsinfernos. Ausgebombte Fassaden, zerfressen von Feuer.
Und wer sich beim Begehen der neu bestückten Räume wundert, wo die bisherige Sonderschau "Villa Sorgenfrei" geblieben ist, dürfte sie beim Betreten des Hauses verpasst haben: Sie befindet sich nun nämlich direkt im Foyer. Weiterhin zu sehen ist auch die Dauerausstellung "Westen".
Autor:Thomas Schubert aus Charlottenburg |
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