Arthur Abraham übernimmt Patenschaft für junge Leopardin
Als die schwarze Limousine vorfährt, kauert Shiva im dunklen Versteck. Lauern? Das wäre zu viel gesagt angesichts der zu schmalen Schlitzen verkniffenen gelben Augen. Nein, Shiva ist schläfrig, und dem Tumult vor ihrem Gehege entzieht sie sich wie eine Hauskatze, die einer Nachbarschaftsfete im Wohnzimmer überdrüssig ist.
Arthur Abraham schwingt sich aus dem Wagen, schüttelt dem scheidenden Zoochef Blaszkiewitz die Rechte, hört sich an, um was für ein schönes Tier es sich da bei seinem "Patenkind" handelt. Eine persische Leopardin also, eineinhalb Jahre alt, eines der sanftmütigsten Wesen dieses Hauses. Im Inneren des Raubtierhauses brüllt ein Löwe. Shiva schweigt.
Auch als Abraham dicht an ihr Gitter tritt, mit seinen großen Boxerhänden lockende Bewegungen vollführt - geschieht nichts. "Sie will einfach nicht aus der Deckung kommen", schlussfolgert der amtierende Mittelgewichtschampion der WBO. Weil die Fotografen Bilder brauchen, versucht er sein Glück beim Leoparden im Nachbargehege. Da wird Shiva eifersüchtig und pirscht doch noch aus ihrem Versteck. Jetzt kann Abraham Bekanntschaft schließen mit der jungen Perserin, lässt sich beschnuppern, hält sein kantiges Haupt dicht vor das fast ebenso kraftvolle Antlitz Shivas.
"Wahnsinn, wie lange sie hier sitzt", ruft er in die Menge. Das muss Sympathie sein. Oder ist es der Geruch von Pfleger Detlef Liebschwager, der daneben steht? Jedenfalls haben geschmeidige Leoparden und hartgesottene Boxer in Arthurs Augen etwas gemeinsam: "Beide sind Raubtiere. Beide wollen den Gegner fressen." Den letzte Gegner, den Shiva bei lebendigem Leib verspeist hat, war ein Spatz...
Autor:Thomas Schubert aus Charlottenburg |
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