Berliner Stadtmission organisiert Begräbnis für Kathi B.
Von allen Menschen, die ihr Gutes taten, war Gunter Gabriel einer der klügsten. Kathi B. erlebte ihn bei seinem 2013er Adventskonzert in der Bahnhofsmission am Zoo, saß schwer betrunken in der ersten Reihe, hörte gut zu. "Hey Boss, ich brauch mehr Geld", herrschte sie den Sänger plötzlich mit dessen eigenen Worten an. Und Gabriel zückte das Portemonnaie, gab der "Queen" alle Scheine - als Bonus außerdem einen wichtigen Hinweis: "Aber glaub mal nicht, dass das glücklich macht."
Gunter und Kathi waren an jenem Abend ganz sie selbst, ließen alle anderen Gäste Zeugen werden einer Szene voller Komik und Tragik.
Sieben Monate später wird Kathis Leichnam auf einer Parkbank gefunden. 30 von 49 Jahren hatte sie auf dem Betonboden der Gesellschaft verbracht. Es war eine selbst gewählte Härte, bewältigt mit Schnaps.
Für ihre Familie, die Helfergemeinde vom Zoo, ein harter Schlag. "Sie war eine faire Braut und resolute Frau", erinnert sich Bahnhofsmissionsleiter Dieter Puhl. "Ein guter Mensch." Es ist der Tag, an dem Kathis Familie wieder zur Stelle ist, zum letzten Mal. Mit einem gecharterten BVG-Doppeldecker erreicht der Tross der Bahnhofsmission den Neuen St. Michael Friedhof in Tempelhof, wo Kathis Urne auf sie wartet. "Normalerweise wäre in so einem Fall überhaupt niemand da", sagt Puhl. Doch zur Verabschiedung Kathis sind 70 Freunde angetreten - kein Platz in der Kapelle bleibt leer.
Und die letzten Worte spricht Stadtmissiondirektor Hans-Georg Filker persönlich, beschreibt die Dahingeschiedene den Trauernden als "stachlich-charmant, spielerisch, flirtend, straight und gebrochen".
Kurz darauf liegen Rosen auf dem frischen Grab, harte Männer schluchzen wie Kinder, die blauen Stadtmissionswesten leuchten unter den Zweigen der Friedhofsbäume.
Ralf Sponholz, als mobiler Einzelfallhelfer einer der engsten Weggefährten Kathis, trägt schwarz. "Sie war eine Frau, die ganz viel Beistand brauchte, ihn aber nicht annehmen wollte", erinnert er sich an die 300 Stunden, in denen er versuchte, zu ihr durchzudringen. Doch bei einem von zehn Obdachlosen, das wissen sie am Zoo, ist der Abwehrpanzer zu hart. Kathi B. war die eine.
Autor:Thomas Schubert aus Charlottenburg |
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