Denkmalfreunde bemühen sich weiter um Kant-Garage
Benzingeruch und abgefahrene Reifen, Gerümpel und bröckelnder Beton: Von Monat zu Monat fällt es schwerer, noch einen Wert zu erkennen, hier, in der letzten original erhaltenen 30er-Jahre-Hochgarage Deutschlands. Und genau dieser traurige Eindruck dürfte gewollt sein. Denn Eigentümer Christian Pepper hat mit dem Grundstück nahe des Bahnhofs Charlottenburg sicherlich anders vor als den Erhalt eines Bauwerks, mit dem er kaum Geld verdient.
Davon unbeirrt schmiedet die Initiative zu Rettung der Kant-Garage in seiner Abwesenheit weiterhin Pläne und baut dabei auf ein Netzwerk aus Politikern, Denkmalschützern und Dozenten. "Autosammler suchen und schätzen solche Orte", hofft Stadtentwicklungsstadtrat Marc Schulte (SPD) auf eine Wiederherstellung. "Damit könnte Pepper sich doch rühmen."
Schon aus moralischen Gründen habe er dem Abrissgesuch des Besitzers nicht zustimmen - denn aus seiner Sicht lässt Pepper die Kant-Garage mutwillig verfallen, um einen Abbruch wahrscheinlicher zu machen. Im Herbst gab das Landesdenkmalamt Schulte recht, nachdem sich keine gefährlichen Mängel an Stahl und Beton erkennen ließen.
Dennoch steht das Argument im Raum, eine Sanierung sei "wirtschaftlich nicht zumutbar". Denkmalexperte Matthias Dunger warnt aber davor, dies als Maßstab zu nehmen. Wenn man solche Kriterien anlege, müssten auch die St. Hedwigs-Kathedrale aus dem Stadtbild verschwinden. Selbst die Museumsinsel sei "nicht zumutbar", wenn nur ökonomische Aspekte zum Tragen kommen.
Denkmalschutz verpflichtet - das betont auch KapHag-Gesellschafter Gernot Moegelin. "Man hat hinzunehmen, dass man nicht die bestmögliche Rendite bekommt." Er empfiehlt dem Bezirk, Pepper entgegenzukommen, indem er ihn das Nachbargrundstück einbeziehen lässt, wenn ein neuer Bebauungsplan beschlussreif wird.
Eine vorläufige Abrissverweigerung - das ist aber noch lange keine Rettung, weiß auch Andreas Barz, Gründer der Genossenschaft Studentendorf Schlachtensee und Kopf der Charlottenburger Initiative.
Allen Ideen, die sich von einer Nutzung im Sinne von Automobilkultur entfernen, erteilt er eine Absage, zumal Architekturstudenten vom Umbau zum Kunsthaus oder zur Therme träumen. "Wir müsse behutsam mit dieser Ikone umgehen", fordert Barz. Zunächst einmal will er eine Genossenschaft auf die Beine stellen, mit dem Ziel, die Kant-Garage zu kaufen. Eine andere Lösung sieht er nicht.
Zwar wurde im Publikum des aktuellen Podiumsgesprächs auch der Ruf nach Enteignung laut - aber mit Blick auf die brisante Historie gleich wieder geschluckt. Denn genau dies ist zu Nazizeiten schon einmal geschehen. Auf Kosten eines jüdischen Besitzers.
Autor:Thomas Schubert aus Charlottenburg |
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