Ein Krimi zum Geburtstag
Der Lietzenseepark wird 100 Jahre / Irene Fritsch schenkt ihm ihr neues Buch

Irene Fritsch am Lietzensee, mit ihrem neuesten Werk über den Lietzensee.  | Foto: Matthias Vogel
  • Irene Fritsch am Lietzensee, mit ihrem neuesten Werk über den Lietzensee.
  • Foto: Matthias Vogel
  • hochgeladen von Manuela Frey

Irene Fritsch lebt seit ihrer Kindheit am Lietzensee. Die pensionierte Lehrerin und Autorin hat einen Narren an dem kleinen See und dem Park drum herum gefressen. Und deshalb sind weder Handlung noch Zeitpunkt der Veröffentlichung ihres neuesten Romans „Gefährlicher Reigen am Lietzensee“ ein Zufall.

Im nächsten Jahr nämlich feiert die vom berühmten Gartenbaudirektor Erwin Barth angelegte Grünanlage ihren 100. Geburtstag, das Bezirksamt hat Feierlichkeiten angekündigt.

Die Handlung spielt im Jahr 1919, als Barth mit den Arbeiten begann, kurz nach dem Ende des Ersten Weltkrieges. Und in der Geschichte von Fritsch ist es sogar Barth höchstpersönlich, der die Leiche findet. „Ich habe mir gedacht, anlässlich des Doppeljubiläums – vor 100 Jahren wurden ja auch die ganzen umliegenden Städte an Berlin zu Groß-Berlin angegliedert –, wäre es schön, wenn man etwas zum Blättern in der Hand hätte“, sagt Fritsch. Also legte sie los und in der Tat stillt ihr Krimi nicht nur die Lust auf literarische Unterhaltung, sondern löscht auch den Durst nach historischem Wissen über diesen Teil Charlottenburgs.

Die Atmosphäre, in die ihre „kleine Krimi-Handlung“ – so sagt sie es selber – eingebettet ist, ist authentisch: Die Angst der Menschen vor der ungewissen Zukunft nach dem Wegfall des Kaiserreichs, die fürchterlichen Unruhen, oft Resultat der Streitereien zwischen Kommunisten, Spartakisten und des rechtsradikalen Freikorps, aus dem später SA und SS hervorgingen – alles basiert auf ihrer geschichtlichen Recherche. „Und meine Quellen waren richtig gut“, sagt Fritsch, die nun bereits ihren siebten Roman herausbringt. Große Dienste hätten ihr beispielsweise eine Schulchronik erwiesen, die ein damaliger Direktor gewissenhaft und ausführlich geschrieben habe. Auch die Interviews mit Zeitzeugen, schon in den 70er-Jahren geführt, seien ihr jetzt sehr hilfreich gewesen. „Ich habe damals zum Beispiel mit einer Kirchenschwester gesprochen, die muss 1919 etwa zehn, elf Jahre alt gewesen sein. Sie hat mir von Barrikaden der Spartakisten auch im gut bürgerlichen Charlottenburg berichtet. Das kannte man bis dato nur aus Mitte oder den östlichen Teilen Berlins.“ Der Titel ihres Buches entstand in Anlehnung an das Theaterstück „Reigen“ von Arthur Schnitzler, das 1920 in Berlin uraufgeführt wurde, in zehn erotischen Dialogen die „unerbittliche Mechanik des Beischlafs“ schildert und deshalb zu den größten Theaterskandalen des 20. Jahrhunderts zählt. „Das wurde auch in einem Kellertheater hier am See aufgeführt“, sagt Fritsch, „nicht öffentlich, versteht sich.“

Dieses Buch musste also jetzt einfach geschrieben werden. Weil die Zeit wegen des Jubiläums dafür reif war, weil Irene Fritsch alle zwei Jahre ein Buch auf den Markt bringt, aber auch, weil ein Werk von ihr aus dieser Zeit noch fehlte. „Sonst habe ich ja fast alles durch in meinen Büchern: Sozialismus, die Nazis, die 50er-Jahre, Flüchtlingsprobleme.“ Meist spielte die Handlung ganz oder teilweise am Lietzensee, immer fußten ihre Handlungen auf authentischen historischen Begebenheiten. Das ist es, was Irene Fritsch Spaß macht – recherchieren und dann Fakten und Fiktion verweben. „Wenn ein Buch fertig ist, fühlt es sich fast an, als hätte ich nichts mehr damit zu tun.“

"Gefährlicher Reigen am Lietzensee" von Irene Fritsch kann online über www.textpunktverlag.de bestellt werden. ISBN 978-3-938414-64-4.

Autor:

Matthias Vogel aus Charlottenburg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

7 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
Gallensteine sind ein häufiges, aber oft unterschätztes Gesundheitsproblem.  | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Patienten fragen
Steine in der Gallenblase – was nun?

Gallensteine sind ein häufiges, aber oft unterschätztes Gesundheitsproblem. Etwa jede fünfte Person in Europa ist betroffen, und fast die Hälfte entwickelt im Laufe des Lebens Beschwerden. Diese äußern sich meist in Form von wiederkehrenden Schmerzen, insbesondere im rechten Oberbauch. In einigen Fällen können Gallensteine zu ernsthaften Komplikationen wie einer Entzündung der Gallenblase führen. Die bevorzugte Therapie bei Beschwerden ist die operative Entfernung der Gallenblase – in der Regel...

  • Reinickendorf
  • 12.02.25
  • 411× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Informieren Sie sich über Intensivmedizin. | Foto: 2022 Tomasz Kuzminski

Infoabend am 11. Februar
Grenzen und Möglichkeiten der Intensivmedizin

Die Intensivmedizin hat erstaunliche Fortschritte gemacht und bietet schwerstkranken Patienten Überlebenschancen, die früher undenkbar waren. Doch wo liegen die Grenzen dieser Hochleistungsmedizin? Welche technischen, personellen und ethischen Herausforderungen gibt es? Besuchen Sie unseren Infoabend mit Priv.-Doz. Dr. Stephan Kurz und erfahren Sie, wie intensivmedizinische Maßnahmen Leben retten, aber auch komplexe Entscheidungen erfordern. Was geschieht, wenn Therapieoptionen ausgeschöpft...

  • Reinickendorf
  • 29.01.25
  • 1.018× gelesen
Gesundheit und Medizin
Das Dominikus Krankenhaus informiert zur Robotik-Chirurgie bei Hüft- und Knieschmerzen. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Moderne Behandlung bei Hüft- und Knieschmerzen
Informationsabend Robotik-Chirurgie

Hüft- und Knieschmerzen beeinträchtigen die Lebensqualität und werden oft durch Verschleiß, Unfälle oder Fehlstellungen verursacht. Moderne Technologien wie die Robotik-Chirurgie bieten neue Möglichkeiten für eine präzisere und minimalinvasive Behandlung. Am 4. Januar laden wir Sie herzlich zu einem Informationsabend ein, bei dem Chefarzt Tariq Qodceiah, Leiter des Caritas Hüftzentrums, die Vorteile der Robotik-Chirurgie bei Hüft- und Knieschmerzen erläutert. Er erklärt, wie diese innovative...

  • Reinickendorf
  • 12.02.25
  • 614× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.