Ein Oldtimer in "Mittelerde": Weltumrunderin Heidi Hetzer hat Neuseeland erreicht
Gasgeben, egal was kommt. Heidi und "Hudo" brausen durch alle Zeit- und Klimazonen. Sie schnaufen über Pisten, auf denen alle anderen Verkehrsteilnehmer Kühe sind. Sie widerstehen Wüstenhitze, meistern Bergpässe in Höhen, wo das Kühlwasser zu gefrieren droht. Autokennzeichen "B" in Beijing und im Outback. Der Hudson Great Eight kam seit der Abfahrt in Berlin im Sommer 2014 überall durch, auf wundersame Weise. Und wäre seine 20er-Jahre-Technik nicht so leicht zu reparieren - der Wunsch anzukommen bliebe wohl hoffnungslos.
Heidi Hetzer war Opel-Händlerin, fuhr Autorennen. Mit 77 Jahren ging sie auf Odyssee. 58 Länder in 24 Monaten, das ist das Ziel. Internetfotos zeigen "Hudo" auf Hebebühnen, in Scheunen, in Obhut freundlicher Tüftler. Der tattrige Sympathieträger weckt offenbar so etwas wie Beschützerinstinkt. Dabei fährt die Charlottenburgerin nicht gleich wegen jedem Ölklecks in die Box. "Jeder alte Mann ist unten ein bisschen undicht", winkt sie ab. "Das kann schon mal passieren." Selbst gravierende Technikprobleme waren bislang immer lösbar. Und sind es nicht gerade die Rückschläge, die für Spannung sorgen?
War die Resonanz zu Beginn noch überschaubar, finden nun sogar die "Tagesthemen" Gefallen an der spektakulären Reise auf den Reifenspuren der Pionierin Clärenore Stinnes. "Es ist doch toll, mal zwei Jahre weg zu sein. Jedes Mädchen kann das tun", sagt Hetzer. Doch junge Menschen am Wegesrand bleibt meist nichts anderes übrig als ehrfurchtsvoll zu staunen. "Wow, crazy!", ruft ein verdatterter Chinese, als er von Heidis Herkunft erfährt. Autogramme schreiben und Posieren für Erinnerungsfotos sind bei fast jedem Tankstop Pflicht.
Der Osterritt quer durch Australien von Perth nach Melbourne war aber wohl zu viel des Guten. Herzprobleme - natürlich nur bei "Hudo". Ihn trieb bereits der zweite Motor. Und weil der nach 30 000 Kilometern ebenfalls schwächelte, transplantierten ihm australische Schrauber eben wieder jenes reparierte Aggregat, das beim Start in Berlin unter der Haube steckte. "Hudo" schnauft wieder, Heidi hatte mal wieder Glück. Das bleibt ihr treu - anders als die vielen Copiloten, die Heidi alle wieder heim schickte.
Und nun? Weiter Gas geben. Vorbei an saftigen Wiesen und Bergkuppen, vor denen man den "Herren der Ringe" drehte. Dann eine ganz große Schifffahrt. Beim Übersetzen von der Südinsel Neuseelands nach Los Angeles nimmt "Hudo" die längste Verschnaufpause seiner langen Reise. Auf Wiedersehen in Amerika.
Autor:Thomas Schubert aus Charlottenburg |
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