Bleibe im Brennpunkt-Viertel: Leere Poelchau-Schule wird Heim für Flüchtlingsfamilien
Charlottenburg-Nord. Schluss mit Leerstand: Das Lageso beschlagnahmt den früheren Sitz der Poelchau-Schule am Halemweg zur Unterbringung von Flüchtlingen. Nach den Herbstferien ziehen die ersten Bewohner ein – hauptsächlich Familien mit kleinen Kindern.
350 neue Nachbarn hat nun auch ein Ortsteil in Aussicht, den es Mühe kostet, mit dem Wohlstand der City West Schritt zu halten. Es handelt sich um Flüchtlinge. Und ihre Bleibe wird das leergezogene Domizil der Poelchau-Schule.
Anfang November, das steht nach einer Infoveranstaltung des Bezirksamts fest, werden hier Familien einen Ort finden, um von ihrer langen Reise auszuruhen. Und die Reaktionen der Bürger? Sie fielen bei der Versammlung sehr zwiespältig aus. „Wissen Sie, in welchem Kiez wir leben?“, rief eine Frau den Verantwortlichen entgegen. „Das ist eine Brennpunktgegend!“ Und der Mitarbeiter einer Sicherheitsfirma verglich Flüchtlinge mit „Raubfischen“ in einem „sensiblen Terrain“.
Bürgermeister Reinhard Naumann (SPD) sieht seinen Heimatkiez für die neue Situation aber sehr wohl als geeignet an. Zum einen gebe es neben dem Schulbau ein Familienzentrum, zum anderen sei die Dichte an Sozialarbeitern so hoch wie nirgends sonst im Bezirk. Denen, die Asylbewerber als bedrohlich empfinden, macht Naumann einen Vorschlag: „Sie sind eingeladen, sich in bestehenden Einrichtungen ein Bild zu machen.“
Obwohl Charlottenburg-Wilmersdorf mit sieben Flüchtlingseinrichtungen die höchste Last aller Berliner Bezirke trägt, sei noch kein Zwischenfall bekannt geworden, wendet auch Sozialstadtrat Carsten Engelmann (CDU) ein. Wenn es doch Konflikte geben sollte, sei es möglich, sie mit der Polizei zu lösen.
Über den Träger des Heims am Halemweg war bis Redaktionsschluss noch nichts bekannt. Laut Sven Lemiss vom Berliner Immobilienmanagement werden derzeit die alten Labore der Schule umgerüstet und mit 30 Duschen ausgestattet. Trotz Asbestbelastung des Baus besteht keine Gefahr, weil es sich um eine gebundene Variante des Stoffs handelt. Staatssekretär Dirk Gerstle wies Kritiker der Entscheidung noch einmal auf den nahenden Winter hin: „Es geht um den Schutz von Leib und Leben.“ tsc
Autor:Thomas Schubert aus Charlottenburg |
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