Charlottenburger Fische sind quicklebendig

Friert der Mensch, krepiert womöglich der Fisch: In den Gewässern des Bezirks wie im Lietzensee – oder hier im Schlosspark Charlottenburg – droht im Winter Sauerstoffmangel. Nicht so in diesem Jahr. | Foto: Thomas Schubert
  • Friert der Mensch, krepiert womöglich der Fisch: In den Gewässern des Bezirks wie im Lietzensee – oder hier im Schlosspark Charlottenburg – droht im Winter Sauerstoffmangel. Nicht so in diesem Jahr.
  • Foto: Thomas Schubert
  • hochgeladen von Thomas Schubert

Charlottenburg. Barsche, Rotfedern, Hechte – im Lietzensee tummeln sich Fische in verblüffenden Mengen. Und wenn eine Eiskruste die Oberfläche überzieht, drohen die Tiere an Luftnot zu krepieren. In diesem Winter aber herrschte trotz klirrender Kälte keine Lebensgefahr.

Den Fischen – soviel sei gleich gesagt – geht es in diesem Winter besser als besorgte Zeitgenossen auf der anderen Seite des Eises vermuten würden. Unvergessen: Das Massensterben der schuppigen Charlottenburger unter dem Eispanzer des Winters 2009/2010. Damals kamen zwei Faktoren zusammen, die in dieser Kombination tödlich wirkten: Erstens die flächendeckende Überfrierung des Sees mit der Folge von sinkendem Sauerstoffgehalt. Zweitens die enorme Menge der Seebewohner. Sie atmeten sich sozusagen gegenseitig die Luft weg. Und trieben deshalb in einer solchen Zahl mit den Flossen nach oben, dass Parkbesucher eine Verseuchung vermuteten.

Gute Überlebenschancen

Und diesem Jahr? Da atmet die ungleich kleinere Population ungefährdet auf, wie Umweltstadtrat Oliver Schruoffeneger (Grüne) auf Anfrage in der BVV mitteilen konnte. Sorgen um die Überlebenschancen der Grundgänger hält er trotz Wochen des Frostes für unbegründet. Die Kombination aus „zu hohem Fischbesatz und zu kalten Temperaturen“ sei bis zum Frühling auch nicht mehr zu erwarten. Den übliche Bestand an Rotfedern, Gründlingen, Hechten und Barschen nannte er „gesund und voll existent“.

Dennoch wollten es mehrere Bezirksverordnete genauer wissen und fragten nach, ob man den Sauerstoffgehalt nicht vorsorglich messen lassen könnte. „Eine solche Messung allein würde das Fischsterben nicht verhindern“, erwiderte Schruoffeneger. Im Allgemeinen seien solchen Analysen zur Wasserbeschaffenheit nur in Badegewässern üblich. Und dies allenfalls in Sommer.

Wenn man denn behördlich in den natürlichen Kampf ums Überleben eingreifen will, muss dies im Herbst geschehen. Dann könnte bei besonders argem Getümmel ein kontrolliertes „Abfischen“ durch Angler geboten sein. Oder man setzt verstärkt Raubfische aus, in der Hoffnung, dass sie großen Appetit entwickeln.

Der Mensch ist machtlos

Alle winterlichen Maßnahmen sind laut Schruoffeneger mit Mankos behaftet. „Beim Hacken von Löchern ins Eis fühlen sich die wechselwarmen Tiere eher in ihrer Ruhe gestört“, führte er aus. Und das künstliche Einleiten von Frischluft ins Wasser bewirke eine Aufwirbelung des Schlamms auf dem Grund. Die Folge: Fische japsen vor lauter Schmutz nach Luft.

Und so kann die Erkenntnis nur lauten: Der Mensch ist machtlos über Gedeih und Verderb des Charlottenburger Fischs. Dieses Geschöpf braucht zum Überwintern einfach etwas Glück. tsc

Autor:

Thomas Schubert aus Charlottenburg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

Eine/r folgt diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
 Ist Ihr Herz gesund? Informieren Sie sich am 20. November über Herzschwäche und wie man sie erkennt und behandelt. | Foto: Caritas-Klinik Maria Heimsuchung

Infos über Herzinsuffizienz
Vortrag: „Herzschwäche erkennen und behandeln“

Die Caritas-Klinik Maria Heimsuchung lädt Sie herzlich zu einem informativen Vortrag am 20. November 2024 von 17 bis 18 Uhr ein. Unter dem Titel „Stärke dein Herz – Herzschwäche erkennen und behandeln“ erfahren Sie Wissenswertes über die frühzeitige Erkennung und moderne Behandlungsmöglichkeiten der Herzinsuffizienz. Dr. med. Philipp Krauser, Facharzt für Innere Medizin und Kardiologie sowie Oberarzt im Caritas Kardiozentrum Berlin, wird in dem Patienteninformationsabend auf die typischen...

  • Pankow
  • 30.10.24
  • 415× gelesen
WirtschaftAnzeige
Tätowierungen sind eine Kunst mit jahrtausendealter Geschichte, die über Jahrhunderte hinweg die Körper der Menschen schmückte. Doch der Beruf des Tätowierers ist nicht nur kreative Arbeit. Es ist ein anspruchsvolles und faszinierendes Handwerk. | Foto: VEAN TATTOO
3 Bilder

VEAN TATTOO
Tätowierer: einer der gefragtesten Berufe unserer Zeit

Tätowierungen sind eine Kunst mit jahrtausendealter Geschichte, die über Jahrhunderte hinweg die Körper der Menschen schmückte. Doch der Beruf des Tätowierers ist nicht nur kreative Arbeit. Es ist ein anspruchsvolles und faszinierendes Handwerk, das nicht nur künstlerische Fähigkeiten, sondern auch ein tiefes Verständnis des gesamten Prozesses erfordert. In diesem Artikel wird VEAN TATTOO Ihnen die Welt der Tätowierkunst näherbringen und erläutern, warum der Beruf des Tätowierers heute zu den...

  • Mitte
  • 28.10.24
  • 534× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Leiden Sie unter anhaltenden Knie- oder Hüftschmerzen? Erfahren Sie, wie Sie mit modernsten Methoden Ihre Mobilität zurückgewinnen. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Infoabend am 12. November
Leben ohne Knie- und Hüftschmerzen

Leiden Sie unter anhaltenden Knie- oder Hüftschmerzen, die jeden Schritt zur Qual machen oder Ihnen sogar in Ruhe keine Erholung gönnen? Es muss nicht so bleiben! Besuchen Sie unseren Infoabend "Leben ohne Knie- und Hüftschmerzen: Schonende & komfortable OP-Methode!" und erfahren Sie, wie Sie mit modernsten Methoden Ihre Mobilität zurückgewinnen – schonend, effektiv und ohne Angst vor einem Eingriff. Expertenwissen kommt beim Infoabend am 12. November aus erster Hand: Tariq Qodceiah, Chefarzt...

  • Reinickendorf
  • 01.11.24
  • 268× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für rund 105.000 Haushalte im Bezirk Lichtenberg baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom
2 Bilder

Telekom macht's möglich
Schnelles Glasfasernetz für Lichtenberg

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes im Bezirk Lichtenberg auf Hochtouren. Damit können rund 105.000 Haushalte und Unternehmen in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Karlshorst, Lichtenberg und Rummelsburg einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Schnell sein lohnt sich Wer jetzt einen Glasfaser-Tarif bei der Telekom beauftragt, gehört...

  • Bezirk Lichtenberg
  • 30.10.24
  • 393× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.