City bald ohne Toiletten? Berliner Senat will Werbung und WCs strikt trennen
Berlin. Die Stadtwerbung, über die die Wall GmbH bislang die City Toiletten finanziert, ist neu ausgeschrieben worden. Die Zahl der WCs könnte damit erheblich schrumpfen.
Wall betreibt mehr als 200 öffentliche Toiletten in Berlin und bekommt dafür statt Geld Werbeflächen zur Verfügung gestellt. Doch diese Kopplung ist dem Senat ein Dorn im Auge. So wurde der Vertrag mit Wall nicht verlängert; er läuft noch bis Ende 2018.
Der Senat plant nun eine Neu-Ausschreibung. Wall hat angekündigt, unter neuen Bedingungen nicht mehr mitzumachen. Nun werden Befürchtungen laut, dass es künftig nicht mehr so viele und vor allem so viele barrierefreie öffentliche Toiletten geben wird wie derzeit. Stephan Schmidt, CDU-Politiker und Mitglied des Abgeordnetenhauses, hat eine Online-Petition gestartet, um die City-Toiletten in ihrer Zahl zu erhalten.
Für unverzichtbar hält das auch der Berliner Landesbeauftragte für Menschen mit Behinderung, Jürgen Schneider. Aus seiner Sicht ist das bisherige System der funktionierenden, gut zugänglichen und sauberen Toiletten an vielen Orten der Stadt gerade für ältere und behinderte Menschen im Alltag eine große Hilfe. „Ich verstehe nicht, warum die Kopplung von Werbung und öffentlichen Toiletten hinterfragt werden muss“, sagt Schneider. „Wenn an den Toiletten Werbung hängt, mit der der Betreiber Geld verdient, hat er doch ein viel größeres Interesse daran, dass der Ort sauber und ordentlich ist.“
Das sieht die Senatsverwaltung für Umwelt jedoch anders. „Wo in der Stadt Toiletten stehen, darf nicht davon abhängen, ob und wo ein werbetreibendes Unternehmen Werbeflächen nutzen will“, sagt Sprecher Matthias Tang. Man wolle beide Themen entkoppeln. Die Ausschreibung von Toi-letten soll separat von der Ausschreibung von Werbeflächen erfolgen. jtw
Autor:Jana Tashina Wörrle aus Charlottenburg |
6 Kommentare
Die Karriere von Hans Wall begann mit den Worten: "Das kann ich besser!"
Wenn wir auch nur einen einzigen Politiker im roten Senat hätten, der das von sich sagen könnte, dann hätte Berlin noch eine Chance.
Hans Wall, Götz W.Werner (dm) um nur zwei zu nennen, sollten uns regieren. Dann würde die Welt nicht mehr über uns lachen, sondern man würde uns wieder bewundern.
Das die Werbung an öffentlichen Toiletten nicht mehr gewollt ist, könnte von einem Bürgermeister aus dem Roten Rathaus vor 1990 stammen.
Also alle Berliner und Berlin-Touristen rein ins Rote Rathaus wenn´s drückt!
Herr Wall hat sich vor Jahrzehnten bereit erklärt, mit einer für alle Beteiligten optimalen Lösung (kostenlos für den Senat, Werbefläche für Wall) dieser unseren Weltstadt aus dem Schmuddelimage öffentlicher Toiletten heraushelfen. Und das ist ihm richtig gut gelungen! Dafür gebührt ihm ordentlicher Dank. Öffentliche Toiletten wurden einfach geschlossen, wenn dem Senat die Kosten zu hoch wurden oder Vandalismus gewütet hat. Der U-Bahnhof Richard-Wagner-Platz ist ein Beispiel oder viele der alten "Cafe Achteck".
Die Wall-Toiletten sind attraktiv und auf Weltstadtniveau.
Sie werden gepflegt und sind immer in einem Zustand der aussieht, als wären sie gerade erst aufgestellt. Und darüberhinaus macht Wall noch viel mehr Stadtmobiliar.
Wall ist Mäzen für viele wunderbare Dinge. Ich denke es wäre mal angebracht solchen Menschen (und Unternehmen) zu Danken und das Geleistete anzuerkennen.
Stattdessen wird ihnen mal wieder vor den Kopf geschlagen. Der Senat sollte zusehen sich um die Dinge zu kümmern, die nicht funktionieren und da fällt jedem Berliner sicher eine ganze Menge zu ein.
Wall ist kein Problem, sondern eine Lösung.
Liebe Fa. Wall,
die absolute Mehrheit der Berliner und Gäste steht hinter ihnen. Stellvertretend für diese möchte ich Ihnen Danke sagen.
Für das Engagement, die Ideen und ihre Zuverlässigkeit.
Macht weiter so.
Ich breche mal eine Lanze für den Senat.
Haben sie 21 Standorte für Werbetafeln in der Handhand? Natürlich nicht irgendwo, möglichst 1A-Lage. Nein? Das ist aber schade - dann wird das leider nichts mit einer zusätzlichen, barrierefreien City-Toilette!
Ich saß in der letzten Wahlperiode in der BVV Treptow-Köpenick - und wann immer der Wunsch nach neuen Toiletten aufkam, musste damit vertröstet werden. Denn der Deal zwischen Senat und Wall war nicht bar, sondern in Form von Werbestandorten.
Siehe dazu auch meine Anfrage (insb. Antwort zu Frage 5):
http://www.berlin.de/ba-treptow-koepenick/politik-und-verwaltung/bezirksverordnetenversammlung/online/ka020.asp?KALFDNR=2610
Die Folge war, dass viele Menschen enttäuscht waren. Und das war keine finanzielle Frage, sondern rein eine rechtliche. Daher ist das, was der Senat nun tut, völlig richtig: Zwei Dinge voneinander entkoppeln, die nichts miteinander zu tun haben. Das hätte schon der rot-schwarze Senat anstoßen müssen, das Ende des Knebelvertrages war ja bekannt. Hat er nicht. Nun drängt die Zeit.
@Ralf: Es geht nicht um Werbung in den Toiletten selbst, sondern um Tafeln im Straßenland.
@Matthias: Wall ist Lösung und Problem zugleich.