Computer behindern die Wahl: Bezirk muss vor dem Urnengang Softwarepannen meistern – mit Manpower
Charlottenburg-Wilmersdorf. Erst sorgte die neue Computersoftware für Chaos in den Bürgerämtern. Jetzt bereitet auch das Erstellen der Wahlunterlagen massive Probleme. Und der Bezirk wiegt den Zeitverlust durch technische Hürden mit menschlichem Einsatz auf.
Nur noch der Sommer trennt die Berliner von der Möglichkeit, ihre Stimmen abzugeben. Am 18. September entscheiden sie über die Machtverhältnisse im Abgeordnetenhaus und in der Bezirksverordnetenversammlung (BVV). Und die Wahlunterlagen? Sie sind in Arbeit. Das ist die gute Nachricht. Die schlechte: Das Bezirksamt muss es mit händischer Arbeit wettmachen, dass seine neue Computersoftware "Vois" eklatant versagt.
Briefköpfe fehlen
Auf Anfrage der Grünen schilderte Stadträtin Dagmar König (CDU), mit welchen Schwierigkeiten man in ihren Reihen zu kämpfen hat. So dauert das Drucken eines einzigen Formulars 40 Sekunden statt der früheren zehn. Adressangaben der Wähler und ganze Briefköpfe fehlen. Und Strichcodes, die in eine Ecke passen sollen, nehmen das halbe Dokument ein. Wessen Name einen Umlaut beinhaltet, den straft das System mit Missachtung. „Ich würde wohl selbst nicht mitwählen können“, nimmt es König sarkastisch. „Wir haben noch einen weiten Weg vor uns, bis die Software eine Unterstützung ist“, mokiert sich König über die Neuerung, die das Land Berlin als Fortschritt verkaufen wollte.
Wenn am Ende alles gut geht und die Bürger ihre Wahlbescheinigungen erhalten, ist dies dem Einsatz der Behördenmitarbeiter zu verdanken. Während andere Bezirke überlegen, ganze Bürgerämter zu schließen, um mit diesen Kollegen die Vorbereitung zu meistern, stellt Charlottenburg-Wilmersdorf lieber kurzzeitig externe Fachkräfte ein.
„Die Wahl findet statt“
„Die Wahl findet statt“, legt sich die Stadträtin deshalb fest. Und sie bittet um Verständnis, dass die Behebung von Computerpannen für Belange des Urnengangs jetzt Vorrang hat gegenüber der Aufmerksamkeit für das Softwareversagen in den Bürgerämtern. Es ist jetzt zwar seltener als vor Monaten, aber immer noch möglich. Was den Grünen-Verordneten Ansgar Gusy zum Schluss führt: „Hier hätten Berliner Start-ups die Chance, den Zustand der Stadt zu verbessern.“ tsc
Autor:Thomas Schubert aus Charlottenburg |
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