Stuttgarter Platz
Fahrradparkhaus weckt Hoffnung auf Drogenkonsumraum
Die SPD hat in der jüngsten BVV erneut ihren Wunsch nach einem Drogenkonsumraum am Stuttgarter Platz formuliert. Damit läuft sie bei den anderen Fraktionen und beim Bezirksamt seit Jahren offene Türen ein. Doch noch immer fehlt ein möglicher Standort.
Seit 2011 machen sich die Sozialdemokraten stark für einen stationären Raum, in dem Drogenabhängige offiziell ihrer Sucht nachgeben dürfen. Ziel ist es, gleichermaßen Anwohner und Suchtkranke zu schützen. Kiezbewohner wären nicht mehr mit dem oft unvermittelten Konsum in mehr oder weniger geschützten Ecken des „Stuttis“, dem Verhalten von auf Entzug befindlichen Drogenabhängigen und herumliegenden Spritzen konfrontiert. Den Suchtkranken könnten hygienische Bedingungen, ärztliche Betreuung und Hilfe durch Sozialarbeiter angeboten werden.
Ein Drogenkonsumraum an dieser Stelle sei noch immer dringend nötig, sagt der SPD-Bezirksverordnete Norbert Wittke. Auf Nachfrage der Berliner Woche bestätigt Stadtrat Arne Herz (CDU), Leiter der Abteilung Ordnungsangelegenheiten: „In unserem Bezirk ist der Stuttgarter Platz nach wie vor der Ort, der am stärksten von Drogenkonsumenten frequentiert und durch Drogenkonsum belastet ist.“ Wittke hofft auch, dass es durch die Hilfe wenigstens einigen der Drogenabhängigen gelingt, clean zu werden.
In den Fraktionen besteht Einigkeit: Der Raum muss her, zumal sich solche Einrichtungen in Mitte und Kreuzberg bewährt haben. Dazu gibt es keinerlei Vorwürfe der SPD an das Bezirksamt, auch wenn sie in ihrem Antrag die Verwaltung auffordern, unverzüglich zu handeln. „Alle Abteilungen waren und sind sehr bemüht“, sagt Wittke. Sogar die Finanzierung stünde. Herz gibt den Status quo durch: „Im Doppelhaushalt des Landes Berlin sind für das Jahr 2018 und 2019 jeweils Mittel für einen Drogenkonsumraum vorgesehen. Aktuell gibt es aber leider, trotz umfangreicher Suche am Stuttgarter Platz, keinen Standort und/oder keine geeignete Immobilie für einen stationären Drogenkonsumraum.“
Schräg gegenüber vom Haupteingang des Bahnhofs Charlottenburg ist ein Fahrradparkhaus geplant. Das macht der BVV Hoffnung, denn dort wäre dann auch Platz für einen Drogenkonsumraum. „Ende des Jahres erwarten wir die Ergebnisse einer laufenden Machbarkeitsstudie“, sagt Stadtrat Oliver Schruoffeneger (Grüne), Leiter der Abteilung Stadtentwicklung. „Es wird geprüft, ob der Bahnhof Charlottenburg den Bahnhof Zoo als zentraler Ausgangspunkt offiziell angebotener Fahrradtouren ablösen kann und ein Fahrradparkhaus an dieser Stelle Sinn macht.“ Die Finanzierung eines Drogenkonsumraums durch die zuständige Senatsverwaltung ist an eine geeignete Immobilie gekoppelt. Würde mit dem Fahrradparkhaus im Jahr 2019 begonnen werden, könnten Landesmittel abgeschöpft werden.
Bis Platz gefunden oder gebaut ist, bietet der Verein Fixpunkt, der beim Betreiben einer stationären Lösung laut Wittke gerne behilflich wäre, weiterhin montags bis freitags von 14 bis 18 Uhr seinen mobilen Drogenkonsumraum an der Ecke Stuttgarter Platz und Lewishamstraße an. Wittke bittet die Anwohner um Verständnis für die Suchtkranken in ihrem Kiez: „Menschen wie du und ich, die aus irgendwelchen Gründen, etwa durch schwere Schicksalsschläge, auf die falsche Bahn geraten sind.“
Autor:Matthias Vogel aus Charlottenburg |
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