"Wir dürfen nicht vergessen!"
Installation „Testament of Bucha“ soll auch in anderen deutschen Städten gezeigt werden

 Andriy Radnyuk (links) und Roman Semenyshyn-Braescu sind die Initiatoren der Aktion.  | Foto:  Dmytro Kubriak
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  • Andriy Radnyuk (links) und Roman Semenyshyn-Braescu sind die Initiatoren der Aktion.
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Es war ein eindrückliches Bild, das nur schwer aus dem Kopf geht: Über drei Wochen stand ein ausgebranntes Autowrack auf dem George-Grosz-Platz am Ku’damm. Dort, wo normalerweise Menschen flanieren und einkaufen. Als Mahnmal „Testament of Bucha“ konfrontierte der zerschossene VW-Transporter die Passanten mit diesem schrecklichen Ereignis aus dem Krieg in der Ukraine.

Während der russischen Besetzung von Butscha endete der Fluchtversuch für die 53-jährige Tamila Mishchenko, ihre 14-jährige Tochter Hanna sowie zwei weitere Frauen tödlich, als russische Schützenpanzer noch in der Stadt das Feuer auf ihren Wagen eröffneten. Andriy Radnyuk und Roman Semenyshyn-Braescu, die beide kurz zuvor in die ukrainische Territorialverteidigung eingetreten und in der Nähe von Butscha stationiert waren, erfuhren von der Tragödie, als sie nach Abzug der russischen Soldaten die vielen Autowracks in Butscha sichteten. Ihre Idee war, durch die Installation des zerstörten Autos mitten in Berlin dieses Kriegsverbrechen und die Realität des Krieges in der Ukraine ins Bewusstsein der Menschen zu bringen.

Viele Passanten verweilten an der Installation mit dem durch russische Schützenpanzer zerschossenen Autowrack. | Foto:  Töpperwein
  • Viele Passanten verweilten an der Installation mit dem durch russische Schützenpanzer zerschossenen Autowrack.
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Unterstützt wurde das ukrainisch-deutsche Projekt vor Ort von Oleksandr Shpak, Balletttänzer am Staatsballett Berlin, sowie von der Gesellschaft für rechtsstaatliches Bewusstsein Regnum Legis und dem Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf. Die Schirmherrschaft übernahm der damalige ukrainische Botschafter in Deutschland, Andriy Melnyk. Parallel zu dieser Installation, die einen Monat lang bis Mitte September zu sehen war, präsentierte das ukrainische Künstlerkollektiv Ukrainian Cultural Community (UCC) bei der Kunstauktion „Testament of Hannah“ Bilder der 14-jährigen Hannah Mishchenko. Zwei der sieben Gemälde sind mittlerweile verkauft worden; der Erlös kommt den Familienangehörigen der Opfer in der Ukraine zugute.

Die Resonanz beider Aktionen beurteilt Andriy Radnyuk als durchaus positiv. „Wir schätzen die Besucherzahlen am Autowrack auf rund 300 Menschen täglich, darunter waren nachweislich viele bekannte Influencer und Politiker.“ Er selbst sei während dieser Zeit im persönlichen Austausch mit Besuchern vor Ort überrascht gewesen, wie hoch der Kenntnisstand in Berlin in Bezug auf die aktuellen Ereignisse in der Ukraine sei, so Radnyuk.

Eine Tafel neben dem Wrack informierte über die tragischen Ereignisse in Bucha. 
 | Foto: Dmytro Kubriak
  • Eine Tafel neben dem Wrack informierte über die tragischen Ereignisse in Bucha.
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Gleichwohl werde unterschätzt, dass der ukrainisch-russische Konflikt eine Jahrhunderte alte Vorgeschichte habe, die weniger bekannt sei. „Umso wichtiger ist es, dass die Ausstellung fortgeführt wird“, sagt Andriy Radnyuk. „Wir wollen das ‚Testament of Bucha‘ auch in anderen Teilen Deutschlands präsentieren, so zum Beispiel in Städten wie Dresden, Düsseldorf, Köln, Hannover und Stuttgart.“ Für die Organisation suchen er und seine Mitstreiter derzeit vor allem Kontakte und Helfer in anderen Städten.

Und was ist für die Initiatoren letztlich die wichtigste Botschaft des „Testaments of Bucha“? „Dass dieser schreckliche Krieg niemals in Vergessenheit geraten darf, weil er uns alle angeht. Denn die Freiheit Europas steht auf dem Spiel und wird momentan in der Ukraine verteidigt“, sagt Andriy Radniuk.

Weitere Informationen über das Projekt sowie Kontaktmöglichkeiten für eine Unterstützung finden sich im Internet unter www.testamentofbucha.com.

Autor:

Michael Vogt aus Prenzlauer Berg

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