Örtchen der Vielfalt: Verwunderung über erste Unisex-Toilette in der City West
Charlottenburg-Wilmersdorf. Für Männlein? Für Weiblein? Für alle und jeden! Das neue Unisex-Klo im Erdgeschoss des Rathauses Charlottenburg geht neue Wege in Sachen Erleichterung. Und nach Ansicht der Antragsteller braucht es davon noch mehr.
Wenn beim Bibliotheksbesuch die Blase drückt, könnte es dieser Tage geschehen, dass man ins Stutzen kommt. Denn das nächstgelegene stille Örtchen, zwischen Heinrich-Schulz-Bibliothek und dem Ostausgang des Rathauses gelegen, firmiert ab sofort unter neuen Schildern.
Links liegt wie gehabt das Damen-Klo. Und rechts, neben der Jugendstil-Figur eines pinkelnden Knaben, ein Lokus für alle, die sich nicht festlegen wollen. Das erste Unisex-Klo im Bezirk, markiert mit einem entsprechenden Schriftzug und doppelt bebildert mit Männlein und Weiblein. Trans- und Bisexuelle sollen dort so ungestört ihre Geschäfte verrichten können wie alle anderen Menschen auch. Unterschieden wird hier nicht. Und deshalb gibt es bei diesem ehemaligen Herren-Klo auch keine baulichen Veränderungen, was Rathausbesuchern, die mit dem Konzept nicht vertraut sind, reihenweise verwundert. „Nach jetzigem Stand wird es Umbauten auch nicht geben“, sagt die für Immobilien zuständige Stadträtin Dagmar König (CDU). Hier wurde gemäß eines BVV-Beschlusses nur eine Umwidmung veranlasst. Mit Anbringung der neuen Schilder habe jetzt eine „Prüfphase“ begonnen – entsprechend des Antrags, den alle politischen Lager mitgetragen haben.
Mit besonderem Nachdruck vorangetrieben wird das Konzept von Toiletten, die niemanden diskriminieren, jedoch von Linken und der Piraten. Und dort beruft man sich wiederum auf Erkenntnisse von Institutionen wie dem Verein „Transinterqueer“. Dort sind Fälle bekannt, in denen Transsexuelle beim Besuch von herkömmlichen Toiletten Beschimpfungen und gewalttätige Übergriffe erdulden mussten.
Taten, die sich in abschließbaren Unisex-Toiletten wohl nicht mehr ereignen werden. Bei Umwidmungskosten von unter 100 Euro pro Klo steht für Pirat Siegfried Schlosser fest, dass das Experiment im Rathaus „nur der Anfang eines Weges“ ist. Und Marlene Cieschinger (Linke) fordert „mindestens eine Unisex-Toilette auf jeder Etage“. tsc
Autor:Thomas Schubert aus Charlottenburg |
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