Zwischen Konsum und Protest
Reihe „Mein Kiez. Geschichte(n) des geteilten Berlins“ geht weiter
Die Reihe „Mein Kiez. Geschichte(n) des geteilten Berlins“ des Berliner Beauftragten zur Aufarbeitung der SED-Diktatur (BAB) wird im August in Charlottenburg fortgesetzt. Auf dem Programm stehen Stadtspaziergänge, ein Kiezgespräch und ein Filmabend. Die Veranstaltungen werden in Kooperation mit dem Museum Charlottenburg-Wilmersdorf in der Villa Oppenheim durchgeführt.
Charlottenburg entwickelte sich im Zuge der deutschen Teilung zum Geschäfts- und Ausgehviertel West-Berlins. Hier ging man ins Kino oder Theater und flanierte über den Kurfürstendamm. Das „Schaufenster des Westens“ diente auch als politische Bühne: Staatsgäste wie US-Präsident John F. Kennedy oder Queen Elizabeth II. fuhren mit ihren Wagenkolonnen durch die Charlottenburger Prachtstraßen. Gleichzeitig war der Bezirk aber auch Hochburg der Studentenbewegung und Schauplatz der Hausbesetzerszene.
Wie lebte es sich im Spannungsfeld
zwischen Konsum und Protest?
Was weniger bekannt ist: Bis 1953 befand sich in Charlottenburg ein Notaufnahmelager für DDR-Flüchtlinge. Und seit 1972 gab es im Bezirk ein vom DDR-Ministerium für Staatssicherheit betriebenes Büro für Besuchs- und Reiseangelegenheiten, in dem Menschen aus West-Berlin ein Visum für einen Besuch im Ostteil der Stadt oder in der DDR beantragen konnten.
Wie lebte es sich im Spannungsfeld zwischen Konsum und Protest? Und welche Rolle spielten die Berliner Mauer und die DDR im Charlottenburger Alltag? Diese und weitere Fragen sollen bei einem Kiezgespräch und mehreren kostenlosen Kiezspaziergängen vertieft werden. Zum Programm gehört außerdem ein Filmabend, bei dem es um West-Berlin als Sehnsuchtsort für Ost-Berliner geht.
Mit der Reihe „Mein Kiez. Geschichte(n) des geteilten Berlins“ nimmt der Berliner Aufarbeitungsbeauftragte den Alltag in den Kiezen Ost- und West-Berlins in den Blick. Dabei soll deutlich werden, wie sich die SED-Diktatur und die Teilung der Stadt auf das alltägliche Leben in den einzelnen Ortsteilen auswirkten und welche Spuren davon heute noch sichtbar sind.
Kiezspaziergänge unter dem Motto „Von ungewöhnlichen Bauten und rebellischen 68ern: Charlottenburg während der deutschen Teilung“, durchgeführt von „Mann mit Hut Touren“, beginnen am Dienstag, 8. August 2023, 16 Uhr; Donnerstag, 10. August 2023, 15.30 Uhr und Sonnabend, 12. August 2023, 11 Uhr. Treffpunkt ist der Vorplatz am Haupteingang vom ICC, Neue Kantstraße. Anmeldung: veranstaltungen@aufarbeitung-berlin.de.
Zum Kiezgespräch mit Publikumsbeteiligung treffen sich am Donnerstag, 10. August 2023, 18 Uhr im Museum Charlottenburg-Wilmersdorf in der Villa Oppenheim, Schloßstraße 55/Otto-Grüneberg-Weg, Petra Merkel, ehemalige Bundestagsabgeordnete (SPD), Dr. Andreas Ludwig, Historiker beim Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam. Die Moderation hat Dr. Michael Bienert von der Stiftung Ernst-Reuter-Archiv.
Der Filmabend „West-Berlin als Sehnsuchtsort?“ beginnt am Donnerstag, 17. August 2023, 18 Uhr ebenfalls in der Villa Oppenheim, Schloßstraße 55. Filmkuratorin Christine Kisorsky und BAB-Referentin Jana Birthelmer zeigen "Dem Berliner ins Gesicht gesehen" (1957), Regie: Norbert Mai und Ludolf Grisebach: ein humorvolles Charakterportrait West-Berlins und besonders der West-Berlinerin in einer Stadt zwischen Alltag und Weltpolitik. Ferner "Zwei unter Millionen" (1961), Regie: Wieland Liebske und Viktor Vikas mit Hardy Krüger, Loni von Friedl, Walter Giller und anderen: Berlin im Sommer 1961, kurz vor dem Mauerbau. Der Ost-Berliner Lastwagenfahrer Kalle und die aus Rostock geflüchtete Christine suchen ihr Glück in West-Berlin, er als Kellner einer Kneipe in Kreuzberg, sie als Angestellte einer Autofirma an der Gedächtniskirche. Der Film lebt von seinem authentischen Blick auf die Alltagswelt der geteilten Stadt und den an Originalschauplätzen gedrehten Aufnahmen.
Anmeldung für Kiezgespräch und Filmabend: museum@charlottenburg-wilmersdorf.de.
Autor:Manuela Frey aus Charlottenburg |
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