„Schlagzahl erhöhen“: Lageso-Sitz in der Bundesallee erfüllt nicht alle Erwartungen

Ohne Termin kein Einlass: Sicherheitsposten müssen Asylbewerbern erklären, dass nur Terminkunden ins Gebäude gelangen. | Foto: Thomas Schubert
  • Ohne Termin kein Einlass: Sicherheitsposten müssen Asylbewerbern erklären, dass nur Terminkunden ins Gebäude gelangen.
  • Foto: Thomas Schubert
  • hochgeladen von Thomas Schubert

Wilmersdorf. Rund ein Monat nach der Eröffnung einer Lageso-Registrierungsstelle im Landesbank-Hochhaus blieb der befürchtete Ansturm aus. Einlass erhalten wirklich nur die Flüchtlinge, die einbestellt sind. Aber dass nur 180 Asylbewerber pro Tag den Prozess durchlaufen, schafft Sorgenfalten. Unser Kiez, vierter Teil.

Eine Mutter mit zwei Töchtern, ein Mann, der ihr Vater sein dürfte – und der Sicherheitsposten. Sie diskutieren, gestikulieren, bleiben beharrlich. Das rot-weiße Absperrband flattert als weithin sichtbares Zeichen zum Fernbleiben auf und ab. Und am Ende des kurzen Disputs steht fest: Auch diese neu eingetroffene Familie muss die Regeln beachten. Erst in die Turmstraße zur Schnellregistrierung, dann der Termin zur Vorladung in der Bundesallee. Ansonsten kein Einlass, kein Durchmogeln auf dem Weg zum Asyl.

Seit mehr als vier Wochen ist der Außenposten des Landesamts für Gesundheit und Soziales in der Bundesallee aufnahmebereit. Doch selbst wenn große Letter am Eingang darauf hinweisen, dass hier niemand ohne Einladung die Tür passiert, müssen Sicherheitskräfte fast täglich einigen Neuankömmlingen erklären, dass es für sie keine Ausnahme gibt.

Diese kleinen Trauben von Flüchtlingen – ihnen gilt in der Nachbarschaft, den Kiezen an Bundesallee und Bundesplatz, die größte Sorge, wie sich nun in einer Versammlung im Werner-Bockelmann-Haus zeigte. Dort zeichneten Sozialsstadtrat Carsten Engelmann (CDU) seitens des Bezirks und der Einrichtungsleiter Henrik Becker ein zwiespältiges Bild.

„Es gibt keine Belagerungssituation“ hielt Engelmann den wesentlichsten Punkt fest. Denn im Vorfeld hatte die größte Sorge darin bestanden, dass Flüchtlinge die Einlassbeschränkung ignorieren, unangemeldet Einlass verlangen oder gar im Volkspark Wilmersdorf kampieren. Für diesen Fall hatte der Bezirk eine verstärkte Bewachung des Hauses durch die Polizei erbeten – und sie wird auch weiter Bestand haben.

Dass das Verweilen von einigen kleineren Flüchtlingsgruppen vor dem Bau zu beobachten ist, erklären sich der Stadtrat und das Lageso so: Der Umbau eines Wartepavillons im Inneren sorge dafür, dass Kandidaten draußen ausharren müssen. Dieser Zustand wird aber in Kürze ein Ende haben.

Änderungsbedarf gibt es allerdings auch bei der Abarbeitug der Fälle. Statt der erhofften 1000 Bescheide pro Tag, die man ab 2016 schaffen will, bewältigen die Mitarbeiter derzeit höchstens 180. „Wir müssen die Schlagzahl deutlich erhöhen“, erinnert Engelmann an den bürokratischen Stau. Die Zusammenarbeit des Landesamts und des Bundesamts für Migration unter einem Dach zur Bearbeitung von Asylanträgen an einem Tag ist deutschlandweit bisher einmalig. Wie die Praxis in der Bundesallee zeigt, braucht es jedoch Zeit, die neue Arbeitsweise einzuüben.

Um derweil den Anwohnern die Sorgen zu nehmen, will Henrik Becker ihnen die Vorgänge persönlich erklären. Noch vor den Feiertagen lädt er Bürger ein zum Nachmittag der offenen Tür. tsc

Autor:

Thomas Schubert aus Charlottenburg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

Eine/r folgt diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Das Team von Optik an der Zeile freut sich auf Ihren Besuch. | Foto: privat

Optik an der Zeile
16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024

40 Jahre Augenoptik-Tradition im Märkischen Viertel, das feiern wir immer noch in diesem Jahr 2024. Feiern Sie mit uns und profitieren Sie von unseren Jubiläumsangeboten. Kommen Sie zu uns und staunen Sie über die Vielfalt der Angebote. Anlässlich unserer 16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024 bieten wir Ihnen die gesamte Kollektion namhafter Designer. Sie können aus einer riesigen Auswahl Ihre Brille finden. Mit vielen schönen Brillengestellen und den Brillengläsern von Essilor und...

  • Märkisches Viertel
  • 13.11.24
  • 302× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 600× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Wie Sie Rückenschmerzen durch fortschrittliche Behandlungskonzepte in den Griff bekommen, erfahren Sie am 3. Dezember. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Ihre Optionen bei Beschwerden
Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule

Um "Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule – Ihre Optionen bei Beschwerden" geht es beim Patienteninformationsabend am Dienstag, 3. Dezember. Rückenschmerzen, Ischias-Beschwerden und Bewegungseinschränkungen im Bereich der Lendenwirbelsäule gehören zu den häufigsten orthopädischen Problemen. An diesem Infoabend erhalten Sie Einblicke in aktuelle Therapiemöglichkeiten und fortschrittliche Behandlungskonzepte. Unser Wirbelsäulenspezialist Tim Rumler-von Rüden erklärt, wie moderne Technologien...

  • Reinickendorf
  • 07.11.24
  • 579× gelesen
  • 1
WirtschaftAnzeige
Für rund 105.000 Haushalte im Bezirk Lichtenberg baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom
2 Bilder

Telekom macht's möglich
Schnelles Glasfasernetz für Lichtenberg

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes im Bezirk Lichtenberg auf Hochtouren. Damit können rund 105.000 Haushalte und Unternehmen in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Karlshorst, Lichtenberg und Rummelsburg einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Schnell sein lohnt sich Wer jetzt einen Glasfaser-Tarif bei der Telekom beauftragt, gehört...

  • Bezirk Lichtenberg
  • 30.10.24
  • 1.002× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.