Sexy Werbung bald tabu? Linksbündnis plant Verbot von nackter Haut auf Reklame
Charlottenburg-Wilmersdorf. Bilder von knapp bekleideten Damen gelten als verkaufsfördernd. Aber sind sie auch frauenverachtend? SPD, Grüne und Linke wollen sexistische Werbung verbieten und arbeiten an einem Antrag nach Kreuzberger Vorbild. Andere warnen vor einer Plakatpolizei.
Wenn das viele Fleisch den wenigen Stoff als Mode bewirbt, wenn nackte Frauenbeine neben Tischpfosten zum Möbelkauf animieren, wenn der Hormonhaushalt beim Anblick von Werbebildern in Wallung kommt, rüttelt das an der Würde der Frau? Sexistische Reklame versuchte man schon in Friedrichshain-Kreuzberg zu ächten. Jetzt zieht die Allianz von SPD, Grünen und Linken in Charlottenburg-Wilmersdorf nach.
Schlecht fürs Selbstbewusstsein?
„Die SPD-Fraktion begrüßt den Vorstoß aus Friedrichshain-Kreuzberg und arbeitet gerne mit anderen Fraktionen an einem entsprechenden Antragsentwurf“, teilte nun der Fraktionsvorsitzende Holger Wuttig mit. „Werden Frauen schwach dargestellt, als Dekoration und sexuell verfügbar, wird es Mädchen und Frauen schwergemacht, ein starkes Selbstbewusstsein aufzubauen“, zielt Grünen-Sprecherin Zitha Poethe in die gleiche Richtung. Und Niklas Schenker von den Linken sieht die geschlechtliche Selbstbestimmung bedroht: „Sexismus schadet der Gesundheit. Auf allen Flächen muss die Präsentation sexistischer Inhalte unterbunden werden.“ Ginge es nach den Linken, wären auch private Tafeln betroffen.
Keine Bevormundung
Dies läuft dem Freiheitsbegriff von CDU und FDP zuwider. „Das Problem liegt in der Botschaft der Bilder, auf welchen Frauen und Männer im alltäglichen Leben klischeehaften Vergleichen unterworfen werden. Doch hier hat weder der Staat noch die Politik das Recht, in den freien Werbemarkt einzugreifen. Stattdessen muss ein Umdenkprozess bei den Werbeagenturen und Unternehmen stattfinden“, meint Christdemokrat Simon Hertel. Auch Pascal Tschörtner (FDP) warnt vor Bevormundung: „Wir müssen keine Plakatpolizei durch die Straßen schicken und auch nicht den Nanny-Staat einfordern.“ Gar eine drohende Zensur sieht Michael Seyfert von der AfD heraufziehen. Seine Entrüstung gilt allerdings nicht anzüglichen Bildern im Straßenland, sondern der Rolle der Frau im Islam. tsc
Autor:Thomas Schubert aus Charlottenburg |
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