Sorge über die Unterbringung von Asylbewerbern im Bezirk wächst
Charlottenburg-Wilmersdorf. Weit gereist, schwer traumatisiert und von toleranten Nachbarn empfangen: Asylbewerber führen in den Heimen des Bezirks ein zivilisiertes Leben. BVV-Politiker befürchten aber, dass sich das ändern könnte.
Seitdem Bilder von misshandelten Flüchtlingen durch das Land gingen, ist der Optimismus, den Opfern von Krieg und Vertreibung eine humane Unterbringung bieten zu können, bundesweit erschüttert. Und selbst in Charlottenburg-Wilmersdorf, wo Anwohner die Asylbewerber am Kaiserdamm mit offenen Armen begrüßten, kommt nun Sorge auf. Könnten sich die Skandalszenen aus dem nordrhein-westfälischen Heim auch in der City West ereignen?
Sozialstadtrat Carsten Engelmann (CDU) zeichnete auf Anfrage der SPD-Fraktion in der aktuellen Sitzung der BVV ein beruhigendes Bild der Lage. So seien sämtliche Heime nach Maßgabe des Landesamtes für Gesundheit und Soziales (Lageso) eingerichtet und aggressive Zwischenfälle bislang unbekannt. Ende des Monats will sich Engelmann durch die Einrichtungen führen lassen und die Einhaltung der Richtlinien persönlich überprüfen. Allerdings liegen dem Piraten-Bezirksverordneten Holger Pabst Informationen vor, wonach in einem der Heime gewisse Mindeststandards unerreicht bleiben. Jeweils ein Aufenthaltsraum und ein Fernseher pro Etage? Fehlanzeige. Ein Problem, das Carolina Böhm (SPD) als Zeichen dessen ansieht, was in Zukunft noch kommen kann. "Wir werden auf angespannte Situationen zusteuern", warnt sie angesichts steigender Flüchtlingszahlen.
Welche Schieflage droht, macht der asylpolitisch engagierte Grünen-Politiker Roland Prejawa an aktuellen Zahlen fest. Nur 40 Millionen Euro habe der Senat in Berlin zuletzt für die Unterbringung veranschlagt - zu Buche schlugen aber 180 Millionen Euro. Seine Parteifreundin Nadja Ruhani bringt deshalb neue Denkansätze ins Spiel: etwa die freiwillige Aufnahme von Flüchtlingen in Studenten-WGs oder die Einrichtung von spezialisierten Unterkünften zum Beispiel für Frauen. Aber wenn es nach Marlene Cieschinger (Linke) geht, soll Stadtrat Engelmann, bevor es so weit kommt, den Senat um mehr Unterstützung bitten: "Wir sind alle an Ihrer Seite. Berufen Sie sich darauf!"
Thomas Schubert / tsc
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