Unisex-Toilette sorgt für Unmut: Dicke Luft im ersten geschlechtsneutralen Rathausklo
Charlottenburg. Jedes geschlechtliche Selbstverständnis ist willkommen beim Wasserlassen im ersten Unisex-Klo des Bezirks. Aber ob Bürger es als solches kennen und gerne nutzen, ist fraglich. Dem entgegen steht der Geruch.
Wer es kennt, nähert sich ihm widerwillig. Nach dem Betätigen der Türklinke atmet man besser durch den Mund. Das Unisex-Klo, vor rund zehn Monaten eröffnet und direkt neben der Bibliothek im Rathaus Charlottenburg verortet, soll verhindern, dass sich jemand wegen seines Geschlechts diskriminiert fühlt. So gut meinten es jedenfalls die Bezirksverordneten mit ihrem einstimmigen Bitte um eine „Prüfphase“ für ein solches Örtchen.
Was die Umwidmung eines ganz normalen Herrenklos wirklich bringt, wollte man in der Praxis erproben. Noch ist das Experiment nicht abgeschlossen, da wünschen die ersten schon eine Änderung der Versuchsanordnung. Ob man den besonderen Lokus im Rathaus nicht an einer weniger stark besuchten Stelle verorten kann? SPD-Politikerin Christiane Timper fragt nach. Denn sie weiß, dass die Unisex-Toilette zu den besonders stark genutzten Aborten gehört.
Gestank kommt aus den Rohren
Übernutzung versus gute Erreichbarkeit – das ist aus Sicht von Immobilienstadträtin Dagmar König (CDU) der Konflikt, den man in Kauf nehmen muss. Man habe sich bei der Erprobung der öffentlichen Unisextoilette bewusst für einen stark frequentierten Standort am Eingangstor entschieden. Bei der Umnutzung des Herrenklos schien der Aufwand klein und der Erkenntnisgewinn groß. „Der Gestank kommt hauptsächlich aus den Toilettenrohren“, sagt König zum Vorwurf der mangelnden Hygiene. „Das Rohrsystem ist in diesem Hause nun einmal ein sehr altes. Wenn es nicht genügend gewässert wird, steigen Gerüche auf.“ Das geschehe keineswegs nur in der Unisex-Toilette, sondern auch an etlichen anderen Orten im Gebäude, wie die Stadträtin aus eigener Erfahrung weiß.
Sie habe Putzleute bereits angewiesen, zusätzlich Reinigungsmittel in die Schüsseln zu kippen. „Aber aufgrund des hohen Zeitdrucks wird es wohl oft vergessen“, mutmaßt König. Ob denn schon Erfahrungsberichte von Besuchern vorliegen, die den Sonderlokus bewusst aufsuchen? Stadträtin König verneint dies – und möchte Nutzungsverhalten auch nicht aktiv observieren. Bedarf an weiteren Unisex-Toiletten gebe es bisher keinen. tsc
Autor:Thomas Schubert aus Charlottenburg |
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