Auf Spurensuche in der Villa Oppenheim
1904 malte der Künstler Otto Heinrich Engel das Bild "Friesische Braut". Auf der Insel Föhr hielt er eine Frau in ihrer Tracht fest. Elf Jahre später kaufte es die Kunstdeputation Charlottenburg. Dort befand es sich auch bis mindestens 1936, danach verliert sich die Spur. Dieses Beispiel ist kein Einzelfall. Die Ausstellung "Spurensuche. Die Kunstsammlung Charlottenburg 1908-1945" erforscht nun diese Zeit.
Anfang des 20. Jahrhunderts vererbte das Ehepaar Antoine und Hugo Raussendorff ihre Kunstsammlung der damals unabhängigen Stadt Charlottenburg. Die Bürger und Stadtväter setzten sich für die Gründung der Deputation und den Erwerb weiterer Kunstwerke ein. Die Sammlung umfasste niederländische und französische Gemälde des 16., 17. und 18. Jahrhunderts sowie belgische, italienische und englische Kunst des 19. Jahrhunderts.
Der zweite Weltkrieg zerstörte diese Vielfalt. Er hinterließ unvollständige Bestandslisten, Werke ohne Hinweis auf den Künstler, sowie Rahmen ohne Bilder.
Während des Krieges brachten engagierte Bürger einige Kunstwerke im Waldhaus Charlottenburg im Osthavelland unter. Dort überstanden sie den Krieg. In den Nachkriegswirren wurde ein Teil gestohlen oder konnte nicht in die Stadt zurückgebracht werden, da die sowjetischen Besatzer sie nicht herausrücken wollten. Daraufhin verliert sich die Spur der Werke in der DDR.
Die Kuratorin Dr. Sabine Meister erforscht seit 2005 die Charlottenburger Sammlung. Etwa drei Viertel der ursprünglichen 450 Werke sind verschollen.
Dafür tauchten Gemälde und Plastiken auf, von denen nicht bekannt ist, wann und von wem sie angekauft wurden. Die Herkunft einer Büste von Goethe, kopiert nach Daniel Christian Rauch, ist beispielsweise unbekannt.
Unter welchen Umständen kamen die Kunstwerke in die Sammlung? Häufig tauchen geklaute Gemälde im Kunsthandel auf und werden davon unwissend von einem Museum gekauft. Daher ist die sogenannte Provenienzforschung der Kuratorin besonders wichtig.
Die ausgestellte Bronze "Mutter und Kind" des Bildhauers Wilhelm Otto konnte jedoch zugeordnet werden. Sie wurde 1931 vom Künstler angekauft.
Mithilfe eines Fotoalbums von 1936 mit Aufnahmen aus dem "Antoine und Hugo Raussendorff-Stift" in Westend konnten einige der fehlenden Werke identifiziert werden. Sie waren dort ausgestellt.
Manche Fotografien konnten Titel und Künstler zugeordnet werden. Sie sind in einem extra Raum ausgestellt. Die Originale sind aber immer noch verschwunden.
Die "Friesische Braut" ist jedoch gefunden worden. Bereits in den 1970er-Jahren tauchte das Bild wieder im Kunsthandel auf.
Wo es sich in der Zeit davor befand, ist unbekannt. 2001 wurde es dem Museum Kunst der Westküste auf ihrer Entstehungsinsel Föhr gestiftet. Dort ist es heute zu sehen.
Autor:Lokalredaktion aus Mitte |
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