Autofreier Kudamm am Wochenende bleibt umstritten
Sie gehören so sicher zum Kudamm wie Theater und Boutiquen. Und sie befördern Kunden und Touristen zu ihrer Visite des westlichen Zentrums. Doch wenn es nach den Vorstellungen der Grünen geht, sollten Autos und andere motorisierte Fahrzeuge auf dem Kudamm und der Tauentzienstraße außen vor bleiben - möglichst an einem Wochenende mit verkaufsoffenem Sonntag.
Was sich Grünen-Fraktionsvorsitzende Petra Vandrey davon verspricht, ist Werbung "für die Urbanität einer nichtmotorisierten Stadt". Das Vorbild: der Times Square in New York, der durch die Verbannung der Blechkolonnen an Reiz gewann. Auch bei den Boulevards Tauentzienstraße und Kurfürstendamm handle es sich um Straßen mit einer besonders hohen Fußgängerdichte von bis zu 5000 Passanten pro Stunde, argumentieren die Grünen. "Die Fußgängerdichte ist teilweise so hoch, dass die Bürgersteige überlastet sind und der Abbiegeverkehr zum Erliegen kommt", heißt es in der Begründung ihres Antrags. Zur Abstimmung in der BVV kam er nach heftigen Reaktionen im Vorfeld der Sitzung allerdings nicht. Stattdessen verlagerte sich die Debatte in den Verkehrsausschuss, wo Stadtrat Marc Schulte (SPD) zunächst Bedenken äußerte.
Schon bei Veranstaltungen wie dem Christopher Street Day oder dem Berlin Marathon erlebe man den Boulevard verkehrsberuhigt. Wozu also weitere Kostproben der Autofreiheit? Ein solches Vorhaben brauche aus rechtlichen Gründen einen konkreten Anlass, sagte Schulte weiter. Sein Vorschlag: kein gänzlicher Verzicht auf Fahrzeuge, sondern eine Themenveranstaltung zur Elektromobilität. Eine Fahrbahn könnte man für Fußgänger reservieren, die andere für strombetriebene Vehikel.
Abgeneigt zeigt sich keine der großen Fraktionen, auch nicht die CDU. "Wir finden den Gedanken des autofreien Wochenendes ganz charmant", sagt deren Sprecher Arne Herz. Allerdings bringt er einen anderen Zeitraum ins Spiel als er den Grünen vorschwebt: den 9. November. Exakt vor 25 Jahren lag der Verkehr auf den wichtigsten Straßen des Westens schon einmal brach, als eine allzu große Trabant-Kolonne ins bis dato unbekannte Territorium vordrang. Warum dieses Ereignis nicht thematisieren?
Bei der Ideenfindung wird man allerdings auch große Skeptiker einbeziehen müssen. Nämlich Gewerbetreibende, die um ihre Kunden fürchten. "Die Idee bringt uns nicht weiter", kritisiert AG City-Vorstand Klaus-Jürgen Meier den Vorstoß. Gefragt sei vielmehr ein Gesamtkonzept zum Verkehr in dem Bereich. Das fehle nach wie vor. Platz sei im Grunde für alle Verkehrsteilnehmer vorhanden, befindet Meier. "Warum soll man manche ausschließen?"
Autor:Thomas Schubert aus Charlottenburg |
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