AWO informiert Nachbarn über Flüchtlingsheim
Nein, vom Hausrecht musste er nicht Gebrauch machen. Stattdessen erhielt der AWO-Vorsitzende Manfred Nowak, der bei ähnlichen Bürgerversammlungen schon "leidvolle Erfahrungen" sammelte, in der Nehring-Grundschule eine Rückmeldung, die ihm für die Arbeit mit Flüchtlingen Mut machen muss.
Wie kann ich helfen? Das war die bestimmende Frage des Abends, drängender noch als die Erkundigungen, wer die Flüchtlinge sind und wie lange sie bleiben.
Solcher Beistand wird für die Betreiber von Flüchtlingsheimen unverzichtbar sein. 8150 Plätze in Notunterkünften gibt es laut Franz Allert vom Landesamt für Gesundheit und Soziales derzeit in Berlin. Mit 8320 Personen sind sie belegt, und ständig werden es mehr. Also braucht es weitere Heime.
Dass der AWO-Kreisverband Mitte am 23. Dezember im ehemaligen Hotel am Kaiserdamm 3 Flüchtlinge einquartierte, hatte wegen der Plötzlichkeit für Erstaunen gesorgt. Solch rasches Handeln war laut Manfred Nowak dringend geboten - denn im Heim, das die AWO in der Spandauer Motardstraße betreibt, herrschte Überbelegung. "Bewohner, die dort zu viel waren, haben wir hier untergebracht", berichtete der Vorsitzende.
Aus Nowaks Sicht wird alles getan, um das Zusammenleben von Anwohnern und Flüchtlingen harmonisch zu gestalten. Man weiß mit dem Kiezbündnis Klausenerplatz und der Initiative Multitude zwei wichtige Unterstützer auf seiner Seite, und die gesundheitliche Versorgung regelt Sozialstadtrat Carsten Engelmann (CDU). Nach den Winterferien werden 17 Flüchtlingskinder regelmäßig zur Schule gehen. Viele stammen aus Krisenländern, lebten zuvor in Afghanistan, Ägypten, Syrien und dem Irak.
Woran es noch fehlt? "Wir haben kaum Platz, um Deutschkurse durchzuführen", gibt Heimleiter Jan Nadolny zu bedenken. Für dergleichen seien die 41 kleinen Hotelzimmer nie gedacht gewesen. Nadolny würde den Kindern auch gerne etwas anderes bieten als den stark befahrenen Kaiserdamm vor der Tür. Ob sie überhaupt lange bleiben, ist fraglich. Denn das Heim gilt in den ersten sechs Monaten als Notunterkunft und wird dann zur Gemeinschaftsunterkunft umfunktioniert. Bis dahin herrscht ein Kommen und Gehen. Umso freudiger nimmt Nadolny die konstante Fürsorge der Anwohner zur Kenntnis. Manche bringen Spielzeug, andere wollen Veranstaltungen organisieren.
Ebenfalls erfreulich: "Viele Ärzte und Mitarbeiter sprechen die Sprachen unserer Bewohner", sagt Nadolny. Verständigungsprobleme sind also ebenso wenig ein Thema wie Unverständnis im Umfeld. Nowak mochte bei der Bürgerversammlung das Hausrecht zugestanden haben. Im Klausenerplatz-Kiez genießen Flüchtlinge etwas wichtigeres: die Gastfreundschaft der Bürger.
Autor:Thomas Schubert aus Charlottenburg |
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