Bahnhof Zoo soll wieder an das Fernbahnnetz

Mit Trauerschärpe kamen Helga Frisch und die damalige Bürgermeisterin Monika Thiemen, um die letzten ICE-Züge im Bahnhof Zoo zu verabschieden. | Foto: Wecker
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Charlottenburg. "Weniger Shopping - mehr Bahn" - ist die Forderung der SPD-Abgeordneten Ülker Radziwill, die im Wahlkreis direkt und auf der Landesliste für den Bundestag kandidiert.

Sie hält es für erforderlich, bei der Bahn Netz und Betrieb als selbstständige Geschäftsbereiche auszugliedern und den Bahnvorstand über den Aufsichtsrat strenger zu kontrollieren.Hintergrund ist die Arroganz der Macht, mit der sich die Bahn über den Wunsch von 150 000 Reisenden hinwegsetzt, die Fernzüge wieder im Bahnhof Zoologischer Garten halten zu lassen. Die Bahn verlängert die Fahrzeit für alle aus westlicher Richtung kommenden Reisenden um eine Viertelstunde, während dem die Verkürzung um lediglich drei Minuten für die Reisenden aus östlicher Richtung gegenübersteht. Diese Berechnung stammt vom Fahrgastverband "Pro Bahn", und die 150 000 Unterschriften hat "Miss Bahn" Helga Frisch gesammelt.

Getroffen hatten sich alle Beteiligten am 3. September in der Filmbühne am Steinplatz bei einem von der SPD anberaumten Podiumsgespräch zum Wiederanschluss des Bahnhofs Zoo an das Fernbahnnetz. Dort betonte Verkehrsstaatssekretär Christian Gaebler, dass die Entscheidung der Bahn, den Bahnhof vom Fernverkehrsnetz zu nehmen, nicht aus verkehrstechnischen Erwägungen heraus erfolgte, sondern dies eine "strategische Entscheidung" des Vorstands war. Die wiederum erfolgte, weil um die Bahnsteige des Hauptbahnhofs ein neues Einkaufszentrum gebaut wurde, das beträchtlichen Gewinn abwirft. Der ist umso höher, je mehr Leute - freiwillig oder nicht - dorthin befördert werden.

Seit am 28. Mai 2006 um 0.16 Uhr der letzte Fernzug vom Bahnhof Zoo abfuhr, hat sich die City West verändert. Die größten Bauvorhaben Berlins konzentrieren sich derzeit um den Bahnhof Zoo. Darin sieht AG City Vorstand Gottfried Kupsch eine neue Chance. Auf dem Podium sagte er, dass es jetzt an der Zeit sei, erneut auf die Bahn zuzugehen. Berlin sollte aber nicht mit leeren Händen kommen. Die Bahn plant, in den Aufputz des Bahnhofes einen zweistelligen Millionenbetrag zu investieren. Dem sollte, so Gottfried Kupsch, Berlin mit der Umgestaltung des Bahnhofsvorfeldes auf dem Hardenbergplatz entgegenkommen. Durch die bereits bestehende vorbildliche Verbindung des Bahnhofes mit dem öffentlichen städtischen Verkehr "lässt sich hier eine beispielhafte Mobilitätskette für den Verkehr der Zukunft entwickeln".

Nach der Abkopplung des Bahnhofs vom Fernverkehr verkehrten schlagartig 50 000 Fahrgäste weniger: Die tägliche Frequenz im Bahnhof ging von 150 000 auf rund 100 000 Personen zurück. Das entspricht der Bevölkerungszahl einer Stadt wie Passau. Damit war der Bahnhof auch nicht mehr der wichtigste Knoten im regionalen Verkehr. Diese Position nahm ihm im Dezember 2006 der Bahnhof Friedrichstraße ab. Vor der Abkopplung des ICE-Verkehrs wurden im Bahnhof Zoo 45 Prozent aller Fahrkarten in Berlin verkauft, im Dezember 2006 war es nur noch ein Viertel. Die Folge waren massive Umsatzeinbrüche der Händler im Bahnhof und im Umfeld.

Frank Wecker / FW
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Lokalredaktion aus Mitte

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