Bischof von Coventry gedachte der Bombennacht von 1943
Es geschah am 22. November 1943 um 19.40 Uhr - da standen die Zeiger still. Und noch Jahre nach den Bombentreffern sollte die Berliner an der Uhr der schwer beschädigten Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche ablesen können, was die Stunde geschlagen hatte. Rund herum lagen Wohnhäuser in Trümmern, Hab und Gut von 200 000 Bewohnern war in Asche verwandelt.
Nun, da sich das Kriegsinferno in der City-West zum 70. Mal jährte, setzte ein Gast aus Coventry das Versöhnungszeichen: Bischof Christopher Cocksworth, mit großem Nagelkreuz auf der Brust, begegnete an der Turmruine dem berlin-brandenburgischen Bischof der evangelischen Kirche Markus Dröge. Und er fand für das Unglück andächtige Worte. "Wir sind verbunden im Leid der Vergangenheit. Und wir sind verbunden in der Hoffnung auf die Zukunft", erklärte er die Verknüpfung zwischen dem englischen Volk und dem deutschen. Eine enge Bande besteht zudem zwischen der 1940 durch deutsche Waffen zerstörten Kathedrale von Coventry und der Gedächtniskirche in Berlin. "Zukunft braucht Erinnerung. Und Erinnerung braucht Orte", hatte zuvor schon Pfarrerin Cornelia Kulawik die Bedeutung der beiden zerbombten Kirchenbauten unterstrichen.
Jede Seite, sagte dann Bischof Christopher, müsse Verantwortung übernehmen für das eigene Verschulden am gemeinsam Leid. Seine Botschaft lautet, dass Frieden nur da gedeihen kann, wo man auf Rache verzichtet. Das Nagelkreuz von Coventry auf seiner Brust, geformt aus Überresten der Zerstörung, ist bis heute das Symbol für den Gedanken der Vergebung. Ein Gedanke, den Bischof Markus Dröge aufgriff, um daran zu gemahnen, "in tiefstem Sinne tolerant zu sein". Toleranz stehe im Gegensatz zur Nazi-Ideologie, die jede Vielfalt zerstört hat. Dröge beschwor aber auch den europäischen Gedanken, von dem sich die Briten wieder zu entfernen drohen. "Wenn wir heute den Frieden wagen wollen, müssen wir Europa wagen", sagte Dröge. Bischof Christopher dürfte ihn verstanden haben. Er lernt derzeit die deutsche Sprache.
Autor:Thomas Schubert aus Charlottenburg |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.