Bischof von Coventry gedachte der Bombennacht von 1943

Vom Leid zusammengeschweißt: Die Bischöfe Christopher Cocksworth (r.) und Markus Dröge. | Foto: Schubert
  • Vom Leid zusammengeschweißt: Die Bischöfe Christopher Cocksworth (r.) und Markus Dröge.
  • Foto: Schubert
  • hochgeladen von Thomas Schubert

Charlottenburg. Hoher Besuch zum tragischen Jubiläum: Die evangelische Kirche erinnerte gemeinsam mit Bischof Christopher Cocksworth an jenes Bombardement, das die Gedächtniskirche und das westliche Stadtzentrum zerstörte. Zum Gedenken läuteten in ganz Berlin die Glocken.

Es geschah am 22. November 1943 um 19.40 Uhr - da standen die Zeiger still. Und noch Jahre nach den Bombentreffern sollte die Berliner an der Uhr der schwer beschädigten Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche ablesen können, was die Stunde geschlagen hatte. Rund herum lagen Wohnhäuser in Trümmern, Hab und Gut von 200 000 Bewohnern war in Asche verwandelt.

Nun, da sich das Kriegsinferno in der City-West zum 70. Mal jährte, setzte ein Gast aus Coventry das Versöhnungszeichen: Bischof Christopher Cocksworth, mit großem Nagelkreuz auf der Brust, begegnete an der Turmruine dem berlin-brandenburgischen Bischof der evangelischen Kirche Markus Dröge. Und er fand für das Unglück andächtige Worte. "Wir sind verbunden im Leid der Vergangenheit. Und wir sind verbunden in der Hoffnung auf die Zukunft", erklärte er die Verknüpfung zwischen dem englischen Volk und dem deutschen. Eine enge Bande besteht zudem zwischen der 1940 durch deutsche Waffen zerstörten Kathedrale von Coventry und der Gedächtniskirche in Berlin. "Zukunft braucht Erinnerung. Und Erinnerung braucht Orte", hatte zuvor schon Pfarrerin Cornelia Kulawik die Bedeutung der beiden zerbombten Kirchenbauten unterstrichen.

Jede Seite, sagte dann Bischof Christopher, müsse Verantwortung übernehmen für das eigene Verschulden am gemeinsam Leid. Seine Botschaft lautet, dass Frieden nur da gedeihen kann, wo man auf Rache verzichtet. Das Nagelkreuz von Coventry auf seiner Brust, geformt aus Überresten der Zerstörung, ist bis heute das Symbol für den Gedanken der Vergebung. Ein Gedanke, den Bischof Markus Dröge aufgriff, um daran zu gemahnen, "in tiefstem Sinne tolerant zu sein". Toleranz stehe im Gegensatz zur Nazi-Ideologie, die jede Vielfalt zerstört hat. Dröge beschwor aber auch den europäischen Gedanken, von dem sich die Briten wieder zu entfernen drohen. "Wenn wir heute den Frieden wagen wollen, müssen wir Europa wagen", sagte Dröge. Bischof Christopher dürfte ihn verstanden haben. Er lernt derzeit die deutsche Sprache.

Thomas Schubert / tsc
Autor:

Thomas Schubert aus Charlottenburg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

Eine/r folgt diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
 Ist Ihr Herz gesund? Informieren Sie sich am 20. November über Herzschwäche und wie man sie erkennt und behandelt. | Foto: Caritas-Klinik Maria Heimsuchung

Infos über Herzinsuffizienz
Vortrag: „Herzschwäche erkennen und behandeln“

Die Caritas-Klinik Maria Heimsuchung lädt Sie herzlich zu einem informativen Vortrag am 20. November 2024 von 17 bis 18 Uhr ein. Unter dem Titel „Stärke dein Herz – Herzschwäche erkennen und behandeln“ erfahren Sie Wissenswertes über die frühzeitige Erkennung und moderne Behandlungsmöglichkeiten der Herzinsuffizienz. Dr. med. Philipp Krauser, Facharzt für Innere Medizin und Kardiologie sowie Oberarzt im Caritas Kardiozentrum Berlin, wird in dem Patienteninformationsabend auf die typischen...

  • Pankow
  • 30.10.24
  • 646× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 117× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Leiden Sie unter anhaltenden Knie- oder Hüftschmerzen? Erfahren Sie, wie Sie mit modernsten Methoden Ihre Mobilität zurückgewinnen. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Infoabend am 12. November
Leben ohne Knie- und Hüftschmerzen

Leiden Sie unter anhaltenden Knie- oder Hüftschmerzen, die jeden Schritt zur Qual machen oder Ihnen sogar in Ruhe keine Erholung gönnen? Es muss nicht so bleiben! Besuchen Sie unseren Infoabend "Leben ohne Knie- und Hüftschmerzen: Schonende & komfortable OP-Methode!" und erfahren Sie, wie Sie mit modernsten Methoden Ihre Mobilität zurückgewinnen – schonend, effektiv und ohne Angst vor einem Eingriff. Expertenwissen kommt beim Infoabend am 12. November aus erster Hand: Tariq Qodceiah, Chefarzt...

  • Reinickendorf
  • 01.11.24
  • 494× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für rund 105.000 Haushalte im Bezirk Lichtenberg baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom
2 Bilder

Telekom macht's möglich
Schnelles Glasfasernetz für Lichtenberg

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes im Bezirk Lichtenberg auf Hochtouren. Damit können rund 105.000 Haushalte und Unternehmen in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Karlshorst, Lichtenberg und Rummelsburg einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Schnell sein lohnt sich Wer jetzt einen Glasfaser-Tarif bei der Telekom beauftragt, gehört...

  • Bezirk Lichtenberg
  • 30.10.24
  • 601× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Wie Sie Rückenschmerzen durch fortschrittliche Behandlungskonzepte in den Griff bekommen, erfahren Sie am 3. Dezember. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Ihre Optionen bei Beschwerden
Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule

Um "Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule – Ihre Optionen bei Beschwerden" geht es beim Patienteninformationsabend am Dienstag, 3. Dezember. Rückenschmerzen, Ischias-Beschwerden und Bewegungseinschränkungen im Bereich der Lendenwirbelsäule gehören zu den häufigsten orthopädischen Problemen. An diesem Infoabend erhalten Sie Einblicke in aktuelle Therapiemöglichkeiten und fortschrittliche Behandlungskonzepte. Unser Wirbelsäulenspezialist Tim Rumler-von Rüden erklärt, wie moderne Technologien...

  • Reinickendorf
  • 07.11.24
  • 148× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.