Charlottenburg. Unter der Bismarckstraße scheint sich eine Markthalle für Schaltschränke zu befinden. Es ist aber das Gleichrichterwerk der U-Bahn, in dem 10 000 Volt Wechselstrom in 750 Volt Gleichstrom für den Betrieb der U-Bahn umgewandelt werden.
Die kleinen überdachten Marktstände sind Schutzumhausungen für die Gleichrichter, denn von der Straße aus dringt allerorten Wasser durch die Decke. Ein Tropfen, der in den Schaltschrank eindringt, kann einen Kurzschluss auslösen.Dieser Tunnel ist 107 Jahre alt und entsprechend ist auch das Bauwerk erodiert. "Der Abschnitt zwischen der Hardenbergstraße und der Richard-Wagner-Straße hat die höchste Schadensdichte im gesamten U-Bahnnetz", sagt der Abteilungsleiter Bau der BVG, Uwe Kutscher. Nach Sanierungsarbeiten in der Karl-Marx-Allee und am Tauentzien wird ab 1. März mit der Instandsetzung dieses etwa einen Kilometer langen Tunnelabschnittes begonnen. Die Fertigstellung ist zum Dezember 2016 geplant. Es wird in zwei Bauabschnitten und vier Bauphasen gearbeitet. In der ersten Bauphase, die Dezember 2014 beendet werden soll, wird vor der Deutschen Oper bis jeweils wenige Meter jenseits der Richard-Wagner-Straße und der Krummen Straße gearbeitet sowie zwischen der Leibnizstraße und Am Schillertheater gebaut. Mit dem zweiten Bauabschnitt wird am 1. März 2015 begonnen.
Für den U-Bahn-Verkehr gibt es keine Einschränkungen, wohl aber für den darüber fließenden Straßenverkehr. Der Verkehrsfluss wird in beiden Richtungen auf je drei Spuren verengt und die Parkplätze, geschätzt sind es etwa 100, fallen weg. Diese Tunnelsanierung wird etwa 12 Millionen Euro kosten, die das Land mit Unterstützung des Bundes aufbringt.
Insgesamt werden für die Sanierung der U-Bahn-Tunnel 800 Millionen Euro benötigt, wovon 200 Millionen Euro bereits realisiert wurden. Die soll bis 2030 abgeschlossen werden. Mittelfristig werden bis zum Jahr 2020 400 Millionen Euro benötigt. Am wenigsten sanierungsbedürftig ist die Tunnelanlage unter der Reichsstraße.
Gefährlich für den U-Bahn-Betrieb sind die Schäden, die durch die Verkehrsbelastung und Tiefbauarbeiten entstanden sind. Oftmals trennen Asphalt und U-Bahn-Tunnel nur eine etwa ein Meter starke Deckungsschicht. Ist die auch noch durch Frostschäden und Schlaglöcher beschädigt, erhöht sich die Gefahr des Wassereinbruchs. Das bedeutet andererseits, dass im Zuge der Sanierungsarbeiten der U-Bahn-Tunnel auch die darüberliegende Fahrbahn grundsaniert wird und der Bezirk dank des Tunnelsanierungsprogramms der BVG von den Straßeninstandhaltungskosten etwas entlastet wird.
Frank Wecker / FW
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