Carsten Wenzlaff hütet die Wilmersdorfer Straße
Ein Straßenmeister. Dabei mögen Ältere an einen Besenfeger denken, vielleicht auch an jemanden, der auf strenge Weise nach dem Rechten sieht, mit ernster Mine auf Regeln pocht. Doch Wenzlaff blickt milde. Und selbst wenn der einstmalige Krankenhausangestellte mit seinem Servicewagen durch die Wilmersdorfer Straße bollert, kleineren Unrat beseitigt und um die Wahrung von Ordnung bittet, passt er in keines dieser Bilder. Denn der 40-Jährige arbeitet nicht vorrangig mit erhobenem Zeigefinger und Wischmob. Sondern mit seinen wachen Augen - "dem Scannerblick, wie er es nennt" -, mit dem Gemeinsinn eines Alteingesessenen. Und mit Bauchgefühl.
Die wichtigsten Eigenschaften eines Mannes, der "die Wilmersdorfer" meistern will? "Gelassen und freundlich bleiben, egal was passiert. Ein dickes Fell braucht man unbedingt." Dass der Schmargendorfer zum Straßenmeister taugt, stand im Sommer nach einem kurzen Auswahlverfahren mit rund 30 Mitbewerbern außer Zweifel. Nun beschäftigen ihn die Wilmersdorfer Arcaden in Vollzeit. "Ich komme endlich wieder mit einem Lächeln zur Arbeit", sagt der der Allesmacher vom Dienst. Er wurde im Bezirk geboren, blieb dort immer wohnen, lernte nun nach unglücklichen Jahren in der Medizin eine der belebtesten Straßen Berlins zu pflegen. Und auch eine der schwierigen. Hier promenieren Familien, Rentner, Bettlern, Touristen. Für aufgeschlagene Kinderknie hält Wenzlaff Pflaster bereit, für Störenfriede ein ruhiges Wort. Und spricht einer nicht die gleiche Sprache, "da hat mir mein halbwegs gutes Englisch bisher immer weitergeholfen".
Ab und zu beliebt es dem "Kümmerer" dann doch, fest zuzupacken und kleinere Schäden an seinem Pflaster höchstselbst zu beheben. "Lose Steine sammle ich direkt ein, damit niemand stolpert. Dann Auskratzen, Beton rin, fertisch!" Wenzlaffs Gemeinsinn umspannt Stadt und Land - "das spart dem Steuerzahler Geld."
Autor:Thomas Schubert aus Charlottenburg |
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