Deutsche Bahn kutschiert Ehrenamtliche durch Berlin
Es war ein Tag, an dem das Dankeschön für geleistete Taten folgte. Und ein Tag, an dem für 151 ehrenamtliche Mitarbeiter der drei Berliner Bahnhofsmissionen etwas Unmögliches wahr wurde: Wann fährt man schon vom Bahnhof Zoo in einer Schleife über Friedrichsfelde und Gesundbrunnen zum Empfang im Bahn-Tower am Potsdamer Platz? Noch dazu im Sonderzug.
Dabei bleibt die Arbeit von Menschen wie Sabine zumeist im Dunkeln. Wenn Mittellose die Bahnhofsmission am Zoo erreichen, ist es Sabine, die ihnen die Tür öffnet. Und auch Gäste, die etwas abzugeben haben, dürften sie kennen. "Ich nehme nicht nur Spenden entgegen, ich lade auch die Spender auf einen Kaffee ein", erzählt die Rentnerin. Sechs Stunden pro Woche investiert sie in ihr Ehrenamt.
Ähnliches leisten Simone Messerschmidt und Gudrun Fromm - zumeist an Wochenenden. "Wir versorgen Obdachlose mit Essen, Kaffee und Kleidung in drei Durchgängen pro Tag", sagt Fromm. Ob da der freie Sonntag nicht flachfällt? Sie winkt ab: "Wir opfern ihn gern."
Dass Bahnchef Rüdiger Grube sich bei diesen Damen und ihren Mitstreitern bedanken wollte, hat eine Vorgeschichte: An der Seite von Finanzvorstand Richard Lutz war Grube in der Bahnhofsmission am Zoo schon persönlich zugange. "Sie wollten wissen, wer hier mit anpackt", sagt dessen Leiter Dieter Puhl. Und sie erfuhren, dass vom 15-jährigen Schüler bis zur 86-jährigen Großmutter jeder seinen Beitrag leistet.
So begab sich also eine bunt gemischte Truppe hinauf zum Bahnsteig am Zoo, bestieg an Gleis 1 den frisch geputzten Sonderzug und brach auf zu einer Rundfahrt in stimmungsvoll verdunkelten Wagen. Kommentiert vom Bahn-Konzernbevollmächtigten Ingolf Leuschel, ging es über die Stadtbahnstrecke zum Tierpark Friedrichsfelde, wo der Zug im großen Bogen drehte und dann über den nordöstlichen S-Bahnring zum Gesundbrunnen rauschte. Kurz vor dem Ziel erlebte die Gruppe noch ein Ding der Unmöglichkeit: Zugführer Kraus durchfuhr die tiefe Nord-Süd-Ebene des Hauptbahnhofs ohne Halt, wo ansonsten alles stoppt, was bei der Bahn auf Schienen fährt. Ein neckische Spielerei, könnte man meinen. Doch "Türsteherin" Sabine war beim Ausstieg am Potsdamer Platz die Rührung anzusehen. Kurz darauf am Bahn-Tower war sie es, die man an der Tür hereinbat.
Autor:Thomas Schubert aus Charlottenburg |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.