Eichendorff-Grundschule pflegt Wandertradition
Seit 100 Jahren wandern die Lehrer dieser Schule. In den Herbstferien hatten sie die erste Lehrerwanderung dieser Schule wiederholt. Es war die 237. Wanderung der Lehrer der Eichendorff-Grundschule. Sieben Kilometer wanderten sie von Belzig Richtung Wiesenburg auf dem gleichen Pflaster und an den gleichen Eichen vorbei wie seinerzeit "der alte Wolf, Ehmke und Schulz". Letzterer war der jüngste unter den Gründern dieser Tradition. Ihn hatte Gerda Jursch noch als Schulleiter und späteren Schulrat kennengelernt.
"Früher wurde in allen kleinen Ferien also Ostern, Pfingsten und im Herbst gewandert. Heute hat sich das auf eine Wanderung im Jahr reduziert", berichtet Gerda Jursch. Auch die Originalstrecke von 28 Kilometern haben sich die Lehrer heute nicht mehr zugetraut, sie halbierten das Pensum. So wird wohl der Rekord des im gesegneten Alter von 91 Jahren gestorbenen früheren Charlottenburger Schulrates Schulz - 2318 Wanderkilometern auf 136 Wanderungen - ewig die Bestmarke setzen.
An ihre Tradition erinnerten die Lehrer mit einer Eintragung in das Gipfelbuch des Hagelberges, der mit seinen 201 Metern die höchste Erhebung im Fläming ist.
Festgehalten wird diese Tradition aber auch in den Wanderbüchern, die mittlerweile auf drei stattliche Bände angewachsen sind. Darin sind alle 237 Wanderungen ausführlich beschrieben. Die Bücher sind eine Fundgrube für Historiker. Ihnen ist zu entnehmen, dass bis zur Nachkriegszeit ausschließlich Männern wanderten und überhaupt erst nach dem Krieg Frauen in das Lehrerkollegium aufgenommen wurden.
Die erste Frau, die an der Lehrerwanderung teilgenommen hatte, war Dr. Hilde Gralow. Das historische Geschehen ereignete sich am verregneten und stürmischen Freitag, 30. März 1951, auf der 103. Wanderung, die um den Wannsee führte. Einzig der Zweite Weltkrieg hatte die Wandertradition der Lehrer unterbrechen können. Von 1943 bis 1950 wurde nicht gewandert.
Die Wanderbücher verzeichnen auch die lustigsten Ereignisse, als ein Teil des Kollegiums sich im Speisewagen vergnügend an einen anderen Zugteil, der nach Hamburg statt nach Plön fuhr, koppeln ließ. Es verzeichnet die gefährlichste Wanderung, als auf dem Nordseedeich bei Butjadingen die Pferde mit den Lehrern durchgingen. Es verzeichnet die abenteuerliche Reise zur Wendezeit nach Polen, als die Lehrer den Geburtsort des Namensgebers ihrer Schule in Lubowitz besuchten.
Aus der Zeit, als sich wegen der Mauer die Wanderungen auf Wannsee, den Tegeler und Spandauer Forst sowie den Zoo beschränkten, stammt der gereimte Eintrag in das Wanderbuch. "Fräulein Dr. Gralow auch Frau Günzel lächelt froh, am schönen Tag heut wieder traf sich das Kollegio. Fröhlich reicht man sich die Hände, schön wars wieder mal im Zoo, als Wanderung ist zu Ende, 150 plus zwo."
Autor:Lokalredaktion aus Mitte |
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