Eine Stadtgeschichte von Dorothea Zöbl

Das Haus Schustehrusstraße 13 spielt in dem Buch eine wichtige Rolle. | Foto: Wecker
  • Das Haus Schustehrusstraße 13 spielt in dem Buch eine wichtige Rolle.
  • Foto: Wecker
  • hochgeladen von Lokalredaktion

Charlottenburg. Wer etwas über die Baugeschichte und die Bewohner Charlottenburgs erfahren möchte, sollte sich das neue Buch von Dorothea Zöbl vornehmen.

Charlottenburg wurde als eine königliche Idealstadt gegründet. König Friedrich I hatte dort seiner Frau Sophie Charlotte ein Schloss errichtet. Um ihren Musentempel entstand eine Stadt. Sie entwickelte sich nicht als Marktflecken mit Handel und Gewerbe, sondern als Versorgungsstätte des höfischen Schlosses. So ging die Beschränkung bürgerlich städtischer Rechte mit der Pflege vornehmer höfischer Vergnügungen einher. Während am Hofe musiziert wurde, gab es auf der Straße offene Prügeleien. Dies alles ist der genauen Darstellung in Dorothea Zöbels Buch "Wo der König Bürgermeister war. Charlottenburger Stadtgeschichten seit 1700" zu entnehmen, das in diesem Jahr erschienen ist.

Die Autorin entwickelt ihre Darstellung an der Baugeschichte und den Bewohnern zweier Gebäude: Im ersten Teil berichtet sie über die Schlossherren und im zweiten Teil über die bürgerlichen Bewohner des Hauses Schustehrusstraße 13. Mit dieser Perspektive gelingt es der Autorin, an konkreten Lebensverhältnissen und Biografien deutsche Geschichte lebendig werden zu lassen. Es ist zwar eher eine heimatgeschichtliche Methode, aber da Charlottenburg Residenz des preußischen Herrschergeschlechts war, ist das Ergebnis Nationalgeschichte. Diese Tür hat die Autorin weit geöffnet, denn immer wieder hat sie die sich in Charlottenburg vollziehenden Ereignisse im nationalen Zusammenhang dargestellt. Das beginnt mit der Rückkehr des zum König gekrönten Kurfürsten über die damalige Königsstraße, heute Schloßstraße, das "reaktionäre Nest", über den Gefangenenzug der Berliner Demokraten von 1848, die auf halben Weg in Charlottenburg verprügelt wurden, zur Spandauer Zitadelle, die Entwicklung Charlottenburgs zur bedeutenden Industriestadt, die Klassenkämpfe in den 20er-Jahren, den Auseinandersetzungen zwischen den Kommunisten und Nationalsozialisten bis hin zum Schutz des Hauses in der Schustehrusstraße 13 vor Immobilienspekulanten durch beherzte Charlottenburger Bürger.

Die Verteidigung dieses Hauses vor dem Abriss bildet die erzählerische Klammer der Geschichtsdarstellung. Die Autorin hat viele Geschichten zu erzählen, die so manches dem Vergessen entreißen und auch bewusst Verdrängtes offenbaren. So muss die Schönheit der Königin Gottfried Wilhelm Leibniz derart in Bann geschlagen haben, dass eine poetische Ader zu sprudeln begann. Er dichtet: "Der schönsten Königin auf diesem Kreis der Erden Charlotte lebt in mir". Im selben Gedicht schlägt er vor, die Stadt nach ihrem zweiten Vornamen "Sophienburg" zu benennen.

Dorothea Zöbl "Wo der König Bürgermeister war. Charlottenburger Stadtgeschichten seit 1700", Berlin. 2013; 19,90 Euro. ISBN-13: 9783786126867.
Frank Wecker / FW
Autor:

Lokalredaktion aus Mitte

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

Folgen Sie diesem Profil als Erste/r

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Das Team von Optik an der Zeile freut sich auf Ihren Besuch. | Foto: privat

Optik an der Zeile
16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024

40 Jahre Augenoptik-Tradition im Märkischen Viertel, das feiern wir immer noch in diesem Jahr 2024. Feiern Sie mit uns und profitieren Sie von unseren Jubiläumsangeboten. Kommen Sie zu uns und staunen Sie über die Vielfalt der Angebote. Anlässlich unserer 16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024 bieten wir Ihnen die gesamte Kollektion namhafter Designer. Sie können aus einer riesigen Auswahl Ihre Brille finden. Mit vielen schönen Brillengestellen und den Brillengläsern von Essilor und...

  • Märkisches Viertel
  • 13.11.24
  • 183× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 502× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Wie Sie Rückenschmerzen durch fortschrittliche Behandlungskonzepte in den Griff bekommen, erfahren Sie am 3. Dezember. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Ihre Optionen bei Beschwerden
Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule

Um "Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule – Ihre Optionen bei Beschwerden" geht es beim Patienteninformationsabend am Dienstag, 3. Dezember. Rückenschmerzen, Ischias-Beschwerden und Bewegungseinschränkungen im Bereich der Lendenwirbelsäule gehören zu den häufigsten orthopädischen Problemen. An diesem Infoabend erhalten Sie Einblicke in aktuelle Therapiemöglichkeiten und fortschrittliche Behandlungskonzepte. Unser Wirbelsäulenspezialist Tim Rumler-von Rüden erklärt, wie moderne Technologien...

  • Reinickendorf
  • 07.11.24
  • 475× gelesen
  • 1
WirtschaftAnzeige
Für rund 105.000 Haushalte im Bezirk Lichtenberg baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom
2 Bilder

Telekom macht's möglich
Schnelles Glasfasernetz für Lichtenberg

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes im Bezirk Lichtenberg auf Hochtouren. Damit können rund 105.000 Haushalte und Unternehmen in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Karlshorst, Lichtenberg und Rummelsburg einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Schnell sein lohnt sich Wer jetzt einen Glasfaser-Tarif bei der Telekom beauftragt, gehört...

  • Bezirk Lichtenberg
  • 30.10.24
  • 902× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.