Erster Migrationspreis wurde verliehen

Eingerahmt von Judith Stückler und Reinhard Naumann nehmen Sibylle Arndt, Janina Deininger, Jörn Hedtke und Thorsten Luxa die Auszeichnung entgegen. | Foto: Metzger
  • Eingerahmt von Judith Stückler und Reinhard Naumann nehmen Sibylle Arndt, Janina Deininger, Jörn Hedtke und Thorsten Luxa die Auszeichnung entgegen.
  • Foto: Metzger
  • hochgeladen von Lokalredaktion

Charlottenburg-Wilmersdorf. Erstmals wurde im Bezirk der "Tag der Migranten" mit einem Festakt begangen, und erstmals wurde aus diesem Anlass der mit 1000 Euro dotierte Integrationspreis verliehen.

24 Vorschläge erreichten die Jury, die sich aus Vertretern der Fraktionen, dem Bürgermeister, der Vorsteherin der Bezirksverordnetenversammlung und dem Integrationsbeauftragten zusammensetzt. Der Preis wurde der Jugendstrafanstalt Plötzensee und dem mit ihr kooperierenden Gefängnistheater "Aufbruch" zuerkannt. Beide Einrichtungen arbeiten schon seit Jahren zusammen. Mit Theaterkunst soll den jugendlichen Straftätern die Resozialisierung erleichtert werden. Sie erlangen durch Aufführungen im Gefängnis, zu denen Publikum zugelassen wird, Anerkennung, die ihr Selbstbewusstsein stärkt, und sie werden durch die Kunst angeregt, sich mit ihrem Lebensweg auseinanderzusetzen. Dies alles kostet die jungen Inhaftierten zusätzliche Anstrengung, denn die Proben erfolgen in der Freizeit.

Jüngstes Projekt ist der Rap-Song-Zyklus "Schuberts Winterreise". Der Musiker Jörn Hedtke hatte die Idee, Franz Schuberts Liederzyklus "Winterreise" mit der jugendlichen Rap-Kultur zu verbinden. Erstmals wird dazu in mehreren künstlerischen Genres gearbeitet. Im Rhythmus von einem Vierteljahr wird jeweils eins von zehn Modulen des Zyklus’ als Musikstück, Theateraufführung und Videoclip erarbeitet, wobei die Häftlinge nicht nur ausführende Künstler, sondern auch Komponisten, Kameraleute und Drehbuchautoren sind. Das Projekt hat so überzeugt, dass Herbert Grönemeyer, der Aufführungen mit Peter Fox besuchte, die Schirmherrschaft über das Projekt übernommen hat.

Für den Bezirk ist nicht allein der kreative Versuch zur Resozialisierung bedeutsam. Eine große Rolle für die Zuerkennung des Preises spielte die Integration - die von straffälligen Jugendlichen wieder in die Gesellschaft und die von Nachkommen aus Zuwandererfamilien in die Gesellschaft. Charlottenburg-Wilmersdorf zeichnet sich durch einen Vielfalt von Nationalitäten aus. Fast jeder fünfte Bürger hat fremde Wurzeln. In der Jugendstrafanstalt herrscht ein anderes Verhältnis: 45 Prozent der Insassen sind auch dem Pass nach Ausländer und 75 Prozent haben einen Migrationshintergrund, das heißt, sie sind Deutsche, stammen aber aus zugewanderten Familien. Für diese Gefangenen ist die Arbeit des Gefängnistheaters zumeist die erste Auseinandersetzung mit deutscher Kunst. Umso mehr ist zu würdigen, dass die Hochkultur eines Franz Schubert mit der den Jugendlichen vertrauten Ästhetik des Pop verbunden wird. Auch dies ist eine Form der Integration.

Frank Wecker / FW
Autor:

Lokalredaktion aus Mitte

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

Folgen Sie diesem Profil als Erste/r

Kommentare

Kommentare sind deaktiviert.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
Schonende Verfahren für Ihre Rückengesundheit werden am 19. März vorgestellt. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Informationen für Patienten
Minimal-Invasive Wirbelsäulenchirurgie

Leiden Sie unter anhaltenden Rückenschmerzen oder Wirbelsäulenbeschwerden? Moderne minimal-invasive Operationsverfahren ermöglichen eine schonendere Behandlung mit schnelleren Genesungszeiten. Erfahren Sie mehr über innovative Therapiemöglichkeiten bei unserem Infoabend mit Dr. (Univ. Kermanshah) Kamran Yawari, Teamchefarzt des Caritas Wirbelsäulenzentrums. In seinem Vortrag erläutert er die Vorteile minimal-invasiver Wirbelsäulenchirurgie und zeigt auf, wann und für wen diese Methoden sinnvoll...

  • Reinickendorf
  • 18.02.25
  • 267× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Erfahren Sie, welche proktologischen Erkrankungen häufig auftreten, welche Untersuchungsmethoden es gibt und wie moderne Behandlungsmöglichkeiten helfen können.  | Foto: pixel-shot.com, Leonid Yastremskiy

Proktologie: Ende gut, alles gut!

Unser Darm ist mit seinen 5 bis 7 Metern Länge ein wahres Wunderwerk unseres Körpers. Doch wenn es am Ende des Darms zu Erkrankungen kommt, kann das die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen – auch wenn man es nicht sieht. Aus Scham werden diese Probleme oft verschwiegen, dabei gibt es in den meisten Fällen gute Behandlungsmöglichkeiten. Wir laden Sie herzlich zu unserem Informationsabend ein! Erfahren Sie, welche proktologischen Erkrankungen häufig auftreten, welche Untersuchungsmethoden es...

  • Reinickendorf
  • 19.02.25
  • 229× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Gallensteine sind ein häufiges, aber oft unterschätztes Gesundheitsproblem.  | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Patienten fragen
Steine in der Gallenblase – was nun?

Gallensteine sind ein häufiges, aber oft unterschätztes Gesundheitsproblem. Etwa jede fünfte Person in Europa ist betroffen, und fast die Hälfte entwickelt im Laufe des Lebens Beschwerden. Diese äußern sich meist in Form von wiederkehrenden Schmerzen, insbesondere im rechten Oberbauch. In einigen Fällen können Gallensteine zu ernsthaften Komplikationen wie einer Entzündung der Gallenblase führen. Die bevorzugte Therapie bei Beschwerden ist die operative Entfernung der Gallenblase – in der Regel...

  • Reinickendorf
  • 12.02.25
  • 615× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Informieren Sie sich über Intensivmedizin. | Foto: 2022 Tomasz Kuzminski

Infoabend am 11. Februar
Grenzen und Möglichkeiten der Intensivmedizin

Die Intensivmedizin hat erstaunliche Fortschritte gemacht und bietet schwerstkranken Patienten Überlebenschancen, die früher undenkbar waren. Doch wo liegen die Grenzen dieser Hochleistungsmedizin? Welche technischen, personellen und ethischen Herausforderungen gibt es? Besuchen Sie unseren Infoabend mit Priv.-Doz. Dr. Stephan Kurz und erfahren Sie, wie intensivmedizinische Maßnahmen Leben retten, aber auch komplexe Entscheidungen erfordern. Was geschieht, wenn Therapieoptionen ausgeschöpft...

  • Reinickendorf
  • 29.01.25
  • 1.205× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.