Familie Gullnick hilft der Bahnhofsmission
Entschuldigend fügte sie hinzu: "Ich kenne sie jedenfalls am besten, Euch kenne ich noch nicht so gut". Eigentlich wollte sie mit diesen Worten einfach nur ihrem Vater aus der Patsche helfen, der plötzlich vom Engagement seiner ganzen Familie für die Bahnhofsmission berichten sollte. Die in der Charlottenburger Suarezstraße beheimatete Familie betreibt einen fliegenden Handel mit Eiern, Geflügel und Wurstwaren. Ostern tauchte sie in der Bahnhofsmission mit bunten Eiern auf und löste damit eine unbeschreibliche Freude aus. Die Versorgung der Obdachlosen in der Bahnhofsmission wird im Wesentlichen durch Spenden aus der Bevölkerung getragen. Eier sind leicht verderblich und eignen sich deshalb für Spenden wenig. So sind frische Eier dort ohnehin schon eine Rarität, wenn sie aber zu Ostern und dann auch noch bunt gefärbt gebracht werden, ist die Freude groß.
Familie Gullnick ist nicht nur einmal im Jahr dort zu Gast, sondern kommt häufig mit nicht abgesetzten Lebensmitteln und einfach nur, um zu helfen. So stand Yoko ihren zu Eigenlob völlig unbegabten Eltern nochmals bei: "Meine Eltern sind herzensgut und das spüren die Obdachlosen. Mit ihnen reden sie, vertrauen sich ihnen an, finden Trost und Hoffnung".
Die Familie, zu der noch Sohn Koichi gehört, gibt, was sie kann. Gegenwärtig ist dieses Geben durch eine schwere Krankheit des Vaters etwas gebremst, was ihn aber nicht davon abhält, weiter in der Jebensstraße 5 vorbeizuschauen.
Tochter Yoko hilft mit ihrer Begabung. Sie ist Sängerin bei der Rockband Matsukawa Volt. Als im April vor der Bahnhofsmission der "Baum der Erinnerung" für die verstorbenen Obdachlosen gepflanzt wurde, sang sie das berührende Lied "Ive got life" von Nina Simone. "Ich habe kein Zuhause" heißt es da, "ich habe keine Schuhe, ich habe kein Geld, ich habe keine Bildung, aber ich habe etwas, was mir keiner nehmen kann: Ich habe das Leben". Mutter Chielko hat beobachtet, wie dieses Lied die Obdachlosen ergriffen hat und sich mancher verstohlen eine Träne aus den Augen wischte.
Seit Jahren ist diese Familie bei den Obdachlosen. Sie spendet Herzenswärme, Lebensmittel und Gesang. Die Bahnhofsmission ist eine Einrichtung der evangelischen Kirche. Das Engagement der Familie Gullnick gründet sich ebenfalls auf Religiosität. Da die Mutter aus Japan kommt, ist es bei ihr der Buddhismus. Diese Religion kennt keine Hoffnungslosigkeit. So lehrt Vater Heini: "Jeder Mensch, egal in welcher Situation er ist, kann glücklich sein. Er darf nur ein momentanes Unglück nicht als ausweglos empfinden. Mit aktiver Unterstützung durch andere Menschen kann er sich daraus befreien." In diesem Sinne handelt Familie Gullnick und deswegen wurde sie von der Bahnhofsmission eingeladen, Frank Walter Steinmeier von ihrem Engagement zu berichten.
Autor:Lokalredaktion aus Mitte |
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