Gut betreut während der Schwangerschaft und danach

Lena S. aus Kreuzberg erwarten in zwei Wochen ihr Kind. Sie fühlt sich gut betreut von Christine Schuppe und ihren Kolleginnen. | Foto: KT
  • Lena S. aus Kreuzberg erwarten in zwei Wochen ihr Kind. Sie fühlt sich gut betreut von Christine Schuppe und ihren Kolleginnen.
  • Foto: KT
  • hochgeladen von Klaus Teßmann

Charlottenburg. Der 17. Oktober war für die 14 Hebammen im Geburtshaus Charlottenburg ein besonderer Tag - sie blickten auf ein Vierteljahrhundert zurück.

Jährlich kommen bei ihnen 320 Kinder zur Welt. Das macht in 25 Jahren die stattliche Zahl von 5700 Geburten. Damit habe das größte und älteste Geburtshaus Deutschlands nachgewiesen, dass diese Einrichtung eine Alternative zur Geburt im Krankenhaus darstellt."Vor 30 Jahren war die Zeit der programmierten Einleitung und des hohen Verbrauchs von Medikamenten während der Geburt", erinnert sich die Hebamme Christine Schuppe. Damit waren viele Frauen und Hebammen nicht einverstanden. Nach wie vor gilt bei ihnen das Motto "Schwangerschaft ist keine Krankheit", alles soll seinen natürlichen Verlauf nehmen.

Vor 30 Jahren wurde zunächst eine Beratungsstelle ins Leben gerufen, daraus wurde 1987 das Geburtshaus Charlottenburg, lange Jahre am Klausenerplatz 19, später zog man aufs Gelände der DRK Klinik Westend.

Die erste Geburt im Januar 1987 war der Junge Till. "Einen Monat später wurde das Geburtshaus eröffnet", berichtet die Hebamme. "Das gab viel Skepsis unter den Medizinern, manche waren empört, wie sich Hebammen herausnehmen können, so ein Geburtshaus zu eröffnen." Doch die Hebammen verteidigten erfolgreich ihre Position. "Wir als Hebammen sind berechtigt, eine ganz normale Geburt zu leiten, während sich ein Arzt immer eine Hebamme dazuholen muss", erklärt Christine Schuppe ihre Position. Sie will keinen Gegensatz zur Schulmedizin, auch für das Geburtshaus ist es wichtig, dass die DRK Klinik am Spandauer Damm mit dem Kreißsaal und den Ärzten nur 100 Meter entfernt ist.

Das Geburtshaus möchte eine Alternative für die Schwangeren anbieten, die auf natürliche Weise ihr Kind zur Welt bringen wollen.

In Deutschland wird viel zu oft das Kind per Kaiserschnitt geholt. 33 Prozent der Geburten sind ein operativer Eingriff mit Spätfolgen für das Kind und die Mutter. Heute bekommen nur 8 Prozent der Frauen ihre Kinder ohne medizinische Eingriffe. Die Frauen werden während der gesamten Schwangerschaft in einem Team von sieben Hebammen betreut. Eine davon wird die Geburt betreuen, dabei gib es auch keinen Schichtwechsel, auch wenn die Geburt einmal mehrere Stunden dauert. Für Christine Schuppe und die anderen Hebamme ist es sehr wichtig, dass sie sich auf die eine Frau konzentrieren können. "Die Frauen haben hier ihren geschützten Raum, in dem auch die Väter oder andere Familienmitglieder dabei sein können." Wichtig für das Geburtshaus ist, dass sich die Hebammen auf diese Stunde vorbereiten können, auch ausgeruht sind, wenn es einmal länger dauert. "Wir sind die Hüterinnen des Normalen", erklärt die Hebamme, "und wenn etwas mal nicht normal verläuft, geben wir die Betreuung sofort an die Klinik ab." Auch nach der Geburt betreuen die Mitarbeiterinnen des Geburtshauses die Familien noch zu Hause. Sie geben den frisch gebackenen Eltern wichtige Hinweise und sehen nach, ob mit den Kindern alles in Ordnung ist.

Die Hebammen möchten mehr Anerkennung in der Gesellschaft. Mit einem Stundenlohn von 7,50 Euro gehören sie nicht zu den gut verdienenden in diesem Land. Dazu kommt noch, dass sie ab Januar eine Haftpflichtversicherung zahlen müssen, "obwohl es nicht mehr Schadensfälle gibt". Christine Schuppe spricht im Namen ihrer Kolleginnen: "Das Geld muss erst einmal verdient werden." Und so befürchtet sie, dass viele Geburtshäuser schließen müssen, weil die Hebammen das finanziell nicht mehr schaffen. "Der Beruf ist sehr verantwortungsvoll und er macht uns allen Spaß", zieht Christine Schuppe Bilanz. "Wir helfen den Frauen, ihre Kinder zur Welt zu bringen. Etwas Schöneres gibt es nicht."

Geburtshaus Charlottenburg auf dem Gelände der DRK Klinik Westend, Haus 9, Spandauer Damm 130, Bürozeiten: Mo-Fr 10-13 Uhr, 325 68 09, E-Mail: anmeldung@geburtshausberlin.de
Klaus Tessmann / KT
Autor:

Klaus Teßmann aus Prenzlauer Berg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

Eine/r folgt diesem Profil

Kommentare

Kommentare sind deaktiviert.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
 Ist Ihr Herz gesund? Informieren Sie sich am 20. November über Herzschwäche und wie man sie erkennt und behandelt. | Foto: Caritas-Klinik Maria Heimsuchung

Infos über Herzinsuffizienz
Vortrag: „Herzschwäche erkennen und behandeln“

Die Caritas-Klinik Maria Heimsuchung lädt Sie herzlich zu einem informativen Vortrag am 20. November 2024 von 17 bis 18 Uhr ein. Unter dem Titel „Stärke dein Herz – Herzschwäche erkennen und behandeln“ erfahren Sie Wissenswertes über die frühzeitige Erkennung und moderne Behandlungsmöglichkeiten der Herzinsuffizienz. Dr. med. Philipp Krauser, Facharzt für Innere Medizin und Kardiologie sowie Oberarzt im Caritas Kardiozentrum Berlin, wird in dem Patienteninformationsabend auf die typischen...

  • Pankow
  • 30.10.24
  • 404× gelesen
WirtschaftAnzeige
Tätowierungen sind eine Kunst mit jahrtausendealter Geschichte, die über Jahrhunderte hinweg die Körper der Menschen schmückte. Doch der Beruf des Tätowierers ist nicht nur kreative Arbeit. Es ist ein anspruchsvolles und faszinierendes Handwerk. | Foto: VEAN TATTOO
3 Bilder

VEAN TATTOO
Tätowierer: einer der gefragtesten Berufe unserer Zeit

Tätowierungen sind eine Kunst mit jahrtausendealter Geschichte, die über Jahrhunderte hinweg die Körper der Menschen schmückte. Doch der Beruf des Tätowierers ist nicht nur kreative Arbeit. Es ist ein anspruchsvolles und faszinierendes Handwerk, das nicht nur künstlerische Fähigkeiten, sondern auch ein tiefes Verständnis des gesamten Prozesses erfordert. In diesem Artikel wird VEAN TATTOO Ihnen die Welt der Tätowierkunst näherbringen und erläutern, warum der Beruf des Tätowierers heute zu den...

  • Mitte
  • 28.10.24
  • 524× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Leiden Sie unter anhaltenden Knie- oder Hüftschmerzen? Erfahren Sie, wie Sie mit modernsten Methoden Ihre Mobilität zurückgewinnen. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Infoabend am 12. November
Leben ohne Knie- und Hüftschmerzen

Leiden Sie unter anhaltenden Knie- oder Hüftschmerzen, die jeden Schritt zur Qual machen oder Ihnen sogar in Ruhe keine Erholung gönnen? Es muss nicht so bleiben! Besuchen Sie unseren Infoabend "Leben ohne Knie- und Hüftschmerzen: Schonende & komfortable OP-Methode!" und erfahren Sie, wie Sie mit modernsten Methoden Ihre Mobilität zurückgewinnen – schonend, effektiv und ohne Angst vor einem Eingriff. Expertenwissen kommt beim Infoabend am 12. November aus erster Hand: Tariq Qodceiah, Chefarzt...

  • Reinickendorf
  • 01.11.24
  • 255× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für rund 105.000 Haushalte im Bezirk Lichtenberg baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom
2 Bilder

Telekom macht's möglich
Schnelles Glasfasernetz für Lichtenberg

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes im Bezirk Lichtenberg auf Hochtouren. Damit können rund 105.000 Haushalte und Unternehmen in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Karlshorst, Lichtenberg und Rummelsburg einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Schnell sein lohnt sich Wer jetzt einen Glasfaser-Tarif bei der Telekom beauftragt, gehört...

  • Bezirk Lichtenberg
  • 30.10.24
  • 384× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.