Initiative will Kant-Garagen eine Zukunft geben

Marodes Denkmal: Die 1930 erbaute Hochgarage in der Kantstraße 126/127 ist die letzte original belassene in Deutschland. | Foto: Schubert
  • Marodes Denkmal: Die 1930 erbaute Hochgarage in der Kantstraße 126/127 ist die letzte original belassene in Deutschland.
  • Foto: Schubert
  • hochgeladen von Thomas Schubert

Charlottenburg. Eine altes Parkhaus als Kulturgut? Rund 100 Technikbegeisterte sehen es so. Sie wollen Mitstreiter anwerben, eine Genossenschaft gründen und die Kant-Garagen kaufen.

Es riecht nach Öl, Benzin und Reifengummi. Beton bröckelt von den Wänden. An den Rampen warten schmuddelige Autos auf ihre Reparatur. Überall Graffiti, Bierflaschen und Pneus mit abgefahrenem Profil. Wenn es nach solchen Eindrücken geht, sind die Kant-Garagen reif für den Abriss. Aber unter Eingeweihten, da geht es um etwas anderes: den Wert als letzte erhaltene Hochgarage Deutschlands. Und um eine mögliche Zukunft als Museum des Automobils.

An diese Zukunft glaubt Andreas Barz. Und die erste Zusammenkunft seiner Initiative zur Rettung der Kant-Garagen zeigt, dass er mit seiner Vision nicht allein ist. Barz sitzt bereits im Vorstand der Studentendorfs Schlachtensee. Daher weiß er, wie man um Bauwerke kämpft, die Investoren mit Profitinteresse gerne abräumen würden. "Man kann ein zu Tode geschriebenes Baudenkmal erneuern", sagte Barz in die Runde von 100 Gleichgesinnten. Wenn Geschäftsleute mit Baumängeln und Unwirtschaftlichkeit argumentieren, geht es aus seiner Sicht nur um eines: "Um den hervorragenden Baugrund."

Den kulturellen Wert bewahren möchte Barz mit der Gründung einer Genossenschaft. Sie soll die denkmalgeschützte Kant-Garagen kaufen und ein Konzept entwickeln, das dem Wesen des Gebäudes möglichst genau entspricht. Derzeit wird der 1930 eröffnete Bau von einer Tankstelle und einer Werkstatt genutzt. 1,5 bis 1,7 Millionen Euro, glaubt der Initiator, müsste man für den Kauf zusammenbringen. Eine Summe, die er mit rund 1100 Genossenschaftsmitgliedern stemmen will.

Reichtum an Ideen besteht jetzt schon, wie der Verlauf des ersten Treffens beweist. So präsentierte Architekt Frank Augustin einen Entwurf, der die Ausstellung von Fahrzeugen in den unteren Geschossen und der Wendelrampe vorsieht. Darüber wäre Platz für Büro- oder Hotelräume und Maisonette-Wohnungen. 6 Millionen Euro veranschlagt er für die Sanierung der angegriffenen Substanz.

Noch stärker auf die Automobilkultur eingehen will Frank Seehausen von der TU Braunschweig. Ihm schwebt ein Ausstellungsort für Oldtimer vor. Die Entwürfe seiner Studenten drehen sich darum, wie man Privatsammlungen aus ländlichen Scheunen nach Berlin holt. Dass man zahlungskräftige Sammler oder gar Automobilhersteller anwerben sollte, glaubt auch Andreas Krüger von der Initiative "Stadt neudenken". Er will das Anliegen der Initiative an einen runden Tisch zur Liegenschaftspolitik im Berliner Abgeordnetenhaus diskutieren und Kontakte zur Autolobby herstellen.

Schon mehrfach stand der Abriss des Gebäudes zur Debatte. Stadtentwicklungsstadtrat Marc Schulte (SPD) stellte klar, dass er sich dagegen sperren wird. Zugleich bremste er die Euphorie. Denn der wichtigste Mann im Poker um die Kant-Garagen fehlte: Eigentümer Christian Pepper. Selbst die Gründung einer Genossenschaft sichert aus Schultes Sicht noch keinen Erfolg. "Wenn Pepper nicht verkaufen will, nützen die besten Ideen nichts."

Thomas Schubert / tsc
Autor:

Thomas Schubert aus Charlottenburg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

Eine/r folgt diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
 Ist Ihr Herz gesund? Informieren Sie sich am 20. November über Herzschwäche und wie man sie erkennt und behandelt. | Foto: Caritas-Klinik Maria Heimsuchung

Infos über Herzinsuffizienz
Vortrag: „Herzschwäche erkennen und behandeln“

Die Caritas-Klinik Maria Heimsuchung lädt Sie herzlich zu einem informativen Vortrag am 20. November 2024 von 17 bis 18 Uhr ein. Unter dem Titel „Stärke dein Herz – Herzschwäche erkennen und behandeln“ erfahren Sie Wissenswertes über die frühzeitige Erkennung und moderne Behandlungsmöglichkeiten der Herzinsuffizienz. Dr. med. Philipp Krauser, Facharzt für Innere Medizin und Kardiologie sowie Oberarzt im Caritas Kardiozentrum Berlin, wird in dem Patienteninformationsabend auf die typischen...

  • Pankow
  • 30.10.24
  • 594× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Leiden Sie unter anhaltenden Knie- oder Hüftschmerzen? Erfahren Sie, wie Sie mit modernsten Methoden Ihre Mobilität zurückgewinnen. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Infoabend am 12. November
Leben ohne Knie- und Hüftschmerzen

Leiden Sie unter anhaltenden Knie- oder Hüftschmerzen, die jeden Schritt zur Qual machen oder Ihnen sogar in Ruhe keine Erholung gönnen? Es muss nicht so bleiben! Besuchen Sie unseren Infoabend "Leben ohne Knie- und Hüftschmerzen: Schonende & komfortable OP-Methode!" und erfahren Sie, wie Sie mit modernsten Methoden Ihre Mobilität zurückgewinnen – schonend, effektiv und ohne Angst vor einem Eingriff. Expertenwissen kommt beim Infoabend am 12. November aus erster Hand: Tariq Qodceiah, Chefarzt...

  • Reinickendorf
  • 01.11.24
  • 434× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für rund 105.000 Haushalte im Bezirk Lichtenberg baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom
2 Bilder

Telekom macht's möglich
Schnelles Glasfasernetz für Lichtenberg

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes im Bezirk Lichtenberg auf Hochtouren. Damit können rund 105.000 Haushalte und Unternehmen in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Karlshorst, Lichtenberg und Rummelsburg einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Schnell sein lohnt sich Wer jetzt einen Glasfaser-Tarif bei der Telekom beauftragt, gehört...

  • Bezirk Lichtenberg
  • 30.10.24
  • 553× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Wie Sie Rückenschmerzen durch fortschrittliche Behandlungskonzepte in den Griff bekommen, erfahren Sie am 3. Dezember. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Ihre Optionen bei Beschwerden
Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule

Um "Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule – Ihre Optionen bei Beschwerden" geht es beim Patienteninformationsabend am Dienstag, 3. Dezember. Rückenschmerzen, Ischias-Beschwerden und Bewegungseinschränkungen im Bereich der Lendenwirbelsäule gehören zu den häufigsten orthopädischen Problemen. An diesem Infoabend erhalten Sie Einblicke in aktuelle Therapiemöglichkeiten und fortschrittliche Behandlungskonzepte. Unser Wirbelsäulenspezialist Tim Rumler-von Rüden erklärt, wie moderne Technologien...

  • Reinickendorf
  • 07.11.24
  • 90× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.