Keine Rettung mehr: Im Hotel Bogota gehen Lichter aus

Hier steht die Zeit still: Die Einrichtung des Bogota trotzte fast 50 Jahre lang jeder neuen Mode. | Foto: Schubert
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Charlottenburg. Gleich nachdem die letzten Gäste am Sonntag das berühmte Hotel Bogota in der Schlüterstraße verlassen hatten, begann der Ausverkauf. Doch so groß der Ansturm sein mag - der Hausherr gibt nicht alles her.

Noch einmal volles Haus. Ein letztes Mal Hochbetrieb in den nostalgischen Räumen, die Rupert Everett so liebte. Wählscheiben-Telefone, schmucklose Gläser, abgewetzte Stühle. Alles wird beschaut, befühlt, davongetragen. Andenkenjäger zwängen sich durch die Flure. Abschiedswillige sinken in die Sessel, blicken auf zu Yvas Fotografien, ergeben sich der Melancholie. Es sind Szenen aus dem letzten Kapitel einer Charlottenburger Geschichte. Das Hotel Bogota, 1911 erbaut und seit 1964 als Pension genutzt, hat geschlossen. Und verliert nun Stück um Stück sein Inventar.

Unvergleichlich bleibt der welke Charme. Die Patina ist ein Markenzeichen des Hauses. Und unter den angebotenen Stühlen prangt der Schriftzug "Bogota". Die Idee eines Hotels, in dem die Zeit stehen blieb, mag gestorben sein. Der Kult lebt auf.

Also heißt es zuschlagen, den Wandschmuck erwerben und Tassen erstehen, aus denen Prominente tranken. "Ist das nun Hilfeleistung oder Leichenfledderei? Man fühlt sich hin- und hergerissen", gibt ein Mann die Stimmung vieler Käufer kund. Geht es nach dem Hausherrn Joachim Rissmann, braucht sich keiner zu schämen. 100 000 Euro sollen durch die Aktion in die Kassen fließen und Mietschulden beim Eigentümer Thomas Bscher begleichen helfen. Der plant hier moderne Büros.

Und Rissmann? Der muss alle Bediensteten entlassen, verliert auch sein Zuhause im Dachgeschoss. "Immer wieder kamen Menschen herein und sagten, wie schade es ist, das wir schließen", sagt er. Zu 85 Prozent waren die 115 Zimmer des Bogota zuletzt belegt. Wäre es immer so gewesen - Rissmann müsste keinen Schlussstrich ziehen. Noch bis zum 13. Dezember werden Stücke, die mehrere Interessenten haben, abends versteigert. Das Klavier namens "Berlin", einige Sessel und die Zimmerschlüssel will Rissmann behalten. Er träumt davon, irgendwann erneut ein Hotel zu führen, ein kleineres. "Ich sage den Leuten nicht leb wohl. Ich sage auf Wiedersehen."

Zwei Tanzabende stehen im Hotel Bogota, Schlüterstraße 45, noch bevor. Am Sonnabend, 7. Dezember, ab 18 Uhr, wird Tango Milonga gespielt. Am Montag, 10. Dezember, ab 20 Uhr, gibt es Swing. Telefonische Anmeldung unter 881 50 01.
Thomas Schubert / tsc
Hier steht die Zeit still: Die Einrichtung des Bogota trotzte fast 50 Jahre lang jeder neuen Mode. | Foto: Schubert
Schlussstrich unvermeidlich: Hotelbetreiber Johannes Rissmann hofft, durch den Abverkauf des Inventars seine Mietschulden begleichen zu können. | Foto: Schubert
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Thomas Schubert aus Charlottenburg

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