Keramik-Museum zeigt zwei neue Ausstellungen
Das "weiße Gold" war Friedrich dem Großen zum Speisen gerade gut genug. Und Meißener Porzellan gilt bis heute als kostbares Souvenir für Reisende aus fernen Ländern. Aber die Welt der Keramik umfasst so viel mehr als preußischen Prunk und die sächsische Manufakturware mit den zwei Schwertern.
Vom Kachelofen zur Küchenfliese, von der Untertasse bis zur Skulptur - Heinz Theis ist Herr über eine Sammlung, deren 7000 Objekte den Rahmen leicht sprengen würden. Dass Berlin über ein gut sortiertes Keramikmuseum verfügt, hat sich jenseits von Charlottenburg-Wilmersdorf noch nicht sehr weit herumgesprochen. In Person von Theis hat es sogar einen Direktor, der die Geschichte eines Tellersatzes so lebhaft zu vermitteln weiß, dass auch ein Besitzer von Allerweltsgeschirr hinhören mag.
Man betrachte nur einmal den Service-Satz "Rüppurr Fayence" in einer unscheinbaren Vitrine. Sein schrilles Orange sticht nicht nur ins Auge. Es strahlt. "Diese Farbe war in den 20er- und 30er-Jahren sehr beliebt, besonders bei Kaffee- und Teeservicen", erzählt Theis. Das Geheimnis des markanten Orange: eine Uranglasur. Sie hat zwar tatsächlich radioaktive Strahlkraft, "aber keine gefährliche", versichert der Direktor. Uran sei damals ebenso wie Blei verwendet worden, um die Eigenschaften der Glasur zu verbessern. "Man kann die Tassen bedenkenlos zum Mund führen. Aber man sollte möglichst keine Säuren einbringen. Wenn man zum Beispiel Essig in den Salat gießt, löst das die toxischen Stoffe."
Völlig harmlos, aber nicht weniger sehenswert ist der Rest der 100 Exponate, die das Museum seinen Besuchern derzeit vor Augen führt. Ziemlich genau zehn Jahre nach der ersten Ausstellung erleben sie im ältesten Haus Charlottenburgs, in dem mehrere tausend ehrenamtliche Arbeitsstunden stecken, nur eine kleine Auswahl der vielen Schenkungen. Völlig ohne Fördergelder stemmt man hier bis zu sechs Ausstellungen pro Jahr. Als Vergünstigung seitens des Bezirks gilt immerhin ein moderater Mietvertrag. Und noch eine Erleichterung nutzt das Museum: die Zusammenarbeit mit Sammlern wie Karl Thomas aus Zeuthen. Der zeigt in der Schustehrusstraße derzeit seine eigenen Lieblingsstücke. Warum er das tut? "Es gibt die raffenden Sammler und die forschenden", sagt Thomas. "Ich gehöre zu den letzteren." Und wer seinen Forschungsgegenstand liebt, der zeigt ihn eben gerne vor.
Autor:Thomas Schubert aus Charlottenburg |
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