Kontrollen sollen Auswüchse um die Disco Q-Dorf eindämmen
Charlottenburg. Vier Tanzflächen, 13 Bars, 2000 Quadratmeter, ebenso viele Besucher. Koma-Saufen und Schlägereien drinnen, Anpöbeln von Passanten draußen: Das ist der Alltag von Berlins Großdisco "Q-Dorf" an der Joachimstaler Straße. Der Bezirk will jetzt stärker kontrollieren.
"Alles ganz normal" für die Betreiber der Diskothek. Und schließlich sei man für die Erziehung der Jugend nicht zuständig, so Geschäftsführer Torsten Wiesske. Ganz so normal war für das seit 37 Jahren bestehende, 2012 sanierte Etablissement der gewaltsame Übergriff auf einen Mitarbeiter aus Kenia zu Jahresbeginn dann doch nicht. Jimmy C. wurde brutal zusammengeschlagen. Das Opfer spricht von einer rassistisch motivierten Tat, der Q-Dorf-Geschäftsführer sagt, es seien "Touristen" gewesen. Die Tat veranlasste die SPD in der BVV zu einer kleinen Anfrage zu Art und Anzahl der Vorkommnisse, zu Kontrollen im Rahmen des Kinder- und Jugendschutzes und zu der Tatsache, dass der Geschäftsführer Torsten Wiesske laut einem Zeitungsbericht keine Probleme mit Besuchern in Thor-Steinar-Kleidung habe, einer bei Neonazis beliebten Modemarke. Wolfgang Tillinger (SPD) wurde mit Bürgermeister Reinhard Naumann ins Q-Dorf eingeladen. Man habe ihnen die heile Welt gezeigt, so Tillinger. "Wer will als Disco-Betreiber schon in den Fokus von Ordnungsamt und Polizei geraten?"
Die Antworten auf die kleine Anfrage waren erschreckend. Zu 53 Einsätzen in und vor der Diskothek sowie zu weiteren 94 Einsätzen in deren Umfeld musste die Polizei 2012, meist an Wochenenden, ausrücken. Jugendschutzkontrollen fanden im vergangenen Jahr überhaupt nicht statt. Gegen den Vorwurf, rechtsradikales Gedankengut im Q-Dorf zu dulden, hatte sich Wiesske in einem offenen Brief gewandt und betonte seine Haltung erneut in der Sitzung des Wirtschafts-, Ordnungs- und Verkehrsausschusses. Der aus der Anfrage hervorgegangene Antrag, mindestens einmal im Monat das Q-Dorf und seine Umgebung insbesondere auf die Einhaltung des Jugendschutzes zu kontrollieren und Alkoholmissbrauch zu ahnden, wurde von allen Ausschuss-Mitgliedern angenommen. Stadtrat Schulte kündigte eine baldige Kontrolle an.
Karen Noetzel / KEN
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