Ku'damm-Komödie bringt "Der Mentor" auf die Bühne

Abgewatscht vom alten Meister: Benjamin Rubin (r.) kann dem künstlichen Geschreibsel des Martin Wegner nichts abgewinnen. | Foto: Schubert
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Charlottenburg. Den Alten peinigt sein einziges frühes Erfolgsstück. Der Junge sieht sich als aufgehenden Stern am Theaterhimmel. Und wenn der eine Autor dem anderen plötzlich als Mentor gelten soll, ist der Knall programmiert.

Wehe, wenn schreibende Genies in die Jahre kommen. Ihr Stolz schwillt dann leicht über die Größe des Lebenswerks. Kommt noch hinzu, dass Benjamin Rubin (gespielt von Volker Lechtenbrink) nur ein einziges Mal etwas Ruhmreiches zu Papier brachte - und das vor 40 Jahren -, dann vermengen sich Eitelkeit und Selbstzweifel zur Tyrannei.

Was Regisseur Folke Braband jetzt in der Komödie am Kurfürstendamm zur Aufführung bringt, lebt vom gereizten Charisma des Kulturschaffenden auf der Kippe zwischen Verehrung und Vergessenheit. Seine eigentliche Würze gewinnt das Stück aus der Feder des Erfolgsautors Daniel Kehlmann aber erst durch das Gegenspiel des Martin Wegner (Andreas Christ). Der gibt ein jugendliches Alter Ego Rubins ab, sein blütenweißes Hemd verheißt ein unbeschriebenes Blatt Papier. Und Wegner muss nun den Zorn des Alten abbüßen, den ihm eine Literaturstiftung als Mentor und Geburtshelfer seines neuesten Theaterstücks mit dem Titel "Namenlos" vor die Nase setzt.

"Unter uns Zeilenzampanos", wie sich der Alte es ausdrückt, knirscht es gewaltig. Denn er ist verbohrt in seinen Realismus. Der Junge will sich Achtung lieber mit verworrenem Geschreibsel erkaufen, weiß selbst nicht so recht, was in "Namenlos" eigentlich verhandelt wird. "Hätte ich gewusst, worum es geht, hätte ich das Stück nicht schreiben müssen", heißt es als Entschuldigung. Rubins Erwiderung: "Reiner Blödsinn macht noch kein Geheimnis."

Natürlich darf der Jungspund auch in keiner anderen Hinsicht auf des Mentors Gnade hoffen - und sieht sich dabei vor Zeugen zerrieben. So erleben der Stiftungsfunktionär Erwin Wangenroth (Oliver Dupont), selbst ein verhinderter Künstler, und seine Frau Gina (Rebecca von Mitzlaff ), die den Lebensunterhalt bestreitet, ein Theater im Theater. Den wirklichen Überblick im Hahnenkampf der Dramaturgen behält am Ende nur der Zuschauer. Und manch einer wird sich beim Nachhausegehen mit der Erkenntnis trösten, wie es im Seelenleben großer Dichter wohl zugehen mag. Auf ganzer Linie kleinlich.

Das Stück "Der Mentor" in der Komödie am Kurfürstendamm 206/209 läuft noch bis zum 13. Juli. Karten kosten ab 16 Euro und sind bestellbar unter 88 59 11 88 oder im Internet unter komoedie-berlin.de.
Thomas Schubert / tsc
Autor:

Thomas Schubert aus Charlottenburg

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