Landespolitik ignoriert Bürgerwillen
Ohne Rücksicht auf den Denkmalschutz und gegen den Willen der Anwohner wird das vertraute Gaslicht gegen elektrische Leuchten ausgetauscht.Beim Abriss der Deutschlandhalle war der Denkmalschutz kein Hindernis - ebenso wenig wie der erste erfolgreiche Bürgerantrag zur Gasbeleuchtung in der Bezirksverordnetenversammlung. Auch 20 759 Unterzeichner einer Onlinepetition können die Politiker nicht überzeugen. So wurde seit Jahresbeginn 2012 der Bestand an Gasleuchten in Berlin um fast 40 Prozent reduziert. In Berlin sind es exakt 37,8 und in Charlottenburg-Wilmersdorf 37,2 Prozent weniger Gasleuchten. Bis 2016 betrifft diese Umrüstung die Reihenleuchten an den in den 50er-Jahren errichteten Peitschenmasten. Sie säumen meist die Hauptstraßen wie beispielsweise die Rheinbabenallee in Wilmersdorf. Da in den Nebenstraßen noch die älteren Leuchten zu finden sind, wurden mit dieser Umrüstung 48 weiß leuchtende Schneisen längs durch die im warmen Gelblicht leuchtenden Kieze geschlagen.
In der Kreuzberger Falckensteinstraße demonstriert der Senat, dass das neue Elektrolicht auch warmtonig und sogar im gleichen Farbton aus alten Lampen leuchten kann. Dazu bedarf es jedoch der modernen LED-Lampen. Doch die sind teuer. Deshalb befürchtet Bertold Kujath vom Verein Gaslicht-Kultur, dass diese Investition zu allererst eingespart werden wird. Staatssekretär Christian Gaebler will aus denkmalschützerischen Erwägungen fünf Prozent der alten Gaslichtensembles stehen lassen. Das betrifft in Charlottenburg-Wilmersdorf zunächst 230 Gasreihenleuchten unter anderem am Rüdesheimer Platz und in der Dernburgstraße.
Noch sind aber für die 2016 beginnende Umrüstung der Gaslampen anderen Typs keine schutzwürdigen Ensembles ausgewiesen worden. Mit fünf Prozent ließe sich der Altstadtkern zwischen Schloss Charlottenburg und Rönnestraße, zwischen Sophie-Charlotten- und Richard-Wagner-Straße samt dem Ensemble um den Amtsgerichtsplatz, das anheimelnde Licht der Bismarckallee im Grunewald sowie der links und rechts davon liegenden Wohngebiete kaum bewahren.
"Der Plan für die Gasbeleuchtung besteht in der Umstellung der Energieversorgung auf elektrischen Strom bei Beachtung und weitestgehendem Erhalt des äußeren Erscheinungsbildes. Damit wird eine nachhaltige energieeffiziente, klimaschonende, kostengünstige Straßenbeleuchtung sichergestellt", antwortete der Staatssekretär auf den Bürgerantrag. Mit den modernen LED-Leuchten wäre dies tatsächlich zu erreichen. Die das Stadtbild prägenden Laternen sollen stehen bleiben und nur mit Strom, statt mit Gas betrieben werden. Die Bürger müssen jetzt aber durchsetzen, dass dieses teurere Versprechen gehalten wird.
Die sächsische Landesdenkmalbehörde hat übrigens die Chemnitzer Gaslaternen und auch deren Betrieb mit Gas unter Denkmalschutz gestellt. In Berlin sind ähnliche Bemühungen im Gange, die aber bisher nicht von Erfolg gekrönt sind.
Autor:Lokalredaktion aus Mitte |
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