Mitwirkende der Bürger-Uni ziehen eine erste Bilanz

So schmackhaft kann Wissen sein: Tobias Stapf und Dozent Elmar (r.) kosten einen selbstgemachten Nachtisch von Meisterköchin Yasemin. | Foto: Schubert
  • So schmackhaft kann Wissen sein: Tobias Stapf und Dozent Elmar (r.) kosten einen selbstgemachten Nachtisch von Meisterköchin Yasemin.
  • Foto: Schubert
  • hochgeladen von Thomas Schubert

Charlottenburg. Sie lehrten türkische Kochrezepte, besseres Englisch und Seife sieden. Und erhielten dafür Unterricht in Bereichen, in den sie sich verbessern wollen. Nun planen die Teilnehmer der Bürger-Uni ihr nächstes Semester.

Tobias Stapf ist nicht eben der Dekan, wie er im Buche steht. Und ein Abschlusszeugnis wird man bei ihm auch nie bekommen. Seine Studenten schreiben keine Zwischenprüfung, das Nachbarschaftszentrum Divan ist kein Hörsaal, und die Lehrenden sind keine Dozenten. Die Bürger-Uni Klausenerplatz ist eine Angelegenheit für Amateure - aber im besten Sinne. Und gerade weil hier so viel Herz im Spiel ist und so wenig Strenge, gelangt das Wissen ganz unverkrampft in die Köpfe. Deshalb wissen die Teilnehmer nach ihren Seminaren, wie man türkische Appetithappen kredenzt, wie man den Computer bändigt, ja sogar wie man eine Geschäftsidee zur Marktreife bringt.

Jeder lehrt, was er zu können meint. Und lernt im Gegenzug, was er möchte. Das ist das Konzept, welches Tobias Stapf im März 2013 aus London importierte. An seinem früheren Wohnort hatte ihn die "Citizen University" begeistert. Also schuf er nach seinem Zuzug in Charlottenburg mit Unterstützung durch die EU und das Land Berlin die hiesige Variante. "Es geht bei uns um den Wissensaustausch" sagt der junge Vater. Die Vorstellung, dass man dazu ein ausgewiesener Experte sein muss? Stapf nennt es eine Barriere. "Viel wichtiger ist doch, dass man einen echten Bezug zu seinem Thema hat und die richtige Motivation."

In seiner Runde findet er Mitstreiter mit verschiedensten Berufshintergründen und Leidenschaften. Da sitzt eine Kinderkrankenschwester mit Neugier für die Esskultur fremder Länder. Ihr gegenüber: Yasemin, die ihr genau das bieten kann, dafür noch besser Deutsch lernen möchte. Annett braucht Elektrikerkenntnisse für ihre heimische Dauerbaustelle, Angela unterrichtet sicheres Surfen im Internet. Elmar hat eine Firma gegründet und will Nachahmer vor den Fehlern bewahren, die ihm fast zum Verhängnis wurden. Und Sarah wird ihren Hörern demnächst beibringen können, wie sie die Wegwerfquote bei Lebensmittel drastisch senken.

Natürlich lief im ersten "Semester" der Bürger-Uni nicht alles perfekt. "Es gab viele Interessenten, aber bei meinem Termin hatten nur wenige Zeit", nennt Sarah ein typisches Problem. Im nächsten Durchgang, dessen Planung jetzt begonnen hat, fließen alle Erkenntnisse aus der ersten Runde mit ein. Und auch weiterhin hält diese Akademie der Amateure nicht viel von Elitedenken. Wenn man seine Lieben daheim mit einem türkischen Dessert verwöhnen kann - wozu braucht es da noch ein Diplom?

Weitere Informationen zur Bürger-Uni gibt es im Internet unter www.buerger-uni.de oder bei Tobias Stapf, 0176/34 07 39 88.
Thomas Schubert / tsc
Autor:

Thomas Schubert aus Charlottenburg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

Eine/r folgt diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 180.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom baut Netz aus
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Ab Dezember starten die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Borsigwalde, Friedenau, Frohnau, Hakenfelde, Lichtenrade, Lübars, Mariendorf, Neu-Tempelhof, Reinickendorf, Schöneberg, Spandau, Tegel, Waidmannslust, Wilhelmstadt und Wittenau. Damit können weitere rund 180.000 Haushalte und Unternehmen in Berlin einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2030 plant...

  • Borsigwalde
  • 11.12.24
  • 2.749× gelesen
BauenAnzeige
2024 war Richtfest für die Grundschule in der Elsenstraße. | Foto: SenBJF
7 Bilder

Berliner Schulbauoffensive 2016-2024
Erfolgsgeschichte für unsere Stadt

Die Berliner Schulbauoffensive ist nach wie vor eines der zentralen Projekte unserer Stadt. Mit aktuell mehr als 44.000 neu entstandenen Schulplätzen setzt die Offensive ihre Ziele erfolgreich um. So wurden von 2016 bis 2023 bereits 5 Milliarden Euro in moderne Bildung investiert. Auch in den kommenden Jahren wird das derzeit größte Investitionsvorhaben für Schulen fortgesetzt. Die Offensive geht weiter und führt zu einer dauerhaft verbesserten schulischen Umgebung für unsere Schülerinnen und...

  • Charlottenburg
  • 13.12.24
  • 2.091× gelesen
  • 1
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 84.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom vernetzt
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Berlin auf Hochtouren. Neue Arbeiten starten nun auch in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Friedrichshain, Karlshorst, Kreuzberg, Lichtenberg und Rummelsburg. Damit können nun rund 84.000 Haushalte und Unternehmen einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2023 plant die Telekom insgesamt...

  • Alt-Hohenschönhausen
  • 11.12.24
  • 2.703× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 3.614× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.