Trägerin des Monika-Thiemen-Preises heißt Aynur Boldaz
Am Ende tritt sie selbst ans Mikrofon. Und wer glaubt, Aynur Boldaz wolle Bürgermeister Reinhard Naumann nur für seine Laudatio danken, sieht sich getäuscht. Das Publikum erlebt eine stolze Frau, die das Rampenlicht nutzt, um Politik zu machen. Eine Unternehmerin, die ihre Einschätzung abgibt zur Rolle der modernen Frau. "Wir haben es noch immer schwerer als Männer", kritisiert Boldaz. "Wir müssen unsere Familie im Griff haben, unser Gewicht und unser Unternehmen."
Diese taffe, humorvolle Dame ist also Preisträgerin des diesjährigen Monika-Thiemen-Preises. Unter zehn Mitbewerberinnen vereinte die Aufsteigerin mit türkischen Wurzeln am Ende alle zehn Stimmen der Jury auf sich. Ohne ein Wort Deutsch zu können, kam Boldaz mit 18 Jahren ins Land. Mit 32 Jahren besuchte sie ein Existenzgründerseminar - und gründete das Gebäudereinigungsunternehmen "Forever Clean".
"Acht Jahre lang war es ein Knochenjob", blickt Boldaz zurück. Dann lief die Firma. Boldaz hätte es einfacher haben können. Aber sie wollte mit benachteiligten Menschen arbeiten. 60 Prozent Frauen, 40 Prozent Behinderte, das sind die heutigen Verhältnisse bei "Forever Clean". 270 Mitarbeiter in Lohn und Brot. Und es werden demnächst noch mehr.
Boldaz überstand nicht nur die Doppelbelastung zwischen Unternehmertum und den Aufgaben einer alleinerziehenden Mutter. Sie engagierte sich auch im Vorstand der Handwerkskammer, im Tarifausschuss der Gebäudereinigerinnung, wurde Mitglied der türkisch-deutschen Industrie- und Handelskammer. "Netzwerken zwischen den Welten", so umschreibt Reinhard Naumann diesen Einsatz. Der Bürgermeister ist es leid, über misslungene Werdegänge von Migranten zu sprechen. "Wir haben in Berlin viele Beispiele für gelungene Integration", versichert er. "Unsere Vielfalt ist ein Schatz."
Frau in Verantwortung - das ist für Boldaz nicht nur ein Titel, sondern ein Ansporn. "Ich will in die Schulen gehen und den Mädchen Wege zeigen. Sie sollen sich selbstständig machen. Selbstständigkeit ist eine wunderbare Sache." Ihr Werdegang soll anderen Mut machen, sagt sie.
Autor:Thomas Schubert aus Charlottenburg |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.