Bezirk verlieh Integrationspreis an engagierte Damen
Es ist ruhig geworden in der Paul-Hertz-Siedlung. Und wer hier einst vor arabisch- oder türkischstämmigen Banden warnte, wird sich mittlerweile schwer tun, dafür Belege mehr finden. Marion Wettach ist eine von denen, die gesellschaftliche Entfremdung stoppen, bevor diese sich vertieft. Und die Arbeit der zierlichen Familienfrau für interkulturelles Miteinander wäre vielleicht nie öffentlich bemerkt worden, hätte sie Bürgermeister Reinhard Naumann (SPD) nicht am Tag der Migranten vorgestellt. "Sie ist ein Mensch, der andere nicht über Schwächen definiert, sondern über ihre Stärken", lobte Naumann die frischgebackene Trägerin des Integrationspreises.
Bis dato wussten wohl nur Insider, was sie an der Moltke-Grundschule leistet - und im Café Nightflight, einem Lokal, das jugendlicher Unternehmungslust einen vernünftigen Rahmen gibt.
So richtig als Solisten feiern lassen wollte sich Wettach freilich auch nach der Laudatio nicht und stieg deshalb mit dem ganzen Personal des Cafés Nightflight auf die Bühne: "Mir als Einzelner ist das ein bisschen zu viel." Und folglich behält sie auch das Preisgeld von 500 Euro nicht nur für sich.
Kurz darauf gebührte die Aufmerksamkeit dann den Siegern in der mit 1000 Euro dotierten Gruppenkategorie. Was Gülcemal Pekel, Gönül Kirca, Yvon Mbuokeh und Eitan Hussein verbindet, ist ihr rotes Halstuch - das Erkennungszeichen der Stadtteilmütter Charlottenburg-Wilmersdorf.
Es handelt sich um ein Quartett, das - angeleitet vom Diakonischen Werk Steglitz und Teltow-Zehlendorf - immer dann in Aktion tritt, wenn ein Behördengang Familien zu überfordern droht, die in den Eigenarten der Ämter nicht bewandert sind. Häufig trifft man die Damen mit den roten Schals auch im Stadteilzentrum Halemweg oder in der benachbarten Kita. Den das Wohlergehen von Kindern zu fördern, das gehört zu dem wichtigsten Schwerpunkt ihrer Arbeit. "Was sie zu ihren Aufgaben befähigt, sind ihre Sprachen und ihr kultureller Hintergrund", erklärte BV-Vorsteherin Judith Stückler. Gerade in Zeiten, da manch einer meint, diese Eigenheiten seien ein Hemmnis, widerlegen die Stadtteilmütter dies. Auch 2015 gehen sie wieder ohne Wirbel um die eigene Person zu Werk. Ab sofort aber immerhin preisgekrönt.
Autor:Thomas Schubert aus Charlottenburg |
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