Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche
Freiwillige Helfer betreuen den Verkaufsstand
Ein Wuseln wie im Bahnhof; ein Kommen und Gehen. Aber Stimmen und Licht sind gedämpft. Mittendrin Helga Wesselmann. Sie zählt die ausgesuchten Postkarten, nennt den Gesamtpreis, kassiert und verabschiedet freundlich die Besucherin. Wenn es notwendig ist, gerne auch auf Englisch.
Helga Wesselmann versieht seit über zwanzig Jahren ihren ehrenamtlichen Dienst am Verkaufsstand in der Gedenkhalle der Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche in der alten Turmruine auf dem Breitscheidplatz. Sie gehört zu rund zwanzig Ehrenamtlichen, die den Stand betreuen. Am Wochenende werden sie von Schülern und Studenten unterstützt.
Betreiber des Verkaufsstandes ist der Verein Freunde der Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche. „Der Verkaufsstand in der Gedenkhalle ist eine wirtschaftliche Aktivität der Freunde“, erläutert Stefan Klaschik. Und er geht mit der Zeit. Einen Online-Shop unter www.shop-gedaechtniskirche.de unterhält er auch.
Mit den Erlösen sollen das Gemeindeleben und Sanierungsarbeiten finanziell unterstützt werden, sagt der Geschäftsführer des Fördervereins. 100 000 Euro konnten die Freunde zur Instandsetzung der Plattform des Kirchenensembles beisteuern. Der Förderverein erfülle zudem einen Bildungsauftrag in Form öffentlicher unentgeltlicher Kirchenführungen, so Klaschik.
Der Verkaufsstand in der Gedenkhalle existiert seit der 750-Jahr-Feier Berlins 1987. Er ist täglich von 9.30 bis 18 Uhr geöffnet. Der Stand hatte einen Vorläufer im 1961 eingeweihten neuen Kirchenbau. Damals stand Wolfgang Weihrauch – er heißt wirklich so – frisch konfirmiert hinter einem schlichten Tisch und verkaufte Postkarten. „Er hat zwischendurch pausiert und ist als Rentner zurückgekehrt“, berichtet schmunzelnd Stefan Klaschik über den Dienstältesten unter den Ehrenamtlichen.
Auskünfte bei Bedarf auch auf Englisch
Die Begegnung mit den Besuchern der Halle und ihrer Dauerausstellung mache ihr Freude, erzählt Helga Wesselmann. Seit sie 1997 in den Ruhestand ging, verkauft sie einmal in der Woche für drei Stunden Postkarten, Poster, Kerzen, CDs, Kirchenführer, Bücher, Schmuck, Schreibstifte, Lesezeichen, Schlüsselanhänger, Regenschirme oder Kirchenmodelle und beantwortet zudem Fragen der Besucher. Diese seien zumeist praktischer Natur: Wo geht es zum Ku’damm beziehungsweise zum KaDeWe? Wo ist die Toilette? Manche fragen auch nach Gottesdienstzeiten oder warum die Kirche nicht wieder aufgebaut worden sei. In den Hochzeiten des Berlin-Tourismus, im Mai und September, kommen 60 Prozent der Gedenkhallen-Besucher aus dem europäischen Ausland. In den übrigen Monaten sind es immerhin noch 40 Prozent.
Schon ihre Mutter habe sich für die Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche engagiert, erinnert sich Helga Wesselmann, die seit 1961 in Berlin lebt, Mitglied der Kirchengemeinde ist und sich dort noch anderweitig engagiert.
Die 20 Ehrenamtlichen am Verkaufsstand werden von Agnes Raucamp koordiniert. Die pensionierte Lehrerin, die aus einer Pfarrfamilie stammt und im Rat der Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirchengemeinde sitzt, ist erst seit September vergangenen Jahres mit der Aufgabe betraut. Sie nennt ihren Einsatz ihren „Mini-Job“.
„Ich bin der Kirche sehr verbunden.“ Aber das sei nicht immer so gewesen. „Ich war eine Zeit lang kirchenfern, bis ich die hervorragenden Gottesdienste besucht habe." So habe sie zurückgefunden.
„Das Team braucht weitere Verstärkung“, sagt Agnes Raucamp. Gesucht würden zuverlässige und flexible Freiwillige, die – vorzugsweise zweisprachig – Auskunft über Kirche und Turm geben können, Freude am Kontakt mit Touristen haben und bereit sind, sich in Sortiment und Kassensystem einzuarbeiten.
Wer am Verkaufsstand mithelfen möchte, kann sich im Gemeindebüro unter Telefon 218 50 23 oder per E-Mail an info@gedaechtniskirche-berlin.de melden.
Autor:Karen Noetzel aus Schöneberg |
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