Charlottenburg. Nicht erst seit gestern wirkt der zentrale Bahnhof in der City West als Magnet für Wohnungslose und Drogenabhängige. Aber jetzt sieht die AG City am Hardenbergplatz eine Zuspitzung der Lage. Und möchte die Ordnung konsequenter durchsetzen - mit privaten Sicherheitskräften.
Wer den Bahnhof Zoo kennt, der weiß, welcher Anblick ihm dort blüht: Bettler vor dem Supermarkt, Obdachlose in der Jebensstraße, Suchtmittelkranke an den Treppen. Was lange Jahre zum Zoo gehörte wie der Einkauf am Sonntag und das Aufbrüllen der Doppeldeckerbusse, ist für AG City-Vorstand Gottfried Kupsch inzwischen "ein Riesenproblem". Denn Beschwerden der Geschäftsleute gehen jetzt über das bisher gekannte Maß deutlich hinaus. "Die Anzahl der Obdachlosen ist erheblich gestiegen", versichert Kupsch. "Und das Schlimmste ist, dass die Aggressivität zugenommen hat." Wer auf Bettelei abweisend reagiert, erntet schon mal ruppige Reaktionen. Zudem beklagen sich Anrainer wie die Galerie C/O Berlin im Amerikahaus und das Hotel Aletto über Obdachlose, die auf ihren Grundstücken ihr Geschäft verrichten.
Für die AG City Grund genug, neue Überlegungen ins Spiel zu bringen: etwa einen privaten Wachschutz, der die Polizei unterstützt und Interessen der Anrainer wahrt. Bürgermeister Reinhard Naumann (SPD) zeigt zwar Verständnis für das Sicherheitsbedürfnis der Passanten, sieht hier aber weiterhin Polizei und Ordnungsamt in der Pflicht statt einen privaten Wachschutz.
Auch auf der Rückseite des Bahnhof Zoo begegnet man dem Ruf nach Wachen mit Skepsis. "Es wäre besser, Geld nicht dafür auszugeben, sondern für Sozialarbeit", glaubt Dieter Puhl, der als Leiter der Bahnhofsmission täglich 600 mittellose Gäste bewirtet. Gegen das Wildpinkeln hilfreich wäre ein lang geforderter Hygienecontainer. Der ließe sich weitaus günstiger beschaffen als ein Wachdienst, der nach Puhls Informationen rund 1000 Euro am Tag verschlingt. Und wenn sich Passanten tatsächlich einer Situation ausgesetzt sehen, in der ein Obdachloser schroff auftritt, stehen ihnen aus Puhls Sicht alle Möglichkeiten offen, sich dem Kontakt zu entziehen. Er rät: "Gehen Sie ihm liebevoll aus dem Weg."
Thomas Schubert / tsc
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