Geschäftsleute prüfen Altentauglichkeit ihrer Läden
Eigentlich erweckt Anke Kruse nicht den Anschein, als ob sie durch ein paar Handgriffe in ihrem Laden an die Grenzen kommt. Aber der "Age Explorer" bringt die Inhaberin mehr ins Straucheln, als sie vermutet hätte. Der feste Händedruck: ein plötzlicher Schmerz. Eben noch klare Farben: kaum zu unterscheiden. Kleingedruckte Beschriftungen: nur schemenhaft erkennbar. Die Stimmen in ihrem Rücken: fast unhörbar. Jeder Schritt ist eine Last. "Ich fühle mich fürchterlich schwer und unbeweglich", murmelt Kruse durch ihre Maske.
Der "Age Explorer", eine Entwicklung der Meyer-Henschel-Instituts, lässt sie für eine Viertelstunde in den Körper eines hochbetagten Menschen schlüpfen. Mit Hilfe des Anzugs unterzieht sie genau wie die anderen Mitglieder des Netzwerks "Perlenfischer vom Lietzensee" ihr Geschäft, die "Stadtsaline" in der Windscheidtstraße, einer längst überfälligen Prüfung. Die zentrale Frage lautet: Was lässt sich in Sachen Alterstauglichkeit verbessern?
"Es sind viele Kleinigkeiten, die Sie im Alltag ausbremsen können", sagt Expertin Johanna Rönisch-Apel. "Jeder Gang und jeder Handgriff kostet mehr Mühe." Was bei Farbgestaltung zu selten bedacht wird: "Blau und Grün sowie Weiß und Gelb werden schwerer zu unterscheiden." Klar sichtbar bleibt hingegen Rot. Was Rönisch-Apel allen Geschäftsinhabern empfiehlt, ist etwas mehr Achtsamkeit in diesen Belangen.
Organisiert vom Büro Blau, das die Stadtteilentwicklung im Blick hat, bahnt sich die Gruppe der Geschäftsleute sechs Stunden lang ihren Weg durch den Kiez. Als Schirmherr der Veranstaltung testet auch Bürgermeister Reinhard Naumann (SPD) Teile des Anzugs, will er doch im Bezirk mit dem zweithöchsten Altersdurchschnitt in Berlin eine Marke setzen. Zu verwirklichen gilt es wesentliche Punkte der UN-Behindertenkonvention. Kräftiges Händeschütteln, wie es entschlossenen Politikern eigen ist, das erfährt Naumann an diesem Tag, hinterlässt zwar auch bei älteren Semestern bleibenden Eindruck. Allerdings schmerzhaft.
Autor:Thomas Schubert aus Charlottenburg |
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