"Die Situation war immer prekär"
Haus am Mierendorffplatz sammelt Unterschriften für Weiterfinanzierung
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- Über 750 Unterschriften haben Valentin Muth und das HaM-Team bereits zusammen.
- Foto: Ulrike Kiefert
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Die Kürzungen im Berliner Landeshaushalt treffen auch den Bezirk hart. Das Haus am Mierendorffplatz (HaM) steht auf der Kippe und sammelt Unterschriften für eine Regelfinanzierung.
Es gehört zur Mierendorff-Insel wie die Spree zu Berlin: Das Haus am Mierendorffplatz. Es ist ein Haus von Nachbarn für Nachbarn, ein Zentrum für Kunst und Kultur, ein Ort der Begegnung und das seit 14 Jahren. Viel Geld hatte das Haus nie. „Die Situation war immer prekär“, bestätigt Andrea Isermann-Kühn, Geschäftsführerin vom Trägerverein „DorfwerkStadt“. Etwa die Hälfte der nötigen personellen Arbeit läuft daher übers Ehrenamt. Doch nun muss das Haus möglicherweise schließen. Die Finanzierung für das laufende Jahr 2025 ist bisher nicht komplett gesichert. Die jährlichen Fördermittel aus dem bezirklichen Integrationsfonds sind laut Team nur bis September zugesagt. Wie es danach weitergeht, und ob das fehlende Drittel der Mittel bis Jahresende noch kommt, weiß niemand. „Wir fragen immer wieder nach“, sagt Stadtteilkoordinator Valentin Muth. Doch das Bezirksamt hält sich bedeckt.
Das Team sammelt deshalb jetzt Unterschriften. Über 750 sind bereits zusammen. 1000 Unterschriften sind das Ziel. Spätestens Mitte März sollen die Unterschriften an BVV-Vorsteherin Judith Stückler (CDU) übergeben werden. Mit der Unterschriftensammlung fordert das HaM-Team ein Konzept für die Regelfinanzierung des Hauses ein. Das hatte der Bezirk bereits 2022 beschlossen. „Doch bis heute ist keine Lösung in Sicht. Wir fordern das Bezirksamt daher auf, diesen Beschluss umzusetzen und die nachhaltige Finanzierung sicherzustellen“, heißt es zur Begründung. Die Unterschriftenlisten liegen im HaM, im Kiezbüro und in einigen Läden aus.
Das Haus am Mierendorffplatz hatte zuletzt für seine Arbeit rund 58 000 Euro beantragt und davon 50 000 Euro vom Bezirksamt aus dem Integrationsfonds 2024 bewilligt bekommen. Für 2024 standen dem Bezirk insgesamt 824 000 Euro Fördermittel aus diesem Fonds zur Verfügung. 24 Projekte wurden damit gefördert. 2023 waren es noch rund 920 000 Euro für 29 Projekte. Hintergrund für die eingestampfte Summe sind die Kürzungen des Senats. Dieser hat für die Jahre 2024 und 2025 je 6,9 Millionen Euro als Basissumme in den Integrationsfonds eingestellt – 43 Prozent weniger als in den Jahren zuvor mit rund zwölf Millionen Euro jährlich.
Wie hoch genau die Kürzungen beim bezirklichen Integrationsfonds für 2025 ausfallen, wollte die Linksfraktion in der Februar-Sitzung der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) vom Bezirksamt wissen. Die mündliche Anfrage kam aus Zeitgründen allerdings nicht mehr dran. Die Nachfrage der Berliner Woche zur Situation des HaM blieb vom Bezirksamt bis Redaktionsschluss unbeantwortet.
Für die Mierendorff-Insel wäre das Aus des HaM ein herber Verlust. „Und es wäre unverantwortlich“, sagt Andrea Isermann-Kühn. Die Mierendorff-Insel sei ein wachsender Stadtteil mit zunehmenden Problemen – das wüssten alle im Bezirk. Für die Nachbarschaft sei das Haus am Mierendorffplatz ein unverzichtbarer Treffpunkt und eine wichtige Stütze für den sozialen Zusammenhalt. „Es fördert Integration, schafft vertrauensvolle Netzwerke und bietet einen offenen Raum für alle. Ein Wegfall dieser Einrichtung würde eine Lücke hinterlassen, die das Miteinander auf der Insel nachhaltig beeinträchtigen könnte“, befürchtet das Team.
Die Idee für das Nachbarschaftshaus Haus am Mierendorffplatz geht ins Jahr 2007 zurück. Damals fand das erste Einwohnertreffen auf der Insel statt und der dringlichste Wunsch der Mierendorffer war ein Nachbarschaftsladen als fester Ort für gemeinsame Aktivitäten und als Anlaufstation für alle. Daraus ist dann über mehrere Zwischenstationen das heutige Haus am Mierendorffplatz geworden mit der "DorfwerkStadt"/Kiezbüro als Träger und zwar im Auftrag des Bezirksamtes. Bis heute wird das HaM von Ehrenamtlichen getragen und organisiert – von Nachbarn für Nachbarn.
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Autor:Ulrike Kiefert aus Mitte |
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