"Ich saß im DDR-Frauenknast": Monika Schneider informiert über das Schicksal der politisch Inhaftierten
Berlin. Wie bringt man Schülern nahe, wie es in einer DDR-Frauenhaftanstalt zuging? Zum Beispiel, indem man einen Ausflug nach Stollberg in Sachsen macht. Dort, in der Burg Hoheneck, veranstaltet ein Berliner Verein Führungen.
Mitglieder im Verein sind Frauen, die in der DDR wegen ihrer politischen Einstellung verurteilt wurden und ihre Strafe in Hoheneck absaßen. Eine von ihnen ist Monika Schneider. Im Frauenkreis der ehemaligen Hoheneckerinnen engagiert sie sich als Schriftführerin, Mitglied ist sie seit fast 25 Jahren. Warum? Monika Schneider nennt zwei Gründe: „Uns ist wichtig, dass die Menschen nicht vergessen, was damals geschehen ist.“ Und: „Es tut gut, Kontakt zu haben zu anderen Leuten.“
Aber die rund 50 Mitglieder des Vereins werden älter. Am jährlichen Treffen in diesem Jahr nahmen nur acht ehemalige Hoheneckerinnen teil. Monika Schneider und Regina Labahn, die Vorsitzende des Vereins, sind dennoch zuversichtlich, dass sie ihre Arbeit noch lange fortsetzen können. Denn sie haben einen großen Erfolg zu vermelden: 2018 bekommt der Ort, an dem einst Frauen inhaftiert wurden, den Status „Gedenkstätte“.
Es war ein langer Kampf. Ein Investor hatte vor gut zehn Jahren angemeldet, ein Erlebnishotel aus dem früheren Frauenknast machen zu wollen. Monika Schneider und ihre Mitstreiterinnen gingen auf die Barrikaden. Doch nicht einmal die Stadt Stollberg war den Frauen eine Hilfe, im Gegenteil: Noch heute scheint es Menschen zu geben, die die Gräueltaten aus DDR-Zeiten möglichst vertuschen wollen. Referenten, die im Auftrag des Vereins unterwegs sind, werden manchmal beschimpft. Gäste, die die Gedenkstätte besuchen wollen, von Stollbergern mit Absicht (!) in die falsche Richtung geschickt.
Und der Gipfel an Absurdität: Vor vier Jahren, erzählt Monika Schneider, habe es eine Erste Vorsitzende gegeben, die am Tag nach ihrer Wahl eine Zusatzversammlung einberufen hat, um den Verein aufzulösen. Dagegen konnten Vereinsmitglieder zwar klagen, aber das Vereinsvermögen war erst einmal weg. Und trotzdem hörte Monika Schneider nicht auf. „Es ist für mich mittlerweile eine Genugtuung, dass ich jetzt selbst bestimme, wann ich da rein- und rausgehe“, sagt sie.
Zwischen dem 17. April 1983 und dem 2. Januar 1985 war das nicht so. Die Daten kommen wie aus der Pistole geschossen. Am 7. Januar 1983 wurde Monika Schneider verhaftet und wegen versuchter Republikflucht verurteilt. So kam sie nach Hoheneck. Dort musste sie von Montag bis Sonnabend arbeiten, sonntags gab es Sonderschichten: Bettwäsche und Strumpfhosen herstellen, Knöpfe an Uniformen nähen. Mit zwölf Leuten teilte sie sich eine Zelle. Da waren auch Kriminelle dabei, die das Sagen hatten. „Man durfte bloß nicht so viel von sich preisgeben, sonst war man angreifbar.“
Heute befindet sich an jener Stelle, wo früher der Speisesaal war, der Empfang und die Anmeldung. Menschen sammeln sich dort für die Führungen, die Monika Schneider und ihre Kolleginnen geben. Als Monika Schneider 1993 damit angefangen hat, war das auch für sie noch ein mulmiges Gefühl. Inzwischen kann sie damit besser umgehen, weil sie weiß, wie wichtig ihr Engagement ist. chm
Autor:Christian Mayer aus Charlottenburg |
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