Initiative präsentiert Konzept fürs Parkwächterhaus
Man braucht nicht viel Fantasie mitzubringen, um sich das markanteste Bauwerk des Lietzenseeparks als Schmuckstück vorzustellen. Wer den Uringeruch, den dezenten Moder und die lumpige Matratze auf der Veranda ausblendet, erkennt darin ein Sinnbild der Gemütlichkeit, wie geschaffen für soziale Aktivitäten und Gastronomie.
So sahen es auch Katja Baumeister-Frenzel, Carsten Knobloch und fünf weitere Mitstreiter, die den Verfall des Kleinods nicht mehr hinnehmen wollten. Also gründeten sie einen Verein, nannten ihn "Parkhaus Lietzensee" und bewarben sich mit einem detaillierten Konzept im Interessenbekundungsverfahren des Bezirks um den Betrieb.
Und die Idee der tatfreudigen Bürger ist folgende: "Zunächst ist es das Wichtigste, dass dieses Haus überhaupt wieder genutzt wird, um Verfall und Vandalismus zu stoppen", sagt Vereinsmitglied und Architektin Michaela Weise. Die Nutzbarmachung des Erdgeschosses müsse oberste Priorität haben. Dort angedacht ist die Eröffnung eines kleinen Cafés mit Spielzeugverleih, betrieben vom Christlichen Jugenddorfwerk Deutschlands (CJD). Damit wären gleich nach der Eröffnung Einnahmen garantiert und der bislang fragliche Betrieb der Parktoilette gesichert.
Dass der Sanierungsbedarf derzeit mit 600 000 Euro veranschlagt wird, hält Weise für realistisch. "Es wäre eine Sanierung vom Keller bis zur Dachspitze", sagt sie "Das können wir nicht leisten." Für die kleinere Lösung des Vereins "Parkhaus Lietzensee" veranschlagt sind nur 150 000 Euro.
"Wir wollen Ansprechposten sein für alle umliegenden Kieze", nennt Carsten Knobloch das Ziel - und bringt die obere Etage als Veranstaltungsort für kulturelle Aktivitäten ins Spiel. "Wir könnten dort Seminare und Workshops veranstalten", schlägt Baumeister-Frenzel vor. Denkbar seien auch Aktivitäten von externen Partnern - zum Beispiel Coachings, Mediation oder Yoga.
Und die Finanzierung? Die ist der wunde Punkt des Konzepts, wie das engagierte Grüppchen selbst zugibt. Stiftungen, die Geld in Aussicht stellen, werden ihr Engagement davon abhängig machen, dass der Verein vom Bezirk die Zusage erhält. Und der dürfte sein Ja wiederum an die sichere Finanzierbarkeit knüpfen. Ein Teufelskreis.
Nach ersten Gesprächen mit SPD und Grünen herrscht trotzdem Zuversicht. Auch die CDU möchte man ins Boot holen, um mit einer breiten Mehrheit im Rücken schnell ans Werk zu gehen. "Wir könnten sofort starten", versichert Knobloch. Ohne zeit- und geldraubende Totalsanierung wäre der Leerstand gleich passé.
Wie viel Anklang das Konzept wirklich findet, zeigt sich bei den in Kürze beginnenden Beratungen. "Mitte September wollen wir alle Bewerber einladen", erklärt Stadtrat Marc Schulte (SPD), der bisher noch keine Bewertung abgibt. "Dann können sie ihre Entwürfe vorstellen und die Fraktionen werden entscheiden." Somit ist es nicht mehr die Frage, ob sich das Parkhaus wieder mit Leben füllt, sondern wann und wie.
Autor:Thomas Schubert aus Charlottenburg |
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