Wichtige Anlaufstelle
Krebsberatungsstelle findet neue Heimat in Charlottenburg
Mit etwas Glück hat der Verein Psychosoziale Beratungsstelle für Krebskranke und Angehörige neue Räumlichkeiten in der Dernburgstraße 59 gefunden. Das ist gut, ist er doch bereits seit 36 Jahren eine wichtige Anlaufstelle für alle, die von der heimtückischen Krankheit betroffen sind.
Der alte Mietvertrag in Friedenau wurde wegen Eigenbedarfs gekündigt. Eine Dame aus dem Vorstand hatte dann die nötigen Kontakte und jetzt findet die Historie des Vereins eben ihre Fortsetzung in Charlottenburg. 1983 hatten sich Frauen und Männer gefunden, die in ganz unterschiedlicher Weise vom Thema Krebs betroffen waren. Gemeinsam entstand die Idee, eine psychosoziale Anlaufstelle für Krebspatienten und deren Angehörige aufzubauen. Zu viele Patienten waren nach dem Krankenhausaufenthalt auf sich allein gestellt. „Krebserkrankungen waren tabuisiert. Die Patienten wurden zwar medizinisch betreut, menschlich aber allein gelassen“, sagt Regina Fronhoff, Psychoonkologin und dieser Tage für die Betroffenenberatung zuständig.
Zusammen mit drei weiteren, qualifizierten Halbtagskräften führt sie das Konzept der Gründermütter und -väter im Grundsatz weiter: Alle Mitarbeiterinnen haben durch eine selbst überstandene Krebserkrankung oder eine Erkrankung im familiären Umfeld Ahnung davon, wie es einem mit der Krankheit geht. „Das ist schon etwas wie ein Alleinstellungsmerkmal“, sagt Fronhoff. „Das eigene Schicksal sollte allerdings schon ein bisschen zurückliegen, sonst nimmt die Eigenbetroffenheit während der Gespräche überhand.“ Jedenfalls wissen sich die Klienten gut betreut und in Krisen aufgefangen, wenn sie in die Dernburgstraße kommen.
In der Beratungsstelle werde keine Therapie angeboten, betont Ruth Keseberg-Alt, seit zwei Jahren ehrenamtlich im Vereinsvorstand aktiv. Dafür begleiten die Mitarbeiterinnen die Erkrankten und ihre Angehörigen langfristig, gegebenenfalls bis in deren palliative Situation hinein. „Auch etwas, was die wenigsten Beratungsstellen so machen“, weiß sie. Außer der Unterstützung bei der Krankheitsbewältigung ist Patienten und Angehörigen mit dem Erfahrungsaustausch und der Information über Kliniken, Reha-Einrichtungen und Behandlungsmethoden geholfen, außerdem bei der Bildung und Begleitung von Selbsthilfegruppen und bei der Auseinandersetzung mit dem Sterben und dem Tod. Besonders die Nachfrage nach den Gruppenangeboten ist hoch – ob Gesprächskreis für Angehörige, Gesundheitstraining oder Kunstwerkstatt. „Wir sind davon überzeugt, dass jeder Mensch seinen eigenen Weg finden muss, mit der Krankheit umzugehen. Der Halt durch die Gruppe, der Austausch mit Leidensgenossen und die Reflexion liefern eine gute Grundlage, ihn zu finden und auch zu beschreiten“, sagt Fronhoff.
Zwar sei die neue Miete bezahlbar und die Senatsverwaltung finanziere kräftig mit, sagt Keseberg-Alt, allerdings ginge ohne Gönner und Spender nichts. „Ihnen gebührt ein ganz großes Dankeschön“, findet sie. Nie sei die Einrichtung so wichtig gewesen wie heute, die Zahl der Erkrankungen steige mit der Größe der Bevölkerung. „Und es trifft immer öfter jüngere Menschen“, sagt Fronhoff. Neben Polnisch wird die Beratung jetzt auch auf Englisch angeboten. „Darauf sind wir stolz“, so Keseberg-Alt. Die eigene Arbeit bekannter zu machen und betroffenen Menschen Mut zu machen, die Hilfe anzunehmen, das ist das erklärte Ziel der Beratungsstelle. Jetzt steht die Einweihung der neuen Räume an: am Freitag, 25. Oktober, von 13 bis 18 Uhr.
Die Krebsberatung kann Mo/Di/Do/Fr 11-13 Uhr, Mi 15-17 Uhr unter der Rufnummer 89 40 90 40 oder per E-Mail unter kontakt@krebsberatung-berlin.de erreicht werden.
Autor:Matthias Vogel aus Charlottenburg |
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