Nachbarschaftshaus am Lietzensee vor dem Aus? Senat stellt Förderung ein
Damit fehlen der Einrichtung, nachdem man im vergangenen Jahr bereits eine Kürzung in Höhe von 20.000 Euro hinnehmen musste, Gelder in Höhe von zuletzt immerhin noch 80.000 Euro pro Jahr.
Doch der Trägerverein will diese Entscheidung nicht klaglos hinnehmen: Ein Einwohnerantrag mit über 1300 Stimmen wurde erfolgreich eingebracht, so dass die Initiatoren ihr Anliegen am 19. März in der BVV vortragen konnten. Letztlich hat der Bezirk, der auch der Vermieter des Hauses mit seinen rund 850 Quadratmetern Nutzfläche in der Herbartstraße 25 ist, gegenüber der Senatsverwaltung aber nur ein Vorschlags- und kein Entscheidungsrecht. Unabhängig vom Ausgang der Angelegenheit hat Stadtrat Carsten Engelmann (CDU) versichert, dass das Haus weiterhin zur Nutzung für sozial-kulturelle Zwecke für die Nachbarschaft bestehen bleiben soll.
Die Entscheidung der Senatsverwaltung, die Fördermittel für das Nachbarschaftshaus zu streichen, ist nicht nur für Annette Tafel, Geschäftsführerin und Leiterin der Einrichtung, nicht nachzuvollziehen: "Es gibt bis zum heutigen Tag seitens der Senatsverwaltung keine wahre Begründung für die Streichung der Mittel. Mit unserer Arbeit hat dies jedenfalls nichts zu tun." Rund 2300 Menschen kommen monatlich in das Nachbarschaftshaus, um bei den zahlreichen Aktivitäten mitzumachen - angefangen bei den Angeboten für Kinder, über das "Café Elternzeit", die Selbsthilfe- und Lebenshilfegruppen, Musik-, Gesundheits- und Bewegungskurse, der Rechtsberatung bis hin zu den Angeboten für Senioren wie dem "PC-Café 50 plus": Für jeden ist etwas dabei. Da einige Besucher mehrere Angebote im Monat wahrnehmen, zählt die Statistik sogar rund 4000 Besuche.
Über 70 Bürger engagieren sich zudem ehrenamtlich, um den täglichen Betrieb, die Bewirtschaftung des Hauses aufrecht zu erhalten. "Vor Jahren bin ich hierhergekommen, weil ich selbst Hilfe gebraucht habe", erklärt Dieter Bräutigam im Rahmen des Angebots "PC-Café 50 plus". "Und heute kann ich mein Wissen wiederum an andere Menschen weitergeben, die Hilfe benötigen. Das ist doch die Grundidee dieser Einrichtung. Und damit soll jetzt einfach so Schluss sein?" Auch Annette Tafel weiß, dass die Angebote weit über die praktische Hilfe hinausgehen: "Die Menschen knüpfen hier soziale Kontakte, helfen und unterstützen sich gegenseitig, sind füreinander da. Es ist rührend mit anzusehen, wie sich insbesondere die älteren Menschen Sorgen machen und gleich zum Telefon greifen, wenn mal jemand ihrer Freunde nicht zu einem Kurs erscheint."
Mittlerweile steht übrigens fest, dass der Divan e.V. der künftige Träger eines der beiden neuen Stadtteilzentren des Bezirks werden wird und dieses in der bisherigen bezirklichen Seniorenfreizeitstätte in der Nehringstraße 8 aufbauen soll. Das Verfahren hält Annette Tafel für fragwürdig: "Laut Aussage der Senatsverwaltung lag dieser Ende Dezember kein Antrag für ein Stadtteilzentrum vor, der bewilligt worden wäre. Wir haben unseren Antrag wie jedes Jahr fristgerecht im September 2014 für 2015 abgegeben. Auch deshalb halten wir das aktuelle Verfahren bei der Neuverteilung der Mittel für intransparent und fraglich."
Weder Sozialsenator Mario Czaja (CDU) noch ein Sprecher aus der zuständigen Senatsverwaltung wollten oder konnten sich zu einem der vorliegenden Sachverhalte äußern.
Autor:Michael Nittel aus Reinickendorf |
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