Ohne engagierte Bürger gibt's keine saubere Stadt

Aus dem Luxushotel ins Blumenbeet: Zoé und Julian vom Waldorf Astoria scheuen sich nicht vor schmutziger Arbeit. | Foto: Schubert
2Bilder
  • Aus dem Luxushotel ins Blumenbeet: Zoé und Julian vom Waldorf Astoria scheuen sich nicht vor schmutziger Arbeit.
  • Foto: Schubert
  • hochgeladen von Thomas Schubert

Charlottenburg. Jätende Hoteliers, gewissenhafte Hobbygärtner und ein sprudelnder Schieferbrunnen. Am Olof-Palme-Platz vor dem Zoo-Aquarium führte die Aktion für eine saubere Stadt zum Erfolg. Wenn nur genügend Hände mit anpacken, das ist die Botschaft, dann fällt die Arbeit leichter.

Nur ein halbes Jahr ist seit dem letzten Aktionstag vergangen, und dann das: Müll in den Sträuchern, verwilderte Rabatten, verdorrtes Gestrüpp. Der Olof-Palme Platz - ein Pflegefall. Aber Abhilfe schaffen? Das sollen bitteschön die anderen. So mögen nicht wenige Anwohner und Passanten vor dem Zoo-Aquarium denken.

"Echt schade, dass man so oft verdreckte Anlagen sieht", sagt sich auch der junge Marcel. Und packt statt weiter zu jammern selber mit an. Gemeinsam mit Dutzenden Mitstreitern bildet er einen Gärtnertrupp der Werkstätten für Menschen mit Behinderungen Berlin, schneidet alte Rosenbüsche, setzt neue. Zupft und pflanzt. Keiner der Gärtner scheut vor müffelnden Müllbeuteln und schmutzigen Handschuhen zurück.

Und sie sind nicht die einzigen, welche die Initiative "Wir Berlin" an diesem Tag hier versammelt hat. Die Vorsitzende Beate Ernst sieht sogar Mitarbeiter teurer Hotels über dem Unkraut knien. Und sie weiß: Der bürgerschaftlich organisierte Putz im öffentlichen Raum ist eine Frage der Kommunikation. Nicht nur über Medien, sondern auch von Mund zu Mund. "Es muss ein einfacher Anruf und eine Frage genügen: Seid ihr dabei?"

Zoé von der Leeuw vom Waldorf Astoria musste sich nicht lange bitten lassen. Und Kollege Julian Trumph sieht es mehr als einen Akt der Gesundheitsvorsorge denn als Pflicht: "Endlich mal an der frischen Luft."

Wer es ihnen gleichtun will, muss nicht einmal die Ausrüstung selbst besorgen. Denn die BSR stellt alles zur Verfügung, was der freiwillige Grünflächenpfleger braucht: Greifer, Säcke, Handschuhe, Besen, Beutel. Auf diese Weise, so BSR-Sprecher Sebastian Harnisch, könne sich das Landesunternehmen auch an der Reinhaltung von Bereichen einsetzen, für die es eigentlich nicht zuständig ist.

Damit der Olof-Palme-Platz und all die anderen vernachlässigten Erholungsorte Berlins in Schuss bleiben, braucht es natürlich möglichst viele helfende Hände. Neben den Teams der Behindertenwerkstatt und des Hotels Waldorf Astoria zieht die Aktion am Olof-Palme-Platz weite Kreise: von der Berliner Volksbank über das Bezirksamt Mitte, die BSR, Senatorin Dilek Kolat (SPD), die Hotels Intercontinental und Palace Berlin, die Stechlinsee-Grundschule, den Zoologischen Garten, die Lenné-Akademie und die Steinmetzfirma Gebauer bis hin zum Bildhauer Volker Bartsch.

1987 verhalf er dem markanten Brunnen des Platzes zu seiner Gestalt, geformt aus 256 Schieferplatten. "Sie waren zuletzt schon sichtlich angegriffen", bedauert Bartsch. "Schließlich haben darauf nicht nur Kinder, sondern auch Erwachsene herumgeturnt." Das Ergebnis: abgebrochene Platten, die offenbar als Souvenir herhielten. Ersatz zu beschaffen war kein leichter Akt, stammen die urzeitlichen Platten doch aus einem Bergbau in 600 Metern Tiefe. Nach langer Suche fand sich dann doch Ersatz, der hoffentlich da stecken bleibt, wo Bartsch es möchte. Wer sich über dem Olof-Palme-Platz informieren will, kann übrigens zum Handy greifen. Der QR-Code in einer neu aufgestellten Granitstele führt den Besucher auf entsprechende Seiten im Internet.

Die Unterstützung der BSR in Form von Greifer, Säcken, Handschuhen und Besen kann man anfordern unter www.kehrenbuerger.de.
Thomas Schubert / tsc
Aus dem Luxushotel ins Blumenbeet: Zoé und Julian vom Waldorf Astoria scheuen sich nicht vor schmutziger Arbeit. | Foto: Schubert
Jäten statt jammern: Marcel und Marc von den Werkstätten für Menschen mit Behinderungen widmen sich verwilderten Rosenbüschen. | Foto: Schubert
Autor:

Thomas Schubert aus Charlottenburg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

Eine/r folgt diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Das Team von Optik an der Zeile lädt vom 3. bis 5. April 2025 zur mittlerweile 17. Brillenmesse ein. | Foto: Optik an der Zeile

Optik an der Zeile
17. Brillenmesse vom 3. bis 5. April

Über 40 Jahre Augenoptik-Tradition im Märkischen Viertel, das feiern wir, Optik an der Zeile, auch im April im Märkischen Zentrum. Feiern Sie mit und profitieren Sie von attraktiven Angeboten, die Sie sich selbst erwürfeln können! Im Rahmen der 17. Brillenmesse vom 3. bis 5. April können Sie sich von unserer Kompetenz selbst überzeugen. Mit vielen schööönen Brillengestellen und den Gläsern von Essilor und Rodenstock bieten wir bestes Sehen für jeden Anspruch. Aus der großen Kollektion namhafter...

  • Bezirk Reinickendorf
  • 15.03.25
  • 524× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Hüft- und Kniebeschwerden können durch Unfälle, Verschleißerscheinungen oder Fehlstellungen verursacht werden und beeinträchtigen Ihre Beweglichkeit sowie Ihre Lebensqualität erheblich. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Für mehr Lebensqualität!
Linderung für Hüft- und Knieschmerzen

Hüft- und Kniebeschwerden können durch Unfälle, Verschleißerscheinungen oder Fehlstellungen verursacht werden und beeinträchtigen Ihre Beweglichkeit sowie Ihre Lebensqualität erheblich. Bei unserem Infoabend wird Tariq Qodceiah, Chefarzt für Orthopädie & Unfallchirurgie sowie Leiter des Caritas Hüftzentrums in Reinickendorf, Ihnen die verschiedenen Ursachen und Behandlungsstrategien für Knie- und Hüftschmerzen erläutern. Er stellt sowohl konservative als auch operative Methoden vor und zeigt,...

  • Reinickendorf
  • 25.02.25
  • 1.513× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige

Vortrag am 15. April um 17 Uhr
Schmerz, Angst und Depression?

Chronische Schmerzen sind mehr als nur ein Symptom – sie können zu einer eigenständigen Erkrankung werden und das Leben der Betroffenen stark beeinträchtigen. Doch welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es? Wie kann moderne Neuromodulation helfen, das Schmerzsystem zu beeinflussen und das Leiden zu lindern? Unsere Referenten, Dalibor Arapovic und Sebastian Ciupa, informieren Sie über die Entstehung und Anatomie chronischer Schmerzen sowie über verschiedene Therapieansätze – von konservativen...

  • Mitte
  • 17.03.25
  • 248× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Erfahren Sie, welche proktologischen Erkrankungen häufig auftreten, welche Untersuchungsmethoden es gibt und wie moderne Behandlungsmöglichkeiten helfen können.  | Foto: pixel-shot.com, Leonid Yastremskiy

Proktologie: Ende gut, alles gut!

Unser Darm ist mit seinen 5 bis 7 Metern Länge ein wahres Wunderwerk unseres Körpers. Doch wenn es am Ende des Darms zu Erkrankungen kommt, kann das die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen – auch wenn man es nicht sieht. Aus Scham werden diese Probleme oft verschwiegen, dabei gibt es in den meisten Fällen gute Behandlungsmöglichkeiten. Wir laden Sie herzlich zu unserem Informationsabend ein! Erfahren Sie, welche proktologischen Erkrankungen häufig auftreten, welche Untersuchungsmethoden es...

  • Reinickendorf
  • 19.02.25
  • 1.726× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.