Hinsehen statt wegsehen
Poelchau-Schulklassen versorgen Obdachlose mit Heißgetränken

Verständnis entwickeln, Bedürftigen helfen, sich sozial engagieren. Der Kurs von Lehrerin Theresa Zilles (rechts) schenkte zum Auftakt der Aktion warme Getränke an Obdachlose am Bahnhof Zoo aus.  | Foto: Matthias Vogel
  • Verständnis entwickeln, Bedürftigen helfen, sich sozial engagieren. Der Kurs von Lehrerin Theresa Zilles (rechts) schenkte zum Auftakt der Aktion warme Getränke an Obdachlose am Bahnhof Zoo aus.
  • Foto: Matthias Vogel
  • hochgeladen von Matthias Vogel

Die Sportschule im Olympiapark - Poelchau-Schule in Westend trägt seit zwei Jahren den Titel „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“. Dabei handelt es sich nicht nur um ein Etikett, wie sie mit der am 3. Dezember gestarteten Aktion „Hinsehen statt wegsehen“ beweist.

Lehrerin Theresa Zilles rückte mit ihrem Oberstufenkurs aus, um am Bahnhof Zoo Obdachlose mit Kaffee, Tee und Gebäck zu versorgen. „Ich finde, man engagiert sich selbst einfach zu wenig“, beschreibt sie den Antrieb, ihre Idee im Lehrerzimmer vorgetragen zu haben. Einmal pro Woche will sie mit stets einer anderen Klasse den Obdachlosen an der Bahnhofmission etwas Gutes tun. „Wir sind mit der U-Bahn so schnell hier, es muss lediglich eine Doppelstunde geopfert werden“, sagt sie.

Bei Schulleiter Matthias-Carsten Rösner lief Zilles offene Türen ein und auch ihre Kollegen spielen mit. Sie hat einen Winterplan für die Aktion entwickelt, wonach in den nächsten Wochen und Monaten immer andere Klassen die Obdachlosen montags unterstützen. Zunächst Kurse aus der Oberstufe, aber auch die neunten und zehnten Klassen sollen ins Boot geholt werden. „Jüngere nicht. Die Obdachlosen haben zum Teil zu harte Schicksale.“

Es geht nicht nur um die gute Tat. Zilles möchte auch Klischees und Vorurteile abgebaut sowie Verständnis für Menschen am Rande der Gesellschaft geweckt wissen. „Es ist ja schon gewonnen, wenn despektierliche Ausdrücke – beispielsweise Penner – aus dem Wortschatz verschwinden.“ Eigentlich war es ihr am 3. Dezember auch viel zu warm. „Es wäre für die Schüler schon lehrreicher gewesen, am eigenen Leib zu erfahren, wie es ist, bei Eiseskälte auf der Straße zu leben.“ Die Kunstlehrerin war mit dem Effekt trotzdem sehr zufrieden. „Die Schüler machen das ganz toll, sie gehen sehr offen auf die Bedürftigen zu. Und die wiederum sind sehr dankbar und freuen sich, dass sich junge Menschen um sie sorgen.“ Die Bahnhofsmission gutiere die Initiative übrigens, sagte Zilles, weil sie sie auch ein bisschen entlasten würde.

Selbstgebackene Kekse hat ihr Kurs mitgebracht. Tee und Kaffee gingen schnell zur Neige. „Das ist was, was diese Schüler zusätzlich zu ihren Erfahrungen an die nächste Klasse weitertragen können: mehr mitzubringen.“ Sascha-Alexander Bundt bediente die große Kaffee-Thermoskanne. „Macht schon betroffen. Und es wird einem bewusst, wie gut man es hat zu Hause.“ Auch Fynn-Henry Funke hat die Aktion beeindruckt. „Ich finde das richtig gut, dass wir das machen. Es öffnet einem die Augen. Viele verbinden mit Obdachlosigkeit gleich mit Drogen, das ist zum Beispiel ja überhaupt nicht so.“ Theresa Zilles hofft, dass viele Klassen ihrer, aber auch anderer Schulen zu Nachahmern werden. Und zwar nicht nur zur Weihnachtszeit, wenn sowieso die Stimmung eine sehr barmherzige ist. „Da hat mir die Bahnhofsmission einmal die Augen geöffnet. Die Kälte hört nicht mit Ende des Fests auf.“

Autor:

Matthias Vogel aus Charlottenburg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

7 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
Schonende Verfahren für Ihre Rückengesundheit werden am 19. März vorgestellt. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Informationen für Patienten
Minimal-Invasive Wirbelsäulenchirurgie

Leiden Sie unter anhaltenden Rückenschmerzen oder Wirbelsäulenbeschwerden? Moderne minimal-invasive Operationsverfahren ermöglichen eine schonendere Behandlung mit schnelleren Genesungszeiten. Erfahren Sie mehr über innovative Therapiemöglichkeiten bei unserem Infoabend mit Dr. (Univ. Kermanshah) Kamran Yawari, Teamchefarzt des Caritas Wirbelsäulenzentrums. In seinem Vortrag erläutert er die Vorteile minimal-invasiver Wirbelsäulenchirurgie und zeigt auf, wann und für wen diese Methoden sinnvoll...

  • Reinickendorf
  • 18.02.25
  • 89× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Erfahren Sie, welche proktologischen Erkrankungen häufig auftreten, welche Untersuchungsmethoden es gibt und wie moderne Behandlungsmöglichkeiten helfen können.  | Foto: pixel-shot.com, Leonid Yastremskiy

Proktologie: Ende gut, alles gut!

Unser Darm ist mit seinen 5 bis 7 Metern Länge ein wahres Wunderwerk unseres Körpers. Doch wenn es am Ende des Darms zu Erkrankungen kommt, kann das die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen – auch wenn man es nicht sieht. Aus Scham werden diese Probleme oft verschwiegen, dabei gibt es in den meisten Fällen gute Behandlungsmöglichkeiten. Wir laden Sie herzlich zu unserem Informationsabend ein! Erfahren Sie, welche proktologischen Erkrankungen häufig auftreten, welche Untersuchungsmethoden es...

  • Reinickendorf
  • 19.02.25
  • 42× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Gallensteine sind ein häufiges, aber oft unterschätztes Gesundheitsproblem.  | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Patienten fragen
Steine in der Gallenblase – was nun?

Gallensteine sind ein häufiges, aber oft unterschätztes Gesundheitsproblem. Etwa jede fünfte Person in Europa ist betroffen, und fast die Hälfte entwickelt im Laufe des Lebens Beschwerden. Diese äußern sich meist in Form von wiederkehrenden Schmerzen, insbesondere im rechten Oberbauch. In einigen Fällen können Gallensteine zu ernsthaften Komplikationen wie einer Entzündung der Gallenblase führen. Die bevorzugte Therapie bei Beschwerden ist die operative Entfernung der Gallenblase – in der Regel...

  • Reinickendorf
  • 12.02.25
  • 453× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Informieren Sie sich über Intensivmedizin. | Foto: 2022 Tomasz Kuzminski

Infoabend am 11. Februar
Grenzen und Möglichkeiten der Intensivmedizin

Die Intensivmedizin hat erstaunliche Fortschritte gemacht und bietet schwerstkranken Patienten Überlebenschancen, die früher undenkbar waren. Doch wo liegen die Grenzen dieser Hochleistungsmedizin? Welche technischen, personellen und ethischen Herausforderungen gibt es? Besuchen Sie unseren Infoabend mit Priv.-Doz. Dr. Stephan Kurz und erfahren Sie, wie intensivmedizinische Maßnahmen Leben retten, aber auch komplexe Entscheidungen erfordern. Was geschieht, wenn Therapieoptionen ausgeschöpft...

  • Reinickendorf
  • 29.01.25
  • 1.053× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.